Aus für Dollfuß-Museum in Niederösterreich
Seit Anfang 2022 ist das stark kritisierte Dr.-Engelbert-Dollfuß-Museum in Texingtal im Bezirk Melk geschlossen. Bis 2028 hätte die umstrittene Einrichtung im Geburtshaus des austrofaschistischen Kanzlers neu konzipiert und eine "konstruktive Auflösung" erfolgen sollen.
Daraus dürfte nun aber nichts werden. Die rund 200 Gegenstände seien beinahe alle an ihre Leihgeber retourniert worden, so Bürgermeister Günther Pfeiffer (ÖVP) im "Ö1"-Mittagsjournal.
Pläne für Neuausrichtung durchkreuzt
Damit sei man dem Wunsch der Gemeinde nachgekommen, vor wenigen Tagen hatten die Leihgeber in einem Brief um die vorzeitige Rückgabe ihrer Objekte ersucht. Sie seien an das niederösterreichische Landesmuseum übergeben worden.
Ursprünglich war im Zuge einer Neuausrichtung geplant gewesen, dass die Objekte wissenschaftlich bearbeitet und schrittweise entfernt werden. Kuratoriumsmitglied Johanna Zechner kritisiert: "Es ist die Voraussetzung für die Durchführung unseres Konzepts, dass Objekte im Haus, in der ehemaligen Ausstellung vorhanden sind, um es durchzuführen."
Die notwendige, öffentliche Geschichtsaufarbeitung könne jetzt nicht mehr stattfinden, merkt auch Projektleiter Alexander Hauer vom Verein "MERKwürdig" an. Eigentlich habe man diskutieren wollen, was "unsere demokratischen Prinzipien" gefährdet.
"Pilgerstätte"
Das Museum steht in der Heimatgemeinde von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), in der er auch Bürgermeister war. Es kam nach Karners Amtsantritt als Ressortchef in die Schlagzeilen.
Zu den jetzigen Entwicklungen will sich der Innenminister im "Ö1"-Mittagsjournal nicht äußern. Er sei "in diese Entscheidungen, diese Vorgänge vonseiten der Gemeinde, vonseiten des Vereins und auch der Leihgeber, in keiner Weise eingebunden."
Laut Historiker:innen sei das Museum eine "Pilgerstätte" und ein "Huldigungsort" für Dollfuß, der 1933 das Parlament ausschaltete.
Zusammenfassung
- Nachdem die Leihgeber des Dollfuß-Museums in Niederösterreich vor wenigen Tagen um die Übergabe ihrer Objekte ersucht hatten, steht das Museum nun praktisch leer.
- Nun steht das Projekt vermutlich vor dem Aus.