K.o.-TropfenAPA/dpa/Achim Scheidemann

Bewusstlosigkeit bis Tod: K.O.-Tropfen als unsichtbare Gefahr

Immer öfter landen K.O.-Tropfen in Drinks. Die Opfer sind meist Frauen, das Motiv vor allem Raub oder sexueller Missbrauch. So können Sie sich schützen.

Der letzte Vorfall liegt nicht weit zurück. Eine 13-Jährige wurde in der Nacht auf Sonntag auf der Toilette eines Wiener Neustädter Lokals vergewaltigt. Für den 21-jährigen Beschuldigten hat die Staatsanwaltschaft mittlerweile die Untersuchungshaft beantragt.

Vor der Vergewaltigung dürften der 13-Jährigen Substanzen in ihr Getränk gegeben worden sein, im Raum stehen K.O.-Tropfen. Festgehalten wurde von der Landespolizeidirektion Niederösterreich, dass sich das Opfer nach der Konsumation der Flüssigkeit an nichts mehr erinnern konnte.

Von Bewusstlosigkeit bis Tod

Je nach Menge führen K.O.-Tropfen zu Bewusstlosigkeit, Angststörungen oder sogar zum Tod. Die Opfer auszurauben oder sexuell zu missbrauchen ist meistens das Ziel. Da sie in den meisten Fällen geschmacks- und geruchlos sind, ist für viele Opfer nicht sofort bemerkbar, dass ihr Getränk mit K.O.-Tropfen versetzt wurde. Erste Anzeichen einer solchen Vergiftung sind Schwindel, Übelkeit und Benommenheit bis hin zur Bewegungs- und Willenlosigkeit.

Auch Anna wurde Opfer von K.O.-Tropfen, wie sie im PULS 4 Reportage-Magazin "Exakt" erzählt. Nachdem sie beim Feiern in St. Pölten von ihrem Drink trinkt, wird sie innerhalb von 15 Minuten bewusstlos. Als sie im Krankenhaus aufwacht, weiß sie nicht, was mit ihr passiert ist.

Ich bin im Krankenhaus aufgewacht. Die ersten Gedanken waren: Ok, warum bin ich hier? Wieso bin ich hier? Und was ist mit mir passiert?

Anna, Opfer von K.O.-Tropfen

Achtsames Umfeld besonders wichtig

Besonders wichtig in solchen Fällen sei ein achtsames Umfeld, meint dazu Martina Steiner, stellvertretende Leiterin des Frauennotrufs Wien. "Die Frau selbst wird es in dem Moment wahrscheinlich gar nicht so unbedingt merken. Außer dass sie sich schneller alkoholisiert fühlt, wenn sie Alkohol getrunken hat. Das beobachtende Umfeld, wenn es ein Umfeld ist, dass die Frau sehr gut kennt, wird möglicherweise einen Unterschied feststellen. Nämlich dass sie viel aufgeschlossener ist, dass sie kontaktfreudiger ist, dass sie enthemmter ist", so Steiner.

Das Bundeskriminalamt empfiehlt Personen, die mit K.O.-Tropfen in Berührung gekommen sind, sofort ärztliche Hilfe aufzusuchen, um die notwendigen Untersuchungen durchzuführen. Gerade bei K.O.-Tropfen sei es wichtig, dies innerhalb der ersten 6-12 Stunden zu tun, da der Körper diese Substanzen sonst ausscheidet und das danach nicht mehr als Beweis dienen kann, erklärt Mohamed Ibrahim, Pressesprecher des Bundeskriminalamts, im PULS 4 Interview. Nach der Untersuchung sei es besonders wichtig, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten.

K.O.-Tropfen: Eine unsichtbare Gefahr

K.O.-Tropfen landen immer öfter in Drinks. Wir sprechen in dieser Reportage mit Opfern über ihre Erlebnisse.

2022: Rund 60 Fälle in Wien

Anna gelangt an dem betroffenen Abend vor allem dank ihrer Freunde in Sicherheit, bevor Schlimmeres passieren konnte. Die Erfahrung tragen Betroffene jedoch mit sich.

Allein in Wien wurden im Jahr 2021 insgesamt 40 Fälle von K.O.-Tropfen gemeldet, im Jahr 2022 waren es bereits rund 60. Die Dunkelziffer ist wohl deutlich höher. Die Stadt Wien startete im November 2022 eine Informationskampagne, um über die Gefahren in Bezug auf K.O.-Tropfen aufzuklären. Auch die Hilfsorganisation "Weisser Ring" gibt auf ihrer Website Tipps zum Schutz.

So schützen Sie sich vor K.O.-Tropfen

  • Glas oder Flasche niemals unbeaufsichtigt lassen
  • Nehmen Sie keine Getränke von fremden Personen an
  • Vereinbaren Sie mit Freund:innen, gegenseitig auf Ihre Getränke aufzupassen
  • Täter können sowohl Fremde, neue Bekanntschaften, aber auch angebliche Freunde sein
  • Wenn Sie sich unwohl fühlen oder Ihnen schlecht wird: Sprechen Sie sofort Freunde, Bekannte oder das Personal an und bitten Sie um Hilfe
  • Haben Sie den Verdacht, K.O.-Tropfen zu sich genommen zu haben, vertrauen Sie sich einem Arzt bzw. einer Ärztin an oder begeben Sie sich direkt in die Notfallambulanz eines Krankenhauses
  • Rufen Sie im Zweifelsfall die Polizei unter 133 oder die Rettung unter 144
  • Die Schuld an der Verabreichung der K.O.-Tropfen trägt immer der Täter.
ribbon Zusammenfassung
  • Immer öfter landen K.O.-Tropfen in Drinks. Die Opfer sind meist Frauen, das Motiv vor allem Raub oder sexueller Missbrauch.
  • So können Sie sich schützen.