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Warum an den Börsen Panik ausgebrochen ist

Für Aktienmärkte rund um die Welt folgte nach einem tiefrotem Freitag direkt ein rabenschwarzer Montag. Die Ursachen für den Crash im Überblick.

Es sind Zutaten für einen perfekten Sturm - dazu kommt noch geschürte Panik und Beobachter:innen, die Parallelen zum "Schwarzen Montag" 1987 und dem massiven Börsen-Crash sehen. 

Und tatsächlich: Der japanische Leitindex Nikkei legte einen historisch schlechten Handelstag mit mehr als 12 Prozent Minus hin - so schlecht lief ein Tag zuletzt im Jahr 1987. Die europäischen Aktienmärkte kamen im Vergleich noch recht glimpflich davon, dennoch waren die Märkte tiefrot. Der deutsche DAX lag am Nachmittag drei Prozent im Minus, der EuroStoxx 50 verlor auch über drei Prozent. 

Deutlich heftiger sah es in den USA aus. Der S&P 500 eröffnete mit einem Minus von über 4 Prozent, der NASDAQ verlor knapp 5,5 Prozent. Der Börsen-Liebling und Chip-Hersteller Nvidia brach um über 14 Prozent ein. Nur wenig besser ging es Apple (-8 Prozent), Amazon (-7), Alphabet (-6), Meta (-7) und Microsoft (-4,5)

Wie kam es jedoch zu dem Ausverkauf an den Börsen? Die zentralen Ursachen im Überblick. 

Quartalszahlen: Tech-Branche schwächelt

Es ist wieder "Earnings-Season" - börsennotierte Unternehmen präsentieren ihre Quartalszahlen. Die fielen vor allem in der Tech-Branche überraschend schwach aus.

Im Wettrennen um die besten KI-Anwendungen sind milliardenschwere Investitionen nötig, die sich bisher noch nicht bezahlt zu machen scheinen. Das belastete etwa die Aktie von Amazon, die schon vergangene Woche deutliche Verluste hinnehmen musste. 

Bei Apple fielen die Zahlen zwar gut aus, aber nicht gut genug. Zudem sind die Einnahmen beim iPhone, dem mit Abstand wichtigsten Produkt aus dem Apple-Universum zurückgegangen. Man setzt zwar seine Hoffnungen auf die neue KI in iPhones (die in Europa wohl vorerst nicht kommen soll), es setzte aber einen deutlichen Dämpfer für den Kurs. 

Der Quartalsbericht von Chip-Hersteller Intel wurde am Freitag von Aktionär:innen abgestraft. 12,8 Milliarden Dollar Umsatz, nur 100 Millionen Gewinn. Obwohl man ein Zehn-Milliarden-Sparprogramm ankündigte und versprach, im Unternehmen keinen Stein auf dem anderen zu lassen, verlor die Aktie zwischenzeitlich fast 30 Prozent. 

Da einige wenige Tech-Konzerne zuletzt für einen Großteil der Rendite des Gesamtmarkts verantwortlich waren, schlugen diese Korrekturen besonders deutlich zu Buche. 

Video: Experte analysiert Börsen-Talfahrt

US-Arbeitsmarkt: Angst vor Rezession

Zu dem pessimistischen Ausblick aus den Geschäftsberichten mischte sich Sorge um die US-Wirtschaft. Am Freitag wurden die Arbeitsmarkt-Daten veröffentlicht. Es wurden im Juli 114.000 und damit zehntausende Jobs weniger geschaffen als von Analysten erwartet. Dazu ist die Arbeitslosenquote überraschend auf 4,3 Prozent gestiegen. 

Ursprünglich bewerteten Beobachter die Zahlen als gar nicht so schlecht. "Die Anzahl der neu geschaffenen Stellen können Sorgen einer unmittelbar bevorstehenden Rezession zerstreuen, aber eine konjunkturelle Abkühlung andererseits nicht widerlegen", meinte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. 

Über das Wochenende übernahmen dann aber doch Sorgen, dass die Wirtschaft zu schnell abkühlt und eine Rezession droht. Damit wäre das volkswirtschaftliche Szenario einer "soft landing", also die Inflation in den Griff zu bekommen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen, offiziell gescheitert.

Zinsen: Weiter harte Geldpolitik

Ein wichtiges Mittel, um die Wirtschaft glücklich zu halten und dabei die Inflation in den Griff zu bekommen, sind die Leitzinsen. Die hat die US-Zentralbank FED über die vergangenen zwei Jahre stark angehoben, und im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank (EZB) bislang nicht wieder gesenkt. 

Bei der FED-Sitzung vergangene Woche wurde weiter am harten Zins-Kurs festgehalten, obwohl schon viele Beobachter:innen mit einer Senkung gehofft hatten. Damit bleiben die Leitzinsen in den USA bei einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. 

Allerdings öffnete sie erstmals die Tür für Zinssenkungen im September. Die würde dann aber mitten in den US-Wahlkampf fallen und zu einem waren Politikum werden. Donald Trump forderte die Zentralbank dazu auf, die Zinswende nicht vor den US-Wahlen im November einzuleiten. FED-Chef Jerome Powell konterte jedoch, dass er geldpolitische Entscheidungen nicht von einer Wahl abhängig machen werde.

Sinkende Zinsen sind ein gutes Zeichen für die Aktienmärkte und werden deshalb von den Märkten vehement gefordert. Bekommen Sparer weniger Zinsen, werden Aktien wieder interessanter, zudem sind Kredite für Unternehmen billiger - dadurch können sie schneller wachsen. 

Die bisher im September erwartete erste Zinssenkung durch die US-Notenbank FED erscheine in diesem Szenario von wirtschaftlicher Unsicherheit aber noch "ewig weit entfernt", schrieb Eckhard Schulte, Chef von MainSky Asset Management.

Worauf es jetzt ankommt

Der Wochenstart versetzte auch viele Privatanleger in Panik. Doch was ist jetzt angesagt? "Ruhe bewahren, strategisch bleiben", rief Wall-Street-Experte Markus Koch in seinem täglichen YouTube-Livestream als Devise aus. "Disziplin ist das absolut entscheidende in diesen Situationen", ergänzte er. 

Man solle keine irrationalen Entscheidungen treffen. Marktsituationen mit massiven Kursschwankungen hätten sich in der Vergangenheit als herausragende Möglichkeit herausgestellt, um gutes Geld zu verdienen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Für Aktienmärkte rund um die Welt folgte nach einem tiefrotem Freitag direkt ein rabenschwarzer Montag.
  • Was die Tech-Konzerne, der US-Arbeitsmarkt und Zinsen damit zu tun haben.
  • Die Ursachen für den Crash im Überblick.