BildungskarenzAPA/dpa/Julian Stratenschulte

Alle Infos zur Bildungskarenz nach der Elternzeit

Ein Drittel der Frauen, die in Österreich Bildungskarenz in Anspruch nehmen, war davor in der Babypause. Welche Voraussetzungen gibt es dafür, wie läuft der Prozess ab und welche Sonderregelungen gibt es für junge Eltern? Ein Überblick.

Vom Kinderbett an die Uni? Die Bildungskarenz im Anschluss an die Elternkarenz boomt.

Viele Eltern nutzen die Variante, um angesichts der schwierigen Situation bei der Kinderbetreuung hierzulande ihre Babypause zu "verlängern". Statt eines Vollzeitjobs müssen sie in diesem Fall 16 bis 20 Stunden Weiterbildungszeit pro Woche überbrücken. Auch flexible Online-Kurse sind erlaubt.

Welche Möglichkeiten für eine Bildungskarenz gibt es für Eltern? Welche Voraussetzungen muss man erfüllen und wie läuft der Prozess ab? PULS 24 hat die Antworten.

Was bedeutet Bildungskarenz überhaupt?

Unselbstständig Beschäftigte haben seit Jänner 1998 die Möglichkeit, in Bildungskarenz zu gehen. Zwei bis zwölf Monate können sie sich für eine Aus- oder Weiterbildung freistellen lassen. In der Zeit der Karenzierung gibt es ein sogenanntes Weiterbildungsgeld vom AMS.

Dessen Höhe entspricht jener des Arbeitslosengeldes. Grundsätzlich sind es 55 Prozent des letzten Nettoeinkommens, der Mindestbetrag sind 14,53 Euro täglich. 

Die zentralen Voraussetzungen sind

  • ein aufrechtes Arbeitsverhältnis

  • das Einverständnis des Arbeitgebers oder der Arbeitgeberin

Einen rechtlichen Anspruch auf Bildungskarenz gibt es nicht. Als Arbeitnehmer:in muss ich darauf hoffen, dass sich für die angepeilte Dauer freigestellt werden. 

Wie läuft der Prozess ab?

Wenn man Weiterbildungsgeld beantragen möchte, funktioniert das entweder

  • persönlich in der jeweiligen AMS-Geschäftsstelle

  • über das eAMS-Konto

Nötig sind zwei Dokumente, nämlich

  • ein Antrag auf Weiterbildungsgeld 

  • eine vom Arbeitgeber/der Arbeitgeberin unterschriebene Bildungskarenz-Vereinbarung

Welche Weiterbildungen sind erlaubt?

Die Bandbreite an möglichen Aus- und Weiterbildungen ist riesig. Man kann sein Studium abschließen oder eine neues beginnen, eine Umschulung absolvieren oder eine Fremdsprache lernen. Es muss einen allerdings beruflich weiterbringen, privates Interesse reicht grundsätzlich nicht aus.

Was genau erlaubt ist, wird im Einzelfall entschieden. Am besten erkundigen sich Interessierte bereits vorab bei der zuständigen AMS-Stelle in ihrer Region, ob ihre Weiterbildung gefördert werden kann.

Was ich nachweisen muss:

  • Bei einer Schulung müssen inklusive Lernzeiten 20 Stunden pro Woche schriftlich nachgewiesen werden, das geht zum Beispiel durch ein Zeugnis oder die Bestätigung eines Kursbesuchs.

  • Für Eltern gibt es aber eine Ausnahme. Sie müssen nur einen Nachweis für 16 Stunden Weiterbildung pro Woche vorlegen, wenn sie Kinder unter sieben Jahren betreuen müssen. 

  • Bei einem Studium müssen nach sechs Monaten Prüfungen oder Seminare im Ausmaß von vier Semesterwochenstunden beziehungsweise 8 ECTS-Punkten vorgelegt werden. Wer in der Bildungskarenz beispielsweise eine Abschlussarbeit für ein Studium schreibt, muss einen entsprechenden Fortschritt nachweisen.

Wie lange kann ich in Bildungskarenz gehen?

Innerhalb von vier Jahren können maximal zwölf Monate Bildungskarenz gefördert werden. 

Die Zeit muss dabei nicht am Stück genommen werden. Man kann die Zeit auch aufteilen, es müssen allerdings immer mindestens zwei Monate am Stück genommen werden. 

Der Beginn und das Ende eines Kurses oder Studiums muss mit dem Beginn und Ende der Bildungskarenz zusammenfallen. 

Worauf muss ich nach der Elternkarenz achten?

Um Weiterbildungsgeld beziehen zu können, muss die Bildungskarenz direkt im Anschluss an den Bezug des Kinderbetreuungsgeldes beginnen. Das heißt, dass die Elternkarenz nahtlos in die Bildungskarenz übergehen muss.

Eltern müssen ihre Weiterbildung also so planen, dass ihr Kurs oder das Studium genau dann beginnt, wenn ihr Kinderbetreuungsgeld ausläuft. 

Wer einen Elternkarenzurlaub genommen hat, ohne Kinderbetreuungsgeld zu beziehen, bekommt laut der Arbeiterkammer kein Weiterbildungsgeld. Trotzdem kann man arbeitsrechtlich in Bildungskarenz gehen - nur Geld gibt es keines. 

Wer eine Bildungskarenz gleich nach der Elternkarenz plant, sollte sich am besten gleich an die Berater:innen des AMS wenden. Diese wissen am besten, was im Einzelfall zu beachten ist.

Video: AMS fordert Reformen bei der Bildungskarenz

Bildungskarenz nach Elternkarenz boomt

Die Variante, zwölf Monate lang einkommenabhängiges Kindergeld zu beziehen danach zwölf Monate Weiterbildungsgeld zu beantragen, boomt seit 2019.

Laut Wifo ging zuletzt mehr als jede zehnte Frau nach der Elternkarenz in Bildungskarenz. Umgekehrt war laut AMS ein Drittel der Frauen in Bildungskarenz davor in der Babypause.

Insgesamt bezogen zuletzt monatlich im Durchschnitt mehr als 18.000 Frauen und 4.000 Männer Weiterbildungsgeld. 

Reformpläne abgesagt

Die geplante Reform der Bildungskarenz hat die aktuelle Regierung wieder abgesagt. Arbeitsminister Martin Kocher von der ÖVP wollte unter andere, dass es "im Regelfall" nicht mehr erlaubt sein soll, direkt im Anschluss an eine Elternkarenz in Bildungskarenz zu gehen.

Stattdessen sollen Eltern "einige Wochen" bis drei Monate wieder zurück in den Job kommen müssen, bevor sie nach der Babypause eine Bildungskarenz in Anspruch nehmen dürfen. Bei den Grünen war man allerdings gegen eine entsprechende Änderung. Dementsprechend ändert sich an den aktuellen Regeln erst einmal nichts.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Drittel der Frauen, die in Österreich Bildungskarenz in Anspruch nehmen, war davor in der Babypause.
  • Welche Voraussetzungen gibt es dafür, wie läuft der Prozess ab und welche Sonderregelungen gibt es für junge Eltern?
  • PULS 24 hat den Überblick.