17 Millionen Meldungen: Rekordhoch bei Geschlechtskrankheiten
In Europa gab es 2019 einen Negativrekord bei sexuell übertragbaren Krankheiten mit 17 Millionen Meldungen. Grund dafür ist das gestiegene Risikoverhalten, berichtete die MedUni Wien. Auch Österreich liegt in diesem Trend.
Besonders auffällig ist, dass etwa von 2010 bis 2019 die Syphilis-Diagnosen bei 15- bis 49-Jährigen in Europa um 87 Prozent anstiegen. Zudem wurden fast doppelt so viel HIV-Neuerkrankungen festgestellt wie in den Jahrzehnten davor, mit derzeit rund 1,5 Millionen Betroffenen in Europa.
Österreich: Höchstwerte bei Gonorrhoe und Chlamydien
Insgesamt vier Untersuchungen zu sexuell übertragbare Infektionserkrankungen (STIs = Sexually Transmitted Infections) wurden am Donnerstag veröffentlicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will das Thema nach der Pandemie wieder ins Blickfeld rücken.
Ziel in der UNO "Agenda 2030" ist es, die Krankheiten so weit zurückzudrängen, dass die Gefahr für die Weltbevölkerung gebannt ist. Europaweit treten auch Chlamydien und Gonorrhoe ("Tripper") sowie Infektionen wie Hepatitis B oder Shigellose verstärkt auf.
Österreich fällt besonders durch Höchstwerte bei Gonorrhoe und Chlamydien-Infektionen auf, erläuterten Georg Stary und Katja Knapp von der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien. Sie haben an der Artikelserie im Fachjournal "The Lancet Regional Health - Europe" mitgewirkt.
Erhöhtes Risikoverhalten
Als Ursachen für diese Entwicklung sehen die Forschenden eine Zunahme an Hochrisikoverhalten bei sexuellen Kontakten, die insbesondere ungeschützten Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnerinnen und Partnern umfassen.
Das werde unter anderem durch die sehr effiziente präventive Strategie der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) unterstützt. Mit diesem vorbeugenden Medikament, das in Österreich auch bei ärztlicher Verschreibung für Risikopersonen kostenpflichtig ist, werden zwar Ansteckungen mit HIV vermieden, aber durch den Verzicht auf Kondome würde die zunehmende Verbreitung anderer STIs verursacht, warnten die Expertinnen und Experten.
So alarmierend die Zahlen sind, so begrenzt sei aufgrund länderspezifischer Bedingungen deren Aussagekraft. "Insbesondere in Österreich fehlen oftmals aussagekräftige Daten über das Vorkommen der häufigsten STIs", kritisierte Stary in der Aussendung der MedUni Wien.
"Dringend benötigt werden auch Resistenzprofile bei bakteriellen STIs, um im Bedarfsfall rasch und zielgerichtet Antibiotika verabreichen zu können", forderte der Facharzt.
Zusammenfassung
- In Europa gab es 2019 einen Negativrekord bei sexuell übertragbaren Krankheiten mit 17 Millionen Meldungen.
- Grund dafür dürfte vermehrter ungeschützter Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partner und Partnerinnen sein.
- Es wurden fast doppelt so viel HIV-Neuerkrankungen festgestellt wie in den Jahrzehnten davor, mit derzeit rund 1,5 Millionen Betroffenen in Europa.
- Österreich fällt besonders durch Höchstwerte bei Gonorrhoe und Chlamydien-Infektionen auf.