Amazonas-RegenwaldAPA/AFP/Pablo PORCIUNCULA

"COP30" in Brasilien

Autobahn zum Klimagipfel: Urwald abgeholzt

Heute, 14:27 · Lesedauer 3 min

Um die Besuchermassen des bevorstehenden Klimagipfels "COP30" in der brasilianischen Großstadt Belém besser verteilen zu können, hat die Landesregierung des Bundesstaates Pará beschlossen, einen Teil des geschützten Amazonas-Regenwaldes zu roden und eine Autobahn zu bauen.

Zwischen 10. und 25. November lädt Brasilien zum Klimagipfel "COP30" in die Stadt Belém im Norden Brasiliens ein. Bis zu 50.000 Teilnehmer:innen – darunter hochrangige Politiker aus aller Welt – werden bei der Konferenz erwartet. Um den Stadtverkehr während dieser Zeit zu entlasten, wird eine vierspurige Autobahn durch einen Teil des Amazonas-Regenwaldes gebaut. Dafür weichen müssen Zehntausende Hektar Dschungel.

Drohnenaufnahmen zeigen eine gerodete Fläche von 13 Kilometern. Entlang der gebauten Straße türmen sich Baumstämme, während sich Bagger und Maschinen durch den Waldboden fräsen, um das Feuchtgebiet zu ebnen und zu pflastern.  

Autobahnbau immer wieder verschoben

Bereits 2012 wollte die Regierung des Bundesstaates Pará die Pläne für die "Avenida Liberdade" genannte Autobahn umsetzen. Aufgrund von Umweltbedenken wurde das Projekt jedoch immer wieder auf Eis gelegt. Um sich auf den Klimagipfel vorzubereiten, wurde es schließlich wieder aufgenommen.

Während Adler Silveira, Infrastrukturminister von Pará, die Autobahn gegenüber der BBC als "wichtige Mobilitätsmaßnahme" und "nachhaltige Autobahn" bezeichnet, haben mehrere Anwohner und Naturschützer Alarm geschlagen. Sie befürchten massive Auswirkungen auf die Umwelt.

Mit dem Bau der Autobahn würde man ein "Vermächtnis für die Bevölkerung hinterlassen und, was noch wichtiger ist, den Menschen für die COP30 auf die bestmögliche Weise dienen", verteidigt Silveira das Projekt.

Auch der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva setzt sich für den Bau ein: Der Gipfel werde "eine COP im Amazonasgebiet und keine COP über das Amazonasgebiet". Man wolle bei der Konferenz die Bedürfnisse des Amazonasgebietes in den Vordergrund rücken und zeigen, was die Bundesregierung für den Erhalt des Gebietes geleistet hat.

Wissenschaftler besorgt

Wissenschaftler zeigen sich unter anderem wegen des Ökosystems und der Bewegung von Wildtieren besorgt. Durch den Bau der Straße würde ein geschütztes Waldgebiet getrennt werden, was eine Auswilderung von rehabilitierten Wildtieren schwer mache.

Silveira zeigt sich auch von diesem Argument wenig beeindruckt, immerhin werde es Wildtierübergänge sowie Fahrradwege und Solarbeleuchtung geben. Außerdem sollen neue Hotels gebaut und der Hafen so umgestaltet werden, dass Kreuzfahrtschiffe dort anlegen können, um überschüssige Besucher zu empfangen.

Kritiker beanstanden zudem, dass die Autobahn vor allem Unternehmen und Beamten zugutekomme. Gemeinde, die in der Nähe wohnen, würden außen vor gelassen werden.

Amazonas kämpft ums Überleben

Der Bau der Autobahn passiert vor dem Hintergrund massiver Umweltprobleme, mit denen der Amazonas zu kämpfen hat. 2024 wüteten verheerende Brände im Amazonasgebiet. Eine Fläche von 22 Millionen Hektar fielen dem Feuer im Vorjahr zum Opfer. Oftmals war der Mensch Auslöser. Bäume wurden gefällt und abgeholzte Flächen in Brand gesteckt, um Weideflächen und Ackerland zu schaffen.

Neben der anhaltenden Rodung des Waldes sank zudem der Wasserstand des Amazonas im zweiten Jahr in Folge auf einen Rekordtiefstand. Die Regierung war gezwungen, den Notstand auszurufen und Nahrungsmittel und Wasser an die betroffenen Gemeinden zu verteilen.

Dem Amazonas kommt eine vitale Rolle bei der weltweiten Kohlenstoffaufnahme und beim Erhalt der Artenvielfalt zu. Er gilt als CO₂-Speicher und hat eine entscheidende Funktion im Kampf gegen den Klimawandel. 

Zusammenfassung
  • Im November 2025 findet der Klimagipfel COP30 in der brasilianischen Stadt Belém statt.
  • Um den Verkehr in der Stadt zu entlasten, wird eine vierspurige Autobahn durch einen Teil des geschützten Amazonas-Regenwalds führen.
  • Während die Landesregierung die “Nachhaltigkeit” der Autobahn preist, schlagen Einheimische und Umweltschützer Alarm.
  • Sie befürchten massive Auswirkungen auf die Umwelt.