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Die meisten Menschen verletzten sich bei Haushaltsunfällen

07. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Die meisten Menschen in Österreich haben sich im vergangenen Jahr bei Unfällen im Haushalt verletzt. 355.400 der insgesamt 804.500 betroffenen Personen haben sich Blessuren im eigenen Heim zugezogen, zeigten Zahlen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV), die am Montag mit dem Versicherungsverband präsentiert wurden. Bei Freizeitunfällen haben sich 265.000 Menschen Verletzungen zugezogen. Insgesamt gab es eine Zunahme der Verletzten um drei Prozent binnen eines Jahres.

Auf den Arbeits- und Schulbereich entfielen 112.000 Verletzte und auf Verkehrsunfälle 92.100 Verletzte. "Eine besonders traurige Entwicklung gibt es bei den Kindern im Alter von null bis 14 Jahren, denn dort ist die Anzahl der Verletzten überproportional stark um fünf Prozent auf fast 122.000 gestiegen", sagte KFV-Direktor Christian Schimanofsky. Die meisten Verletzten im Kindesalter (41 Prozent) gibt es im Haushaltsbereich, während unter den Jugendlichen der Freizeitbereich - inklusive Freizeitsport - mit 48 Prozent am häufigsten zu Verletzungen führt. Im Seniorenalter dominieren dann wieder die Haushaltsunfälle (67 Prozent). Da geht es eher um Stürze im eigenen Heim. Vor allem im Bereich Mannschaftssport bzw. Abenteuersport wie Klettern gab es starke Zunahmen. Die meisten Verletzten wurden bei Unfällen in Wien mit 157.000 Personen und die wenigsten im Burgenland mit 25.000 Betroffenen gezählt.

Zuletzt ist auch die Zahl der Unfalltoten wieder angestiegen. In den Jahren zuvor lag der Wert noch deutlich unter 3.000 Opfern. Im Jahr 2023 - Zahlen aus dem vergangenen Jahr stehen noch nicht zur Verfügung - lag die Zahl der bei Unfällen Getöteten bei 3.094. "Das Unfallgeschehen in Österreich verursacht jedes Jahr immens viel Leid, bindet enorme personelle Ressourcen in den Spitälern und erhöht natürlich auch in vielerlei Hinsicht die Sozialausgaben, weil Krankenbehandlungen und Reha-Maßnahmen mit hohen Kosten verbunden sind", so Schimanofsky. Daher sei jeder Unfall, der erst gar nicht passiere, für alle Betroffenen ein enormer Vorteil - und zwar sowohl punkto Lebensqualität als auch in finanzieller Hinsicht.

"Wir fordern eine Intensivierung der bundesweiten Unfallverhütungsprogramme, wir setzen uns für mehr Aufklärungskampagnen ein sowie für die Einführung wirksamer Sicherheitstechniken", sagte der KFV-Direktor. "Notwendig sind aber auch mehr Forschungsprojekte, um die Ursachen von Unfällen noch besser zu verstehen und effektive Gegenmaßnahmen zu entwickeln." Deshalb befragt das Kuratorium jedes Jahr betroffene Menschen. Allein im Vorjahr wurden in den Ambulanzen von 15 Spitälern in Österreich rund 18.800 Interviews mit Unfallopfern geführt, die dort nachbehandelt wurden und die Daten hochgerechnet. Die Behandlungskosten sind im Vergleich zum Jahr 2023 sogar um fünf Prozent auf rund 2,74 Milliarden Euro gestiegen, wie die Zahlen zeigten.

Prävention "wichtigstes Werkzeug"

"Das wichtigste Werkzeug ist die Prävention", sagte Schimanofsky. Denn eigentlich passiere "in dem Bereich, wo man sich am sichersten fühlt", nämlich das Zuhause, die meisten Unfälle. Das Entfernen von Stolperfallen wie Kabel oder Teppiche, eine bessere Beleuchtung, Brandschutzmaßnahmen, eine Kindersicherung oder das sichere Verwahren von Putzmitteln sind nur einige der Präventionstipps, die im Haushalt umsetzt werden können.

Laut dem österreichischen Versicherungsverband VVO könnte durch vermehrte Prävention viel Leid verhindert und auch das staatliche Sozialsystem spürbar entlastet werden. Die privaten Versicherer selbst haben zuletzt in der Unfallversicherung Leistungen in Höhe von 840 Millionen Euro pro Jahr erbracht.

Die hohe Zahl an Verletzten im Sport- und Freizeitbereich birgt neben der menschlichen Komponente auch ein hohes finanzielles Risiko für die Betroffenen. Denn anders als Arbeitsunfälle oder Unfälle im Schulbereich würden Freizeitunfälle nicht in die Zuständigkeit der gesetzlichen Unfallversicherungsträger fallen. Die Primärversorgung der Verletzungen sei durch die gesetzlichen Krankenversicherungen zwar für ihre Versicherten auch bei Freizeitunfällen abgedeckt, bei dauerhafter Invalidität und bei beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen erfolgt jedoch keine Leistung seitens der gesetzlichen Unfallversicherung, betonte Ralph Müller, VVO-Vizepräsident.

Zusammenfassung
  • Im vergangenen Jahr verletzten sich in Österreich insgesamt 804.500 Menschen, wobei 355.400 dieser Unfälle im Haushalt passierten. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Verletzungen bei Kindern um fünf Prozent auf fast 122.000.
  • Die Behandlungskosten für Unfälle stiegen um fünf Prozent auf 2,74 Milliarden Euro, während die Zahl der Unfalltoten im Jahr 2023 auf 3.094 anstieg. Die meisten Verletzten wurden in Wien gezählt, die wenigsten im Burgenland.
  • Das Kuratorium für Verkehrssicherheit betont die Bedeutung von Prävention und fordert mehr Unfallverhütungsprogramme und Forschungsprojekte, um die hohe Zahl an Verletzungen zu reduzieren.