"505er" vs. "Ches": Weitere Festnahmen nach Schüssen in Park
Es war bislang der blutige Gipfel des seit Längerem schwelenden Konflikts zwischen zwei Jugendgruppierungen in Wien. In der Nacht auf 6. Juli flogen im Anton-Kummerer-Park in Wien-Brigittenau die Fäuste, auch Schreckschusspistolen, Messer, Holzlatten und Pfefferspray kamen zum Einsatz. Zurück blieben beschädigte Autos und drei Verletzte.
Bei den Auseinandersetzungen, die die Wiener Polizei schon länger beschäftigen, stehen sich Personen mit meist syrischer Migrationsgeschichte - sie nennen sich "505er" oder "515er" - und Menschen mit tschetschenischer Migrationsgeschichte - "Ches" - gegenüber.
Zwei weitere Festnahmen
24 Identitätsfeststellungen führte die Polizei in jener Nacht Anfang Juli in Wien-Brigittenau durch, kurze Zeit später wurde ein 29-jähriger Tschetschene verhaftet - er soll Jugendliche zum Tatort gebracht haben.
- Mehr lesen: Drei Verletzte nach Schießerei in Brigittenau
-
Mehr lesen: Nach Schlägereien in Wien: Erste Festnahme
Die Wiener Polizei bestätigte nun gegenüber PULS 24, dass es zwei weitere Festnahmen in der Causa gab. Zwei Syrer im Alter von 19 und 34 Jahren wurden demnach ausgeforscht.
Gefährliche Drohung
Gegen den 19-Jährigen wird von der Staatsanwaltschaft wegen versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung und qualifizierter gefährlicher Drohung ermittelt, gegen den Älteren wegen gefährlicher Drohung mit dem Tod. Einer der beiden weist eine Vorstrafe wegen gefährlicher Drohung auf. Außerdem soll geprüft werden, ob ihnen der Schutzstatus aberkannt werden kann.
Der 19-Jährige selbst dürfte im Anton-Kummerer-Park von einem vom Asphalt abprallenden Projektil am Daumen getroffen worden sein, das ein Tschetschene mit einer Schusswaffe abgefeuert hatte.
Wüste Szenen in Imbiss
Um sich dafür zu rächen, sollen der 19-Jährige und der 34-Jährige nach Informationen der APA unmittelbar nach der Schießerei in ein Lokal am Leipziger Platz gelaufen sein, in dem sich zu diesem Zeitpunkt mehrere Tschetschenen aufhielten.
Der 19-Jährige zog ein Messer und soll sinngemäß gerufen haben, er werde im Namen Allahs jetzt jemandem den Kopf abschneiden. Er soll dann auch auf einen Tschetschenen losgegangen sein, der im Zug der Tätlichkeiten zu Boden ging. Es soll ihm aber nicht gelungen sein, auf den Mann einzustechen. Dank Bildern aus der Überwachungskamera im Lokal kam man den beiden Syrern auf die Spur.
Kampf um die Ehre
Um was es bei den Auseinandersetzungen genau geht, ist den Konfliktparteien oft gar nicht bewusst - der Streit wird in den sozialen Medien angeheizt. Einer der Auslöser dürfte aber ein Messerangriff auf den Austro-Tschetschenen Schamil Mowsurow in Wien-Favoriten gewesen sein. PULS 24 hat ihn kürzlich für eine Reportage interviewt.
"Als Motiv dienen oftmals angebliche Ehrverletzungen oder die angebliche Belästigung von Frauen bzw. Racheakte für vergangene Vorfälle", teilte die Polizei am Freitag in einer Aussendung mit. Den Festnahmen seien Schwerpunktaktionen und intensive Ermittlungen vorausgegangen.
Bandenkämpfe in Wien: Was steckt hinter der Gewalt?
Zusammenfassung
- Nach der heftigen Auseinandersetzung zwischen zwei Jugendgruppierungen im Anton-Kummerer-Park in Wien-Brigittenau wurden zwei weitere Verdächtige festgenommen.
- Wie die Polizei gegenüber PULS 24 bestätigte, soll es sich um zwei Syrer handeln.
- Vor der Auseinandersetzung im Park sollen die beiden den Besitzer eines Imbisslokals am Leipziger Platz mit Messern bedroht haben.
- Gegen den 19-Jährigen wird laut Salzborn von der Staatsanwaltschaft wegen versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung und qualifizierter gefährlicher Drohung ermittelt, gegen den Älteren wegen gefährlicher Drohung mit dem Tod.