Chemikalie TFA in 14 von 23 österreichischen Mineralwässern
Global 2000 betonte in der Publikation der Untersuchung aber auch, dass Mineralwasser weiterhin bedenkenlos konsumiert werden könne: "Die hier gefundenen Konzentrationen überschreiten keine derzeit bekannten gesundheitlichen Richtwerte oder Grenzwerte von TFA." Im Vergleich mit den Belastungen von oberflächennahem Grundwasser, der Quelle von Leitungswasser, lagen die TFA-Belastungen der untersuchten Mineralwässer - mit Ausnahme der drei am stärksten belasteten Produkte - zudem bei den unteren 50 Prozent.
Bei zwei der 14 belasteten Produkten lag der Wert zudem unter 100 Nanogramm/Liter (ng/L) was laut den Angaben dem EU-Grenzwert für toxikologisch relevante Pestizid-Abbauprodukte entspricht. "Mineralwasser aus einer tiefen Quelle, die noch dazu von einer geologischen Barriere gut geschützt ist, hat in der Regel wenig oder keine TFA-Belastung", verkündete Burtscher-Schaden im Rahmen eines Medientermins gute Nachricht aus der von ihm durchgeführten Studie.
In seichte Quellen könne sich mit TFA belastetes Grundwasser leichter mit Mineralwasser vermischen, "intensive Landwirtschaft erhöht dann noch zusätzlich die Verunreinigung", so der Umweltchemiker. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) verweist auf ihrer Online-Präsenz auf eine Studie des deutschen Umweltbundesamts (UBA), die von TFA-Werten im Niederschlag von durchschnittlich 0,335 μg/L berichtet.
PFAS-Pestizid-Verbot gefordert
Auch Global 2000 beruft sich im Zuge der Forderung nach einem PFAS-Pestizid-Verbot auf die deutsche UBA: Demnach seien in "Regionen mit einem hohen Anteil an Ackerland die durchschnittlichen TFA-Werte deutlich höher (1,66 μg/L) als in Gebieten, in denen keine landwirtschaftlichen Einträge zu erwarten sind, sondern der Niederschlag der dominierende Eintragspfad ist (0,67 μg/L)." Laut Burtscher-Schaden zählen rund 16 Prozent der verwendeten Pflanzenschutzmittel zu den PFAS-Pestiziden - und von denen gelte es sich zu verabschieden, so seine Forderung an das Landwirtschaftsministerium.
Die Landwirtschaftskammer (LKÖ) wies in einer Stellungnahme indes darauf hin, dass es sich bei dem angeführten TFA um ein Abbauprodukt vieler in der Luft vorkommender PFAS aus industriellen Produkten und Emissionen handle. Global 2000 wurde dahingehend kritisiert, "dieses Thema wiederholt zur Gänze ihrem 'Lieblingsfeind Landwirtschaft' umzuhängen. Es werde so eine "unseriöse Kampagne, die nicht den Fakten entspricht und völlig einseitig ist" gefahren.
Kritik vonseiten der Landwirtschaftskammer
"Am Beispiel des von Global 2000 heute angeführten Wiener Wassers mit den genannten 350ng TFA zeigt sich, dass ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln keinen Einfluss hätte, da es im Einzugsgebiet dieser Quellen primär Wald und Grünland gibt, während Pflanzenschutz dort weit und breit kein Thema ist", hieß es weiter. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass das Thema PFAS "in diversen Lebens- und Wirtschaftsbereichen werden jedenfalls auf EU-Ebene intensiv behandelt" werde.
Umweltschutzorganisationen fordern im Fall von TFA schon seit längerem strengere Vorgaben, Global 2000 verwies erneut auf eine Studie aus dem Jahr 2021, die schwere Missbildungen an Kaninchen-Föten wegen der Chemikalie gezeigt habe und den daraus resultierenden Verdacht, dass infolge auch die Fortpflanzung beim Menschen gefährdet sei. TFA ist ein "extrem stabiles" Zerfallsprodukt (Metabolit) von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS), die unter anderem in Pflanzenschutzmitteln wie auch in Imprägnierungen für Textilien, Leder- und Papierwaren oder Feuerlöschschaum, Kosmetika oder Lebensmittelverpackungen enthalten.
Was den Umgang mit der Vorgänger-Chemikalie PFAS betrifft, so hat das österreichische Umweltministerium im Vorjahr einen Aktionsplan vorgelegt, mit dem die Belastung durch "Ewigkeitschemikalien" verringert werden soll. Ebenfalls schränkte die Europäische Kommission 2024 die Verwendung einer Untergruppe sogenannter PFAS-Chemikalien ein.
(S E R V I C E - Global 2000 Mineralwasser-Test: https://www.global2000.at/publikationen/mineralwasser-test)
Zusammenfassung
- In einer Untersuchung von Global 2000 wurden in 14 von 23 österreichischen Mineralwässern Spuren der Chemikalie TFA gefunden, wobei die gemessenen Werte keine bekannten gesundheitlichen Grenzwerte überschreiten.
- Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden fordert ein EU-weites Verbot von PFAS-Chemikalien, da diese in vielen Produkten enthalten sind und TFA als Abbauprodukt in der Umwelt verbleibt.
- Die Landwirtschaftskammer kritisiert die Studie als einseitig und betont, dass TFA auch aus industriellen Emissionen stammt, während das österreichische Umweltministerium bereits Maßnahmen zur Reduzierung von PFAS eingeleitet hat.