Designierter ESA-Chef Aschbacher will "näher an NASA-Niveau"
Aschbacher war am Donnerstag vom ESA-Rat zum neuen ESA-Chef bestellt worden, er tritt sein Amt Anfang Juli 2021 an. Der 58-jährige Tiroler ist derzeit ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme und Leiter von ESRIN, dem ESA-Zentrum für Erdbeobachtung bei Rom. Er nehme die Arbeit "mit Ehrfurcht und Demut an" und gehe "voller Ideen und Motivation" an den Job, sagte er und dankte Gewessler und Klaus Pseiner, Geschäftsführer der Forschungsförderungsgesellschaft FFG und Österreichs Repräsentant im ESA-Rat, für die Unterstützung seiner Kandidatur.
Im APA-Interview sagte Aschbacher, dass das "gleiche Niveau wie die NASA realistischerweise natürlich nicht machbar" sei, "aber ich will Europa näher an die NASA heranbringen". Seine Vision sei es, "den Weltraum in Europa wichtiger zu machen, nämlich so wichtig, dass seine Bedeutung in etwa auf das Niveau von Amerika und China kommt". Europa sei als Wirtschaftsmacht und als politischer Block mit diesen beiden Blöcken gleichzusetzen, "aber der Weltraum leider nicht vergleichbar, hier sind die Investitionen geringer, aber auch die Bedeutung des Weltraums an sich ist viel geringer".
Gemeinsam mit der EU-Kommission will Aschbacher nicht nur eine Faszination für das All erzeugen, sondern auch Projekte auf die Beine stellen, "vielleicht auch Flagship-Programme in der Größe von 'Galileo' oder 'Copernicus', und damit Europa auf die nächste Stufe bringen". Er wolle noch nicht zu viel dazu sagen, sondern seine Vorhaben am ersten Tag seiner Amtszeit, also dem 1. Juli 2021, vorstellen. "Die Konzepte sind in meinem Kopf, müssen erarbeitet und mit den Mitgliedsländern und der Kommission abgestimmt werden."
Die für Weltraumagenden zuständige Klimaschutzministerin Gewessler gratulierte Aschbacher zur einstimmigen Wahl, "es ist eine Ehre und Freude, dass die ESA in den nächsten Jahren von einem so kompetenten Österreicher geleitet wird". Es zeige auch, dass Österreich in der Weltraumforschung sehr aktiv sei, und diese sei von ganz besonderer Bedeutung, insbesondere die Erdbeobachtung im Kampf gegen die Klimakrise.
Österreich hat sich für Gewessler seit dem ESA-Beitritt 1987 kontinuierlich "zu einem international anerkannten Partner im Weltraumbereich entwickelt". Ihr Ressort investiere jährlich 70 Mio. Euro in die Erforschung des Weltraums, rund zwei Drittel davon gehen an die ESA. Damit würden auch innovative Unternehmen in Österreich unterstützt, die von den Aufträgen der ESA profitieren. Die Ministerin kündigte an, dass ihr Haus aus dem Konjunkturpaket sechs Mio. Euro in Programme der ESA investieren und damit Spitzenforschung unterstützen werde.
Ein Schwerpunkt sowohl der Investitionen in die ESA-Programme als auch im österreichischen Weltraumprogramm ASAP sei die Erdbeobachtung. Von den ESA-Aufwendungen würden im Schnitt zehn Mio. Euro pro Jahr in Erdbeobachtungsaktivitäten fließen, beim ASAP sei heuer ein Fördervolumen von 7,7 Mio. Euro für Erdbeobachtung und die Anwendung von Daten und Dienstleistungen aus dem Erdbeobachtungsprogramm von ESA und Europäischer Kommission "Copernicus" vorgesehen. "Dieses Geld hilft uns auch im Kampf gegen die Klimakrise", so Gewessler.
Denn Satelliten wie der kürzlich gestartete "Sentinel 6" würden Daten über die Erde liefern, mit denen man bessere und wirksamere Maßnahmen gegen die Klimakrise setzen könne. Als konkrete Projekte unter österreichischer Leitung nannte sie etwa die Beobachtung der Schneebedeckung der nördlichen Hemisphäre, deren Entwicklung Rückschlüsse auf die Entwicklung des Klimasystems liefere, oder die großflächige Beobachtung der Bodenfeuchte.
Aschbacher hob die große Bedeutung von Weltraumtechnologien für unser aller Leben hervor. Sie würden Informationen liefern, "für Entscheidungsträger, aber auch für den Bürger, um zu verstehen, was auf unserem Planeten passiert, wie er funktioniert und wie man die Zusammenhänge besser verstehen kann" Dadurch könne man bessere Klima-Vorhersagen machen. Satelliten würden auch bei der Überwachung der verschiedenen Klimaabkommen helfen - ein Thema, das ihm selbst "am Herzen liegt. Deshalb freut mich besonders das Ziel, dass Österreich 2040 klimaneutral werden soll, das ist eine Sensation und ich würde gerne helfen, das zu bewerkstelligen", so Aschbacher.
Zusammenfassung
- Der designierte Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Josef Aschbacher, will die Raumfahrtagentur "näher an das Niveau der NASA bringen".
- Das sagte der aus Tirol stammende Erderkundungsexperte am Freitag bei einer Pressekonferenz mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) in Wien.
- So strebt er etwa "Flagship-Programme" in der Größe wie "Galileo" oder "Copernicus" an.