APA/APA (Archiv)/HANS PUNZ

Sonntagsöffnung: Überschaubares Besucheraufkommen

Das große Einkaufswochenende samt Sonntagspremiere ist in Österreich höchst unterschiedlich ausgefallen. Während mancherorts des Geschäft gut lief, blieb es anderenorts deutlich unter den Erwartungen.

Einig war man sich, dass der zusätzliche Einkaufstag die Corona-Sorgen des Handels nicht vergessen ließ. Laut Schätzung des Handelsverband brachte der Sonntag Umsätze von 180 Millionen Euro, nach 380 Millionen Euro am Samstag.

Während der Obmann der Handelssparte in der Wirtschaftskammer, Rainer Trefelik, wie er sagte, keine Kristallkugel habe und deshalb noch nicht sagen könne, wie hoch die Sonntagsumsätze ausfielen, schätzte der Handelsverband diese auf 180 Mio. Euro. Damit übertraf die Schätzung die eigene Prognose, was den Handelsverband in einer Aussendung frohlocken ließ: Der 4. Adventsonntag habe sich als Familieneinkaufstag entwickelt. Handelsverband-Chef Rainer Will sprach von einem "sozialen Familienanlass".

Sonntagsöffnung einmalige Sache

"Heute hat's gepasst, die Sonntagsöffnung sollte aber eine einmalige Sache bleiben", fand Brigitte Hirschegger, Geschäftsfrau in der Linzergasse in der Salzburger Innenstadt. Als Betreiberin eines kleines Geschäfts sei sie eine große Gegnerin einer allgemeinen Sonntagsöffnung. Für kleine Geschäfte rechne es sich nur, wenn man selber drinnen stehe, dann müsse man keinem Mitarbeiter einen Sonntagszuschlag zahlen.

Auch Trefelik sah die außertourliche Sonntagsöffnung als absolut wichtig Botschaft in dieser schwierigen Zeit, sie sei aber keine Dauerlösung. Warum die Umsätze und Kundenfrequenzen so unterschiedlich ausfielen, habe mehrere Gründe, so Trefelik. Es gebe viele Einflussfaktoren und deshalb keine monokausale Erklärung. In Wien etwa habe diese Woche die noch geschlossene Gastronomie fehlt, ebenso wie die Hotellerie für die City-Boutiquen. Auch die Anti-Corona-Demos hätten viele potenzielle Kunden verschreckt.

Kein Shopping-Rausch in der Steiermark

In Oberösterreich, wo der Lockdown nach den hohen Infektionszahlen länger gedauert hat, dürften viele Menschen ihre Weihnachtsgeschenke woanders gekauft haben. Aber auch in anderen Bundesländer war die sonntägliche Einkaufslaune überschaubar und nicht vergleichbar mit dem Einkaufssamstag tags zuvor. 

Zweckoptimismus herrschte in Kärnten. Heinz Achatz vom Südpark in Klagenfurt sprach gegenüber der APA zwar von einer "nicht schlechten Kundenfrequenz", aber es sei deutlich weniger als am gestrigen Samstag. Dieser sei jedoch auch einer der stärksten Samstage der vergangenen Jahre gewesen. Allerdings sei das heutige Sonntagsgeschäft auch "viel schlechter als am 8. Dezember". Viele kämen auch nicht, glaubt er, weil "einiges nicht geöffnet ist: Supermärkte, Drogerien oder Optiker". Auch das gute Wetter spiele dem Handel nicht in die Karten. "Nach der langen Nebelphase gehen die Leute beim Sonnenschein heute vielleicht auch lieber spazieren oder Ski fahren", so Achatz. Positiver gestimmt war Richard Oswald vom Atrio in Villach. Man sei "wirklich zufrieden, es ist ein guter Einkaufstag vor Weihnachten. Es ist sehr positiv, wie viele Besucher in den stationären Handel kommen". Außerdem gebe es klares Kaufverhalten: "Wer heute drin ist, der will kaufen, der geht nicht Bummeln."

Von einem Shopping-Rausch war am Sonntag in den steirischen Einkaufszentren und in der Grazer Innenstadt nichts zu bemerken. Im Innenstadtkaufhaus Kastner & Öhler - der klassische Frequenzbringer für die City - war zwar einiges los, von Gedränge an Kassen oder in den Gängen konnte aber keine Rede sein. Auch im Shopping Center West im Grazer Süden herrschte kein Ansturm, Parkplätze waren zu Mittag teils direkt vor den Eingängen verfügbar. Edith Münzer vom Grazer Murpark war jedoch "auch nicht unzufrieden. Es ist ähnlich wie bei einem 8. Dezember." Der Vormittag sei noch etwas verhalten gewesen, aber mit dem Nachmittag werde es deutlich voller, so die Hoffnung. Aus ihrer Sicht gebe es auch klare Gewinner: "Vor allem der Buchhandel ist bei uns sehr voll." Danach kämen die Elektrogeschäfte, gefolgt von den Schuhläden. "Heuer gibt es ja wieder einen richtigen Winter und anscheinend dementsprechend Nachholbedarf." Auch bei ihr gebe es in der Tendenz mehr Besucher mit Kaufabsichten, wenige Bummler. "Hier werden wohl hauptsächlich noch Wunschlisten ans Christkindl abgearbeitet."

Geringe Kundenfrequenz auch in Vorarlberg und Tirol

Während etwa in Tirol und Vorarlberg das schöne Wetter offenbar eher zum Skifahren oder Spazierengehen genutzt wurde, strömten die Wienerinnen und Wiener in die Stadt. Sowohl in der Innenstadt als auch auf der Mariahilfer Straße waren viele Menschen unterwegs. Letztere war das Wochenende auf der gesamten Länge für den Verkehr gesperrt. Staus gab es dafür in so manchen Geschäften. Beachtliche Warteschlangen vor den Kassen mussten in manchen Mode-und Spielwarengeschäften oder auch in Buchhandlungen in Kauf genommen werden. Schuhe, Sportartikel und Weihnachtsdeko schienen ebenfalls begehrt zu sein. Im bekannten Wiener Kaufhaus Gerngross starteten erste Händler schon mit Schlussverkaufs-Rabatten.

Lockdown-Verluste kaum auszugleichen

Experten und der Handelsverband hatten bereits im Vorfeld damit gerechnet, dass die Geschäfte am Sonntag nicht mit einem Einkaufssamstag vergleichbar sein werden. Dennoch dürfte das Wochenende in Summe rund eine halbe Milliarde Euro Umsatz in die nach dem Lockdown leeren Kassen gespült haben. Ein Umsatz von 500 Mio. Euro entspricht laut Handelsverband mehr als 8 Prozent der gesamten Dezember-Umsätze im österreichischen Handel. "Allerdings kann ein Super-Einkaufswochenende bei weitem nicht die Umsatzverluste von 20 Lockdown-Tagen kompensieren", relativierte Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch.

Der Andrang am einzigen Einkaufssamstag vor Weihnachten war groß.

Die heimischen Händler durften aufgrund einer Ausnahmeregelung erstmals österreichweit am Sonntag öffnen. Die einmalige Sonderregelung gilt aber nicht für Supermärkte, Drogerien und andere Geschäfte, die während des letzten Lockdown offen waren. Wegen der vierten Corona-Welle ist ein Großteil des stationären Handels heuer um drei Einkaufssamstage im Advent und den traditionell starken Marienfeiertag umgefallen. Der offene Sonntag vor Weihnachten sollte einen Teil des Lockdown-Umsatzausfalls ausgleichen.

Beschäftigte, die sich freiwillig für diesen Tag meldeten, verdienten das Doppelte und bekommen einen extra freien Tag. Ein Türöffner für die generelle Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten soll der Ausnahmesonntag nicht werden. Die Gewerkschaft lehnt weitere Sonderregelungen für die Sonntagsöffnung ab.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Handel ist am Samstag mit einem Umsatz von geschätzten 380 Millionen Euro in das großes Einkaufswochenende vor Weihnachten gestartet.
  • Diese Zwischenbilanz zog der Handelsverband nach Ladenschluss.
  • Heute, Sonntag, hat der Handel ausnahmsweise ebenfalls geöffnet.
  • Experten und die Händler rechnen allerdings damit, dass die Geschäfte weniger gut gehen als am Samstag.
  • Der Handelsverband erwartet, dass der "goldene Sonntag" rund 120 Millionen Euro Umsatz in die Kassen spült.