Drei Jahre Rezession
Sorgenkind Wirtschaft: Krisen "haben uns ärmer gemacht"
Österreichs Wirtschaft steckt auch im dritten Jahr in Folge in einer Rezession: Im vergangenen Jahr schrumpfte das BIP um 1,2 Prozent - 2023 war es bereits um ein Prozent zurückgegangen. Nach Einschätzung des WIFO beschleunigte sich die Talfahrt im zweiten Halbjahr sogar noch einmal.
Für heuer wird ein neuerlicher Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent erwartet. "Drei Jahre Rezession hintereinander, das ist schon schlimm", so die nüchterne Analyse von WIFO-Chef Gabriel Felbermayr. So lange schrumpfte die Wirtschaft in der Nachkriegszeit noch nie.
Sind ärmer geworden
Doch was bedeutet das für jede und jeden von uns? "Seit 2022 ist der Durchschnittsösterreicher, die Durchschnittsösterreicherin, um 1.700 Euro ärmer geworden – im Jahr", rechnet der Ökonom vor.
Deshalb fordert er, man müsse den Menschen reinen Wein einschenken: "Die Doppel- und Triplekrisen haben uns ärmer gemacht." Man könne die Realität nicht verweigern.
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Und jetzt? Zwischen Sparen und Konjunkturpaket
Die Politik muss nun einen Spagat wagen. Einerseits muss die Wirtschaft angekurbelt werden, andererseits muss das klaffende Loch im Budget geschlossen werden. Beides widerspricht sich in der volkswirtschaftlichen Theorie.
Nach dem Lehrbuch "sollte man eigentlich versuchen, die Konjunktur zu beleben", führt Felbermayr aus – doch wir hätten uns diese Flexibilität nicht erarbeitet: "Das Pulver ist verschossen", resümiert er. Jetzt noch mehr sparen, "das halte ich für schwierig".
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Was es jetzt braucht
Jetzt brauche es "etwas, das wirklich die Stimmung ändern kann", sagte der Ökonom. Auf Pump Schulden machen, wie das Deutschland nun angeht, kann Österreich nicht. Deshalb müsse man Strukturreformen angehen. Pensionssystem, Stromkosten, "wirklicher" Abbau von Bürokratie – Pläne mit Hand und Fuß könnten hier Vertrauen schaffen.
Ein Vorschlag wäre: Die Senkung der Lohnnebenkosten, die eventuell für 2027 anvisiert wird, falls man das Geld auftreibt, schon jetzt angehen. "Es braucht jetzt Pläne, wie man so eine spürbare Entlastung finanzieren kann", so Felbermayr.
"Wir haben Nachteile bei den Lohnkosten, wir haben Nachteile bei den Stromkosten", hier müsse man anpacken. Felbermayrs Appell: "Wir müssen Mut haben, raus aus dem Mittelmaß."
Zusammenfassung
- Österreichs Wirtschaft bleibt laut Konjunkturprognose in der Rezession: Auch 2025 wird das BIP weiter schrumpfen.
- WIFO-Chef Gabriel Felbermayr richtet deshalb auch einen klaren Appell an die Politik.
- Man müsse den Menschen "reinen Wein einschenken", man könne die Realität nicht verweigern.
- "Seit 2022 ist der Durchschnittsösterreicher, die Durchschnittsösterreicherin, um 1.700 Euro ärmer geworden – im Jahr", rechnet der Ökonom vor.