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US-Wahl: "Direkte Folgen" für Österreichs Wirtschaft möglich

Trump oder Harris? Diese Frage ist auch für die Wirtschaft in der EU und Österreich entscheidend. Für die heimische Industrie sind die USA ein wichtiges Export-Land. Trumps Liebeserklärungen an Zölle könnten deshalb auch für Österreich "direkte Folgen" haben, warnt ein Ökonom.

2023 hat Österreich Waren und Güter im Wert von über 14,7 Milliarden Euro in die USA exportiert. Damit sind die Vereinigten Staaten der zweitwichtigste Export-Partner für die heimische Wirtschaft, wichtiger ist nur Deutschland. Im Vergleich zu 2022 sind die Exporte im Vorjahr sogar um 14,1 Prozent gestiegen. Bei den Importen liegen die USA mit knapp acht Milliarden Euro auf Platz 6.

Insgesamt gehen mehr als sieben Prozent der Exporte aus Österreich direkt in die USA, aber auch indirekt über Deutschland landen viele Produkte schließlich am anderen Ufer des Atlantiks. Zudem wächst der Anteil der Exporte. Harald Oberhofer, Ökonom beim Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, nannte im Gespräch mit PULS 24 die USA als einen "dynamischen Markt, der zuletzt auch Italien als zweitwichtigsten Exportmacht verdrängt hat".

Große Industriegüter für die USA

Aber was wird in Österreich produziert? Auf Platz 1 standen 2022 klar Maschinen und Elektrotechnik. Zu den größten Kategorien zählen hier Verbrennungsmotoren, Kräne, Autos und Motorräder. Einen Anteil dürften hier die Motoren von BMW ausmachen.

Der bayerische Autokonzern baut so gut wie alle seiner SUV-Modelle in Spartanburg in South Carolina. Die Motoren aus den X-Modellen kommen großteils aus Steyr. Auf zwei Rädern steht Österreich ebenfalls hoch im Kurs: KTM hat mit seinen Motorrädern seit Jahren große Erfolge in den USA. 

Dahinter kommen pharmazeutische Erzeugnisse - etwa Medikamente, Impfungen und andere Biotech-Produkte. Hier werden jährlich Waren im Wert von mehr als 1,5 Milliarden Euro exportiert. Diese Kategorie ist gleichzeitig aber auch der größte Import-Brocken aus den USA. 

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Waffen und Red Bull

Auch etwas kleinere Kategorien fallen ins Auge. Waffen im Wert von mehr als 400 Millionen Euro wurden 2022 in die USA exportiert. Da sind die Pistolen von Glock ein wahrer Verkaufsschlager. Und Red Bull verleiht nicht nur dem ein oder anderen Konsumenten, sondern auch der Handelsbilanz Flügel. Mehr als 550 Millionen Euro an "Wasser und anderen Getränken" gingen in die USA - ein Teil davon dürfte vom Brause-Konzern aus Fuschl am See kommen. 

Damit ist klar: Als Handelspartner ist die US-amerikanische Wirtschaft für Österreich wichtig. Welche Bedeutung hätte also die Wahl zwischen Trump und Harris? Ein entscheidendes Thema sind hier Zölle.

Sollte Trump seine Versprechen wahr machen und auf alle Importe mindestens 10 Prozent aufschlagen, wäre man "schon bei einem Punkt, der direkte Implikationen auf die EU und Österreich hätte", so der Ökonom. 

Trumps Liebeserklärung zu Zöllen

"Zölle sind die großartigste Sache, die je erfunden wurde", schwärmte Trump vor wenigen Wochen bei einem Auftritt in Michigan. So eine Liebeserklärung an diese Handelspolitik teilen viele Wirtschaftswissenschaftler zwar nicht, doch er machte davon schon in seiner ersten Amtszeit Gebrauch. So setzte er Strafzölle für Stahl aus Europa ein und belegte eine breite Palette von chinesischen Produkten mit immer höheren Zöllen. 

Und auch in einer möglichen zweiten Amtszeit will er damit weitermachen. Strafzölle für Produkte aus China sollen auf 60 Prozent steigen, für Autos aus Mexiko gar 100 Prozent und für Produkte aus dem Rest der Welt will er zehn bis 20 Prozent Zoll haben. Sein Ziel: Mehr Produktion in den USA und dadurch ein "Wirtschaftsboom".

"In der Logik von Trump nicht abgebildet"

Können Zölle die Lösung sein? "Für Handelsökonomen ist es natürlich wenig sinnvoll, was Trump da vorschlägt", so Oberhofer. Es sei eine "verkürzte Sichtweise", dass die heimische Wirtschaft wettbewerbsfähiger ist, wenn importierte Güter teurer sind und die Zoll-Einnahmen zusätzliches Geld in die Staatskasse spülen, um Steuersenkungen zu finanzieren.

Der These liegt nämlich die Annahme zu Grunde, dass die Exporteure (also etwa österreichische Unternehmen) die Kosten tragen. Die könnten sie aber auch weitergeben. "Wenn dann auch die Preise steigen, hat das Folgen für amerikanische Konsument:innen oder Unternehmen, die Vorleistungen importieren. Das kann auch die Wettbewerbsfähigkeit mindern", so Oberhofer. 

Ebenso offen sind die Folgen, wenn andere Länder dann auch Zölle auf US-Produkte erheben. Das würde dann auch den USA schaden. "Diese Punkte sind in der Logik von Donald Trump nicht abgebildet", analysierte der Ökonom. 

Wäre das unter Harris anders?

Seit Trump das Weiße Haus Anfang 2021 verlassen und Joe Biden mit seiner Vize-Präsidentin Kamala Harris übernommen hat, ist der Handels-Krieg mit China allerdings weitergegangen. Biden verlängerte sogar von Trump eingeführte Zölle. "Da hatten wir ja jetzt vier Jahre Zeit, das zu beobachten. Gegenüber China wird die Handelspolitik eher noch restriktiver", meinte Oberhofer. 

Eine Haltung gegen China sei "über die Parteigrenzen hinweg" zu beobachten. Hier gehe es für Oberhofer auch weniger um Handelspolitik, als um die Systemfrage nach der führenden Wirtschaftsmacht. 

In dieser Frage sei der Fokus der USA, egal ob Harris oder Trump gewinnt, "im Pazifik und nicht im Atlantik". Aktuell sei aber zu erwarten, dass "eine demokratische Administration europäische Importe wohl nicht direkt mit Zöllen belegen würde", sagte der Ökonom.

Es ist nicht auszuschließen, dass Europa in diesem Wirtschaftsstreit mit China als Kollateralschaden getroffen wird. Bei der Bedeutung des US-Markts für die heimische Industrie könnte das auch hierzulande zum Problem werden, die ohnehin schon mit einer Rezession und schwacher Nachfrage zu kämpfen hat.

ribbon Zusammenfassung
  • Trump oder Harris? Diese Frage ist auch für die Wirtschaft in der EU und Österreich entscheidend.
  • Für die heimische Industrie sind die USA ein wichtiges Export-Land.
  • Trumps Liebeserklärungen zu Zöllen könnten deshalb auch für Österreich zum Problem werden.
  • Sollte Trump auf alle Importe mindestens 10 Prozent aufschlagen, wäre man "schon bei einem Punkt, der direkte Implikationen auf die EU und Österreich hätte", sagte Ökonom Harald Oberhofer.