Bis zu 1,6 Milliarden Jahre alte Spuren früheren Lebens
Eukaryonten sind Lebewesen mit komplexer Zellstruktur und Zellkern - dazu zählen neben etlichen Einzellern alle Tiere, Pflanzen und Algen, nicht aber Bakterien. Moderne Eukaryonten produzieren gewöhnlich fettartige Strukturen, sogenannte Sterole, zu denen etwa bei Menschen und vielen Tieren auch Cholesterol zählt. Daher konzentrierten sich Forscher bisher bei der Suche nach frühen Eukaryonten auf den Nachweis dieser Stoffe. Allerdings reichen solche Belege nur etwa 800 Millionen Jahre zurück, obwohl es ältere Eukaryonten gibt. Daraus wurde gefolgert, dass Eukaryonten vorher möglicherweise selten waren.
Dem widerspricht das Forschungsteam, darunter Benjamin Nettersheim vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen und Christian Hallmann vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam. Sie fanden in verschiedenen Erdregionen Hinweise auf Protosteroide in Gestein, das bis zu 1,64 Milliarden Jahre alt ist. Die Funde deuten darauf hin, dass diese bisher unbekannten Ur-Eukaryonten zu jener Zeit reichlich im Wasser vorhanden waren.
Ihr Zellaufbau und wohl auch ihr Stoffwechsel waren demnach an eine Welt angepasst, die damals weit weniger Sauerstoff in der Atmosphäre aufwies als heute. Wie diese Organismen ausgesehen haben könnten, ist allerdings unklar - denn die Ur-Eukaryonten verschwanden bis vor etwa 800 Millionen Jahren, während die modernen Eukaryonten auftauchten. Dies sei "einer der tiefgreifendsten ökologischen Wendepunkte in der Geschichte unseres Planeten" gewesen, sagt Nettersheim.
(S E R V I C E - Fachartikelnummer DOI: 10.1038/s41586-023-06170-w)
Zusammenfassung
- Vor etwa einer Milliarde Jahren tummelte sich eine Gruppe bisher unbekannter einzelliger Lebewesen in großer Zahl auf der Erde.
- Daher konzentrierten sich Forscher bisher bei der Suche nach frühen Eukaryonten auf den Nachweis dieser Stoffe.
- Dem widerspricht das Forschungsteam, darunter Benjamin Nettersheim vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen und Christian Hallmann vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam.