Brand auf Wiener Zentralfriedhof offenbar gestiftet
Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel häufen sich Fälle antisemitischer Entgleisungen und Vorkommnisse in Österreich. So auch in der Halloween-Nacht.
Brand und Hakenkreuze
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IGK) in Österreich Oskar Deutsch berichtete auf Twitter (nunmehr "X"), dass in einem Gebäudeteil der Zeremonienhalle im jüdischen Teil des Zentralfriedhofs ein Brand gelegt wurde.
"Der Vorraum der Zeremonienhalle ist ausgebrannt. An Außenmauern wurden Hakenkreuze gesprayt. Personen kamen nicht zu Schaden", schreibt er weiter.
https://twitter.com/DeutschOskar/status/1719637383014990269
Feuer weitgehend selbst erloschen
Die Einsatzkräfte wurden am Mittwoch kurz nach 8.00 Uhr alarmiert, sagte Feuerwehrsprecher Gerald Schimpf auf Anfrage der Austria Presse Agentur. Betroffen war ein Nebengebäude des Kuppelbaus, der sogenannten Zeremonienhalle. Dort "dürfte es schon in den Nachstunden gebrannt haben", erläuterte der Sprecher.
Das Feuer sei aber weitgehend von selbst erloschen. Die Feuerwehr bekämpfte noch Glutnester und belüftete die verrauchten Räumlichkeiten.
Das Gebäude wurde vorübergehend behördlich gesperrt, hieß es in einer Aussendung der IKG. Es gebe erheblichen Sachschaden. Gräber könnten jedoch besucht werden.
Brandursache unklar
Die Brandursache war laut Polizei Wien vorerst unklar, ebenso die Frage, wie sich der oder die Täter in der Nacht Zutritt zum Friedhofsgelände verschafft haben, sagte Polizeisprecherin Julia Schick der Austria Presse Agentur zu dem Feuer und den aufgesprühten Hakenkreuzen.
Die Brandgruppe des Landeskriminalamts (LKA) und Beamte des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) seien noch an Ort und Stelle, wurde betont. "Nach dem Vorfall am Zentralfriedhof wird durch den Verfassungsschutz bereits intensiv und in alle Richtungen ermittelt", teilte die Landespolizeidirektion Wien auch auf der Plattform X mit.
Zeichen stehen auf Brandstiftung
Laut Informationen der Austria Presse Agentur gehen die Ermittler von einer Brandstiftung aus. Der Brand dürfte laut derzeitigen Erkenntnissen an zwei Stellen ausgebrochen sein, was ein starkes Indiz dafür sei, dass der Brand gelegt worden ist.
Nehammer: "Verurteile Anschlag auf das Schärfste"
Auch ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer meldete sich zum Vorfall auf Twitter zu Wort: "Ich verurteile den Anschlag auf den jüdischen Friedhof in Wien auf das Schärfste. Antisemitismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft und wird mit allen politischen und rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft. Ich hoffe, die Täter werden rasch ausgeforscht", schreibt er.
https://twitter.com/karlnehammer/status/1719646684433551721
Die SPÖ äußert in einer Aussendung ihre Entrüstung über den Vorfall am Friedhof. „Der Brandanschlag auf den jüdischen Friedhof und die Schändung der Außenmauer durch das Anbringen von Hakenkreuzen ist ein schockierender Akt der Gewalt, der rasch aufgeklärt und rigoros bestraft werden muss“, so SPÖ-Bundesparteivorsitzender Andreas Babler.
Antisemitismus, Hass und Gewalt hätten in Österreich keinen Platz, heißt es weiter.
"Das muss aufhören"
Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich in einer Stellungnahme zutiefst schockiert. "Die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Österreich ist in den letzten Wochen signifikant gestiegen. Das muss aufhören", forderte das Staatsoberhaupt. "'Nie wieder' ist ein konkreter Auftrag an uns alle: Jüdinnen und Juden müssen in Österreich in Sicherheit leben können", betonte Van der Bellen. "Antisemitismus hat hier keinen Platz. Hass hat hier keinen Platz."
Auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) zeigte sich entsetzt: "Der antisemitische Brandanschlag am Zentralfriedhof ist ein weiterer Akt vollkommen inakzeptabler Aggression auf die Sicherheit jüdischen Lebens in Österreich", er verurteile die Tat "auf das Schärfste".
Zusammenfassung
- Dienstagnacht wurde ein Gebäudeteil der Zeremonienhalle im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs in Brand gesetzt.
- An die Außenwände wurden Hakenkreuze gemalt.
- Bundeskanzler Nehammer schrieb auf Twitter, dass er den "Anschlag auf das Schärfste verurteilt".