RBI-Chef: Teilverkauf in Russland am wahrscheinlichsten
Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat auch mehr als zwei Jahre nach Beginn des Ukraine-Kriegs noch keine Lösung für den Ausstieg aus Russland gefunden. Laut RBI-Chef Johann Strobl ist derzeit ein Teilverkauf der RBI-Tochter in Russland das wahrscheinlichste Szenario.
Die Bank rechnet damit, bei einem Verkauf nur 60 Prozent der Raiffeisen Russland abgeben zu können.
"Die Basisannahme ist, dass wir 40 Prozent behalten müssen", sagte Strobl in einem Analystencall am Dienstagnachmittag. Die RBI hofft aber, dass sie in einem solchen Fall Dividenden für diesen Anteil bekommt und auf diese dann auch Zugriff hat. Ob das aber in der Praxis auch so möglich wäre, sei unklar.
- Mehr lesen: Geldwäsche: Rekord-Strafe für RBI
Russland-Geschäfte schneller abbauen
Solange keine Lösung für einen Ausstieg gefunden sei, will die RBI ihr Geschäft in Russland in den kommenden Monaten jedenfalls schneller abbauen als bisher und so die Einhaltung aller Sanktionen vereinfachen.
Das Kreditbuch soll sich noch schneller verkleinern, bis 2026 soll das Kreditvolumen um weitere 55 Prozent sinken. Mit sehr wenigen Ausnahmen sollen zudem keine neuen Kredite mehr vergeben werden.
Kreditgeschäft um mehr als die Hälfte reduziert
Von Kriegsbeginn bis zum Ende des ersten Halbjahres 2024 wurde das Kreditgeschäft laut RBI bereits um mehr als die Hälfte reduziert. Auch bei Auslandstransaktionen habe es bereits sehr starke Einschränkungen gegeben, diese seien in den Zahlen aber bisher noch nicht so deutlich sichtbar, so Strobl.
-
Mehr lesen: Aktien-Crash bei deutschem Raiffeisen-Investment
Auf der Passivseite will die Bank Einlagen abbauen. Dementsprechend werden keine Termineinlagen mehr angenommen, keine Zinsen auf Einlagen gezahlt und hohe Gebühren für Girokonten verlangt. "Obwohl es bestimmte Produkte gibt, die wir nicht legal kündigen dürfen, ist es unser Ziel, diese so unattraktiv wie möglich zu machen", sagte Strobl.
Auch das Geschäft mit anderen Banken schränkt die Bank weiter ein. Nur noch Banken, die einen westlichen Mutterkonzern haben, dürfen Einlagen bei der Raiffeisen Russland tätigen. Im Firmenkundengeschäft werde nur noch eine "sehr kleine Zahl an vorab genehmigten, großen, international tätigen Kunden" die Möglichkeit haben, von Raiffeisen Russland Geld zu borgen und Transaktionen zu tätigen.
Einschränkungen für Privatkunden diskutiert
Auch Auslandstransaktionen werden nur noch für diese kleine Anzahl an Kunden möglich sein. Damit soll sich die Zahl der Transaktionen deutlich reduzieren: Von im Schnitt 45.000 monatlichen Transaktionen im ersten Quartal 2024 sollen im vierten Quartal nur noch weniger als 15.000 übrigbleiben.
Einschränkungen im Privatkundengeschäft würden noch diskutiert, es sei aber zu erwarten, dass sich das Zahlungs- und Kreditgeschäft um 90 Prozent reduzieren werde.
Parallel zu den Maßnahmen arbeitet die RBI weiterhin an einem Verkauf oder einer Abspaltung der Russland-Tochter. "Wir haben bisher keine Lösung gefunden, die die Voraussetzungen für alle Seiten erfüllt hat. Wir werden aber weiter daran arbeiten, bis wir eine finden", so Strobl. Jeglicher Rückzug aus Russland werde geordnet und in Abstimmung mit allen Aufsehern stattfinden.
Video: EU verhängt neue Sanktionen gegen Russland
Zusammenfassung
- Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat auch mehr als zwei Jahre nach Beginn des Ukraine-Kriegs noch keine Lösung für den Ausstieg aus Russland gefunden.
- Laut RBI-Chef Johann Strobl ist derzeit ein Teilverkauf der RBI-Tochter in Russland das wahrscheinlichste Szenario.
- Die Bank rechnet damit, bei einem Verkauf nur 60 Prozent der Raiffeisen Russland abgeben zu können.