Polizei: Heroin ist out, Österreicher koksen mehr
Ganze 2,66 Tonnen Cannabis und immerhin 154 Kilogramm Kokain hat die Polizei 2023 sichergestellt. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Jahr davor.
Damals waren es vergleichsweise "nur" 1,76 Tonnen Cannabis und 119 Kilo Kokain. Abnehmend ist die Tendenz nur beim sichergestellten Heroin, dort ging die Menge von 102 auf 57 Kilo zurück.
Insgesamt wurden 35.445 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz registriert, etwa 500 mehr als 2022. Das geht aus dem Suchtmittelbericht des Bundeskriminalamtes hervor.
Tätergruppen ausforschen
Beim Großteil (92 Prozent) dieser Anzeigen handelte es sich um Vergehen, dazu zählt neben dem Konsum auch der "kleine" Straßenhandel. Acht Prozent waren Verbrechen.
Zu Festnahmen kam es in 2.351 Fällen. "Sicherstellungen sind aber nicht alles, das kann fast jeder. Es geht darum, auch die Tätergruppen auszuforschen", sagte Daniel Lichtenegger, Leiter des Büros Suchtmittelkriminalität.
"Balkan-Mafia" in Österreich
Vor allem der Westbalkan sei Hotspot für die organisierte Drogenkriminalität, das schlage sich auch in den Zahlen der ausländischen Tatverdächtigen nieder.
Serben und Serbinnen liegen im Fünf-Jahres-Durchschnitt mit 1.086 auf Platz eins, gefolgt von Personen aus Afghanistan (1.026) und Deutschland (1.018), letztere allerdings zum größten Teil als Konsumenten, betonte der Leiter der Abteilung Ermittlungen, Allgemeine und Organisierte Kriminalität, Dieter Csefan.
"Österreich ist das Tor zum Balkan", die "Balkan-Mafia" gebe es aber auch hierzulande. Zurückgegangen sei die Zahl der jungen Tatverdächtigen.
Video: 137 Kilo Kokain gefunden
Transport per Schiff - oder Körper
Kokain komme nach wie vor am häufigsten per Schiff, aber beispielsweise auch per Körperschmuggler im Flugzeug aus Südamerika nach Europa. Heroin findet seinen Weg nach Europa zumeist aus Afghanistan.
"Die Lager sind noch gefüllt, es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis das weniger wird", erwartet Lichtenegger. Durch das geringere Angebot habe sich auch der Preis der Droge erhöht.
Erst wenig Fentanyl
Was in den USA längst schon ein Riesenproblem ist, sei in Österreich noch relativ wenig vorhanden: Fentanyl, ein synthetisches Opioid.
"Wir sehen aber auch erste Sicherstellungen und Ermittlungen in diese Richtung", so Csefan. Das Gefährliche an neuen Substanzen sei, dass Konsumenten damit oft nicht umgehen können und diese zu hoch dosieren.
Zahlen, wie viele Menschen 2023 Suchtgift zum Opfer gefallen sind, gibt es noch nicht. Im Jahr 2022 waren es 248 Drogentote.
Synthetische Drogen wie Amphetamine werden aber mehr: 2023 wurden rund 103 Kilo sichergestellt.
Die Gefahr Darknet
Die größte technische Änderung, die Ermittler vor neue Herausforderungen stelle, ist das Darknet. "Man ist aber auch im Darknet nicht sicher", so Lichtenegger.
Bei der Überwachung von Messenger-Diensten ist man weiterhin auf das Ausland angewiesen, das Innenministerium fordert hier bekanntlich mehr Kompetenz. 600 Polizisten und damit in etwa zwei Prozent widmen sich ausschließlich den Ermittlungen gegen Drogenkriminalität.
Was oft vergessen werde, sei die Folge- und Beschaffungskriminalität, so Lichtenegger. So gebe es bei 50 Prozent der Handy- und Handtaschenraube und 20 Prozent der Kellereinbrüche Verbindungen zum Drogenhandel.
Zusammenfassung
- Österreich kiffte und kokste 2023 offenbar mehr als im Jahr davor.
- Zumindest wurden 2023 fast eine Tonne mehr Cannabis und Dutzende Kilo mehr Kokain von der Polizei sichergestellt als 2022.
- Serben und Serbinnen sind die häufigsten ausländischen Tatverdächtigen, wobei der Westbalkan als Hotspot für organisierte Drogenkriminalität gilt.
- Die gute Nachricht: Es wurde weniger Heroin sichergestellt, geht aus dem Suchtmittelbericht hervor.