APA/HELMUT FOHRINGER

Appell gegen Verbreitung von Videos rund um Anschlag

Sowohl die Polizei als auch die Journalistin und Social-Media-Expertin Ingrid Brodnig warnen vor der Verbreitung von Videos rund um den Terroranschlag in Sozialen Medien.

"Die Gefahr besteht darin, dass man Terroristen einen Gefallen tut, dass man in der Hast auch falsche Dinge teilt oder Material, das belastend ist für Menschen", sagte Brodnig am Dienstag im Gespräch mit der APA.

Auch die Polizei bat eindringlich darum, keine derartigen Videos oder Fotos zu veröffentlichen. Das Verbreiten derartiger Inhalte in den Sozialen Medien gefährde Zivilisten wie auch Einsatzkräfte, wurde betont. Stattdessen appellierte die Exekutive an die Bevölkerung, entsprechendes Material auf der vom Innenministerium bereitgestellten Pattform https://upload.bmi.gv.at/ hochzuladen. Bisher gebe es über 20.000 Uploads - vor allem Videos und Bilddateien, teilte ein Sprecher der APA mit. 35 Ermittler arbeiteten an der Sichtung, laut Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) waren am Nachmittag bereits rund 50 Prozent der Daten gesichtet worden.

"Terroristen wollen Berühmtheit erlangen"

Die Verbreitung solcher Aufnahmen in den Sozialen Netzwerken oder in den Medien sei aus mehreren Gründen problematisch, betonte auch Brodnig. "Terroristen wollen Berühmtheit erlangen, sie wollen Angst und Schrecken verbreiten", sagte sie. Dieses Ziel werde durch die Veröffentlichung der Videos unterstützt. Außerdem würden manchmal falsche Informationen verbreitet, etwa wenn ein falscher Ort oder ein falscher Zeitpunkt zu einem Video angegeben werde.

Und auch korrekte Videos könnten falsch interpretiert werden. "Da werden im schlimmsten Fall unschuldige oder heldenhafte Akteure zu etwas gemacht, was sie nicht sind", warnte Brodnig. Achtlos Videos zu teilen, könne außerdem dazu beitragen, die Panik zu erhöhen.

"Eigentlich sollte Journalismus ein Korrektiv sein"

Dasselbe gelte auch für die klassischen Medien - "oe24" sei hier besonders negativ aufgefallen. "Eigentlich sollte Journalismus ein Korrektiv sein", sagte Brodnig. Auch an Facebook übte Brodnig Kritik. Der Diskussionsbereich des "Crisis-Response-Tool", das Facebook bei Krisen einführt, sei "wie eine Gerüchteküche". Von einzelnen Personen werde es missbraucht, um falsche Informationen zu verbreiten. "Ich würde Facebook raten, das Tool entweder abzudrehen oder umzugestalten", sagte sie. Die Moderation des Forums müsse jedenfalls erhöht werden.

Die Gefahr bestehe auch darin, dass Trittbrettfahrer solche Ausnahmesituationen ausnützen und Spekulationen oder Falschinformationen verbreiten würden, um Aufmerksamkeit zu erhalten. "Emotionalität ist ansteckend, deshalb verbreiten sich diese Inhalte so stark." Brodnig appellierte, im Zweifel lieber eine Spur weniger als zu viel zu posten. Videos rund um den Anschlag sollten auf der von der Polizei zur Verfügung gestellten Plattform, nicht auf Social Media geteilt werden, sagte auch sie.

ribbon Zusammenfassung
  • Sowohl die Polizei als auch die Journalistin und Social-Media-Expertin Ingrid Brodnig warnen vor der Verbreitung von Videos rund um den Terroranschlag in Sozialen Medien.
  • "Die Gefahr besteht darin, dass man Terroristen einen Gefallen tut, dass man in der Hast auch falsche Dinge teilt oder Material, das belastend ist für Menschen", sagte Brodnig am Dienstag im Gespräch mit der APA.
  • "Eigentlich sollte Journalismus ein Korrektiv sein", sagte Brodnig.