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Apple will mit Foto-Erkennung gegen Kindesmissbrauch vorgehen

Der Konzern will im Kampf gegen Kinderpornografie mit einem Bildabgleich die Fotos seiner iCloud-Nutzer durchsuchen. Zusätzlich soll es eine Foto-Erkennung geben. Für Kritiker eine "absolut entsetzliche Idee", Apple würde "1984 ermöglichen".

Apple möchte im Kampf gegen Kinderpornografie einen radikalen Schritt setzen. Apple plant nach eigenen Angaben eine an unterschiedliche Rechtssysteme angepasste Foto-Erkennung zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch. Die Funktion, die zunächst in den USA eingeführt werde, solle weltweit auf andere Länder ausgedehnt und an deren Gesetzgebung angepasst werden, teilte der iPhone-Hersteller am Freitag mit. 

Der Konzern will ab Herbst außerdem zunächst bei seinen US-Kunden deren Fotos auf ihrer iCloud mit einer Liste von bekanntem kinderpornografischem Material abgleichen. Werden bei der Überprüfung entsprechende Bilder entdeckt, meldet Apple dies der amerikanischen Nichtregierungsorganisation NCMEC (National Center for Missing & Exploited Children), die dies wiederum den Behörden meldet.

Wie soll das funktionieren?

Für den Abgleich soll auf die Geräte eine Datei mit sogenannten "Hashes" von bereits bekannten kinderpornografischen Inhalten geladen werden – eine Art digitaler Fingerabdruck des Bildes. Damit werden, vereinfacht gesagt, die Fotos in der iCloud verglichen und verdächtige Duplikate mit einem Zertifikat versehen. Das erlaubt Apple die iCloud zu öffnen und zu prüfen. Alarm schlagen soll das System erst nach einer bestimmten Anzahl von Treffern – wie viele das sind, darüber schweigt Apple bisher.

Die Datei mit den "Hashes" ist fixer Bestandteil des Betriebssystems. Vor einer internationalen Einführung müssen noch rechtliche Voraussetzungen – Stichwort Datenschutz – geklärt werden.

Kritiker: "Absolut entsetzliche Idee"

Apple sieht sich seit Jahren mit Kritik konfrontiert, dass ihre Verschlüsselung den Kampf gegen Kindesmissbrauch erschweren würde. Zudem wehrte der Konzern wiederholt Forderungen der Behörden ab, die Verschlüsselung bei Ermittlungen zu knacken.

Nun kritisiert unter anderem Matthew Green, Kryptografie-Experte an der US-Universität Johns Hopkins, die neu geschaffene Möglichkeit. Man könne damit auch "Hashes" für andere Inhalte auf die Geräte schleusen. Als Beispiel nennt er autoritäre Regierungen, die Vorschriften zur Suche nach anderen Inhalten erlassen könnten. Auch Ross Anderson, Professor für Sicherheitstechnik an der Cambridge Universität, kritisiert die Maßnahme in der "Financial Times" (FT): "Es ist eine absolut entsetzliche Idee, weil sie zu einer verteilten Massenüberwachung unserer Telefone und Laptops führen wird."

Alec Muffett, ein Sicherheitsforscher und Datenschützer, der früher bei Facebook und Deliveroo gearbeitet hat, bezeichnete Apples Schritt laut "FT" als "diktatorisch " und als "gewaltigen und rückschrittlichen Schritt für die Privatsphäre des Einzelnen ". "Apple gibt die Privatsphäre zurück, um 1984 zu ermöglichen", sagte er.

Andere Technologieriesen wie Facebook, Microsoft und Google betreiben bereits ähnliche Funktionen. Während Kinderschutzorganisationen dies begrüßen, fürchten Kritiker, dass damit einer staatlichen Ausspähung der Nutzer Tür und Tor geöffnet werden könne. Apple will nach eigenen Angaben mit technischen und personellen Vorkehrungen verhindern, dass Behörden Zugriff auf Fotos erhalten, die nicht in Verbindung mit Kindesmissbrauch stehen.

ribbon Zusammenfassung
  • Apple möchte im Kampf gegen Kinderpornografie einen radikalen Schritt setzen.
  • Der Konzern will ab Herbst zunächst bei seinen US-Kunden deren Fotos auf ihrer iCloud mit einer Liste von bekanntem kinderpornografischem Material abgleichen.
  • Werden bei der Überprüfung entsprechende Bilder entdeckt, meldet Apple dies der amerikanischen Nichtregierungsorganisation NCMEC (National Center for Missing & Exploited Children), die dies wiederum den Behörden meldet.
  • Für den Abgleich soll auf die Geräte eine Datei mit sogenannten "Hashes" von bereits bekannten kinderpornografischen Inhalten geladen werden – eine Art digitaler Fingerabdruck des Bildes.
  • Nun kritisiert unter anderem Matthew Green, Kryptografie-Experte an der US-Universität Johns Hopkins, die neu geschaffene Möglichkeit. Man könne damit auch "Hashes" für andere Inhalte auf die Geräte schleusen.
  • Alec Muffett, ein Sicherheitsforscher und Datenschützer, der früher bei Facebook und Deliveroo gearbeitet hat, bezeichnete Apples Schritt laut "FT" als "diktatorisch ".