Bizarrer Brauch: Wo Frauen mit Kuhhörnern geschlagen werden
Seit vielen Generationen verkleiden sich in der Nacht auf den 6. Dezember unverheiratete Männer mit Masken, Schaffellen und Federn. Ein Team des TV-Magazins "Panorama" des öffentlich-rechtlichen Senders ARD filmte die "Klaasohms" im vergangenen Jahr dabei, wie sie Frauen bei einem Fest mit einem Kuhhorn auf den Hintern schlagen.
Mehrere Frauen berichteten in dem Beitrag anonym von den brutalen Übergriffen auf der rund 5.000 Einwohner:innen zählenden Insel Borkum. Sogenannte "Fänger" halten sie dabei auf der Straße fest, damit sie den Klaasohms nicht entkommen. Nachdem die Sendung ausgestrahlt wurde, war die Empörung über die Gewalt deutschlandweit groß.
Geheimer Brauch?
Dass der Brauch heute noch existiert, war außerhalb Borkums bislang kaum bekannt. Laut Recherchen des öffentlich-rechtlichen Senders NDR soll der Veranstalter des Festes, bei dem die Klaasohms ihr Unwesen treiben, zu Geheimhaltung aufgerufen haben.
In einer Stellungnahme räumten der Verein Borkumer Jungens von 1830 ein, dass es "in Einzelfällen auch in den letzten Jahren" Schläge mit Kuhhörnern gegeben haben soll. Man distanziere sich allerdings "ausdrücklich von jeder Form der Gewalt gegen Frauen" und entschuldige sich "für die historisch gewachsenen Handlungen vergangener Jahre".
Die Schläge seien allerdings nicht der Kern ihres Festes und würden in den vergangenen Jahren "fast gar nicht mehr" stattfinden. Künftig wolle man den Brauch ganz abschaffen.
Der Bürgermeister der Insel, Jürgen Akkermann, kritisiert derweil die Berichterstattung über den Klaasohm-Brauch. Die Filmaufnahmen würden nur Fehlverhalten von Einzelpersonen zeigen. Sie seien kein Beleg dafür, dass auf der Insel Gewalt toleriert wird. Viele Insel-Bewohner:innen würden die Medienberichte kritisch sehen, positive Stimmen kämen nicht zu Wort.
Klaasohms und Wievke ziehen von Haus zu Haus
Die Tradition der Klaasohms soll derweil auf die Zeit des Wahlfangs zurückgehen, wie man sich auf Borkum erzählt. Wenn die Männer am Jahresende von monatelangen Seereisen zurückkamen, sollen sie mit den Angriffen auf die Frauen klargestellt haben, dass sie nun wieder "das Sagen" auf der Insel haben.
Der Ausdruck "Klaas" geht derweil auf das niederländische Wort für Nikolaus zurück. Die Klaasohms begleiten dem Brauch entsprechend einen als Frau verkleideten Mann, den Wievke, allesamt sind mit Kuhhörnern ausgestattet.
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit gibt es dann einen rituellen Kampf, bei dem nur Männer zugelassen sind, die auf Borkum geboren wurden. Im Anschluss zieht man von Haus zu Haus über die Insel. Frauen, die sich zu diesem Zeitpunkt auf der Straße befinden, werden den Medienberichten zufolge geschlagen. Kinder werden verschont und bekommen Süßigkeiten.
Am Ende des Festes springen die Klaasohms und die der Wievke von einer Säule in eine Menschenmenge.
Krampuslauf: Spaß oder Ernst?
Zusammenfassung
- Maskierte Männer jagen Frauen nach und schlagen ihnen mit Kuhhörnern auf den Po.
- Der Nikolausbrauch der "Klaasohms" auf der deutschen Insel Borkum sorgt aktuell in Deutschland für Empörung.