APA/DPA/BERND WEISSBROD

Affenpocken: So geht Österreich nach dem ersten Fall vor

Nachdem in Wien ein bestätigter Fall einer Infektion mit dem Affenpocken-Virus aufgetreten ist, haben die österreichischen Gesundheitsbehörden zunächst keine weiteren Verdachtsfälle identifiziert.

Die Vorbereitungen auf allfällige weitere Fälle laufen unterdessen auf Hochtouren. Die "Fachdokumente für das Kontaktpersonenmanagement" sollen spätestens am Dienstagvormittag den zuständigen Gesundheitsbehörden in den Ländern zur Verfügung gestellt werden. Dann sollen sie auch auf der Homepage des Gesundheitsministeriums veröffentlicht werden. Ähnliches gab bzw. gibt es auch für die Corona-Pandemie. Laut Gesundheitsministerium soll ebenfalls bis spätestens Dienstagvormittag die Meldepflicht für die Affenpocken umgesetzt sein.

Enge Abstimmung mit der WHO

Man stehe in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden der WHO und der ECDC, es werde an möglichst einheitlichen Vorgaben auf europäischer Ebene weiterhin gearbeitet. In Abstimmung mit den europäischen Behörden werde auch geprüft, ob und welcher Impfstoff allenfalls für den Einsatz in Österreich in Frage käme.

Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Pockenimpfstoff auch bei Affenpocken zu 85 Prozent vor einer Infektion schützt. Allerdings wird dem Ressort zufolge noch abgeklärt, ob dies tatsächlich so ist. "Man ist in Österreich gut auf die aktuellen Gegebenheiten rund um die Affenpocken vorbereitet", betonte das Ministerium. Es bestehe in Österreich auch weiterhin kein Grund zur Besorgnis, europaweit handle es sich "bei den bestätigten Fällen um Einzelfälle".

Laut Mario Dujakovic, Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ), sind im Umfeld des Affenpocken-infizierten Patienten bisher keine weiteren Verdachtsfälle aufgetreten. Die - einstellige - Anzahl enger Kontakte kontaktiere man derzeit.

Contact Tracing auf Empfehlungsbasis

Das Contact Tracing läuft den Angaben zufolge derzeit aber auf Empfehlungsbasis: Die Betroffenen sollen auf allfällige Symptone bei sich - insbesondere auf die auffälligen Hautpusteln achten und im Bedarfsfall die Gesundheitshotline 1450 kontaktieren. Dujakovic verwies darauf, dass es sich derzeit - noch - nicht um eine meldepflichtige Krankheit und auch nicht von vornherein um eine spitalspflichtige Krankheit handelt. Kontaktpersonen wird derzeit jedenfalls nicht empfohlen, sich in Quarantäne zu begeben.

Dem Affenpocken-Patienten in Wien geht es nach Angaben des Gesundheitsverbundes den "Umständen entsprechend gut". Er erhalte derzeit symptomatische Therapie, "zum Beispiel Schmerzmittel gegen die schmerzhaft geschwollenen Lymphknoten". Wie lange er in der Klinik bleiben muss, sei noch nicht absehbar, weil eine Isolation sei "nötig, bis die Hautläsionen verkrustet sind." Dies könne länger, bis zu drei Wochen, dauern.

Die Wiener Gesundheitsbehörden empfehlen eine sogenannte Abschirmungsimpfung Personen, "die einen sehr engen Kontakt mit nachweislich Infizierten hatten". Die Impfung erfolgt in solchen Fällen mit dem Pocken-Impfstoff, da es ein eigenes Vakzin gegen die Affenpocken nicht gibt.

Drastischere Vorschläge hatte die britische Gesundheitsbehörde UKHSA laut der deutschen Nachrichtenagentur dpa: Sie empfahl für enge Kontaktpersonen von Affenpocken-Infizierten eine dreiwöchige Quarantäne.

Mehr dazu:

ribbon Zusammenfassung
  • Nachdem in Wien ein bestätigter Fall einer Infektion mit dem Affenpocken-Virus aufgetreten ist, haben die österreichischen Gesundheitsbehörden zunächst keine weiteren Verdachtsfälle identifiziert.
  • Die Vorbereitungen auf allfällige weitere Fälle laufen unterdessen auf Hochtouren. Die "Fachdokumente für das Kontaktpersonenmanagement" sollen spätestens am Dienstagvormittag den zuständigen Gesundheitsbehörden zur Verfügung gestellt werden.
  • Dann sollen sie auch auf der Homepage des Gesundheitsministeriums veröffentlicht werden.
  • Laut Gesundheitsministerium soll ebenfalls bis spätestens Dienstagvormittag die Meldepflicht für die Affenpocken umgesetzt sein.