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13-Jährige mitgenommen und missbraucht: Männer vor Gericht

Zwei Männer - inzwischen 19 und 23 - standen in Wien vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, eine psychisch beeinträchtige Unmündige - sie war zum Tatzeitpunkt 13 - in eine Wohnung mitgenommen, ihr Drogen gegeben und ihren Zustand dann ausgenutzt zu haben. Laut DNA-Analyse hatten beide mit ihr ungeschützten Geschlechtsverkehr.

"Ihnen war klar, dass das Mädchen nicht volljährig sein kann. Weil es nicht volljährig ausgeschaut hat und auch heute nicht volljährig ausschaut", meinte der Staatsanwalt am Wiener Landesgericht. Er sieht zweifelsfrei der Tatbestand des schweren sexuellen Missbrauchs

13-Jährige hatte "massive psychische Probleme"

Es geht um die Nacht auf den 27. November 2023. Die beiden - der jüngere war damals 17 - kamen mit der 13-Jährigen zufällig ins Gespräch. "Sie hat unter massiven psychischen Problemen gelitten, war oft nicht zu Hause, ist nicht in die Schule gegangen und hat teilweise auf der Straße gelebt", skizzierte Staatsanwalt Wolfram Bauer.

DNA-Gutachten: Beide hatten ungeschützten Sex mit ihr

Das Mädchen stand schon unter dem Einfluss von Benzodiazepinen. Die Burschen nahmen das Mädchen mit in die Wohnung des 17-Jährigen. Dort überließen sie ihr Marihuana und Kokain. Dann sollen die beiden den Zustand der Unmündigen ausgenutzt und ungeschützt Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt haben. Das beweist ein DNA-Gutachten. 

13 Jahre: "Es war ihnen wurscht"

Das Mädchen habe sich zwar zunächst als 15 ausgegeben, "weil sie gehofft hat, damit die Drogen zu bekommen", habe den Burschen dann aber sogar ihr wahres Alter genannt. "Es war ihnen wurscht", hielt der Staatsanwalt fest.

Der ältere der beiden Angeklagten fehlte bei der Verhandlung. Der mittlerweile 23-Jährige ließ sich per ärztlicher Bestätigung entschuldigen. Um eine Verfahrensverzögerung zu vermeiden, wurde sein Verfahren ausgeschieden. Er wird später verhandelt. Er soll laut Staatsanwalt geständig sein. Er "schäme sich, mit einem Kind geschlafen zu haben".

Keine Reue bei Jüngerem: War "kein Kind, sondern eine Jugendliche"

Der Jüngere - seit wenigen Tagen 19 Jahre alt - war sich hingegen keiner Schuld bewusst. "Ich bekenne mich nicht schuldig, weil ich nicht gewusst habe, wie alt sie ist", sagte der dreifach Vorbestrafte. Für ihn sei das Mädchen "kein Kind, sondern eine Jugendliche" gewesen. "Sie hat ihm nicht gesagt, dass sie unter 14 ist", bekräftigte Verteidigerin Sonja Scheed.

Der 19-Jährige ist seit wenigen Wochen selbst Vater eines Babys. Mit seiner Lebensgefährtin lebt er nicht zusammen, Mutter und Kind sind in einer sozialen Einrichtung untergebracht. "Ich brauche eine Therapie", verlangte er zur Verblüffung der vorsitzenden Richterin nach einer kurzen Mittagspause, "ich habe eine kleine Tochter, ich will ein normales Leben haben."

TikTok-Video aus der Nacht

Zuvor war im Gerichtssaal ein TikTok-Video abgespielt worden, das in der Tatnacht aufgenommen wurde und die beiden Angeklagten und das damals 13-jährige Mädchen in der Wohnung des jüngeren Burschen zeigt.

Darauf ist die ausgesprochen kindlich wirkende, stark geschminkte 13-Jährige zu sehen, die mit glasigen Augen und sichtlich verlangsamt in die Kamera eines Handys blickt und dabei einen Joint in der linken Hand hält. Der 22-Jährige beginnt dann, ihre Nähe zu suchen und drückt ihr einen Kuss auf die Wange.

Ältere Schwester ortete ihr Handy

Aufgespürt wurde die 13-Jährige am nächsten Morgen von ihrer älteren Schwester, die sich Sorgen machte, weil das Mädchen wieder einmal nicht nach Hause gekommen war. Sie fand die Abgängige mittels einer Handy-Ortungs-App. Als sie an der Wohnungstür des 17-Jährigen klopfte und eingelassen wurde, befand sich die 13-Jährige in einem derart angeschlagenen Zustand, dass sie nicht in der Lage war, sich die Schuhe anzuziehen. Die Schwester musste ihr in diese helfen.

Verhandlung auf März vertagt

Die Verhandlung wurde zur Einvernahme einiger Zeuginnen, die ungeachtet zugestellter Ladungen unentschuldigt nicht zur Verhandlung erschienen, auf 6. März vertagt. Beim nächsten Termin wird auch das Video mit dem im Ermittlungsverfahren kontradiktorisch vernommenen betroffenen Mädchen abgespielt, das aufgrund dessen nicht persönlich bei Gericht aussagen muss.

Sollte der Angeklagte bis Anfang März von seiner Erkrankung genesen sein, wird seine Verhandlung wieder in das laufende Verfahren einbezogen.

Erinnerungen an Fall Leonie

Der Fall erinnert an jenen von Leonie, die im Juni 2021 ebenfalls 13 war. Sie wurde von mehrern Männern in eine Wohnung in Wien-Donaustadt mitgenommen, dort unter Drogen gesetzt und missbraucht. Das Mädchen starb an der Überdosis von mehreren MDMA-haltigen Ecstasy-Tabletten. Ihre Leiche wurde von den Tätern auf einem Grünstreifen vor der Wohnung abgelegt.

ribbon Zusammenfassung
  • Zwei Männer - inzwischen 19 und 23 - standen in Wien vor Gericht.
  • Ihnen wird vorgeworfen, eine psychisch beeinträchtige Unmündige - sie war zum Tatzeitpunkt 13 - in eine Wohnung mitgenommen, ihr Drogen gegeben und ihren Zustand dann ausgenutzt zu haben.
  • Laut DNA-Analyse hatten beide mit ihr ungeschützten Geschlechtsverkehr.
  • Der ältere der beiden Angeklagten fehlte krankheitsbedingt bei der Verhandlung - sein Fall kommt zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vor Gericht.
  • Der jüngere Angeklagte, kürzlich 19 Jahre alt geworden und Vater eines Babys, bekennt sich nicht schuldig.