APA/ROBERT JAEGER

ÖBB: Wieder mehr Fahrgäste, aber noch nicht Vorkrisenniveau

Dennoch wurden 2021 gut 150 Millionen Fahrgäste weniger als 2019 transportiert. Das operatives Ergebnis mit 170 Millionen Euro im Vorjahr ist aber minimal höher als zwei Jahre davor - auch dank Corona-Stützen.

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben im zweiten Coronajahr 2021 zwar wieder mehr Fahrgäste transportiert als 2020. An die Zahlen von 2019 (477 Millionen. Fahrgäste im Nah-, Fern- und Busverkehr) kam man mit insgesamt 323 Millionen Passagieren, die ÖBB-Dienste nutzten, aber bei weitem noch nicht heran. Das operative Ergebnis (EBT) erreichte 170 Millionen Euro und überstieg auch den Wert von 2019, nicht nur jenen von 2020 (2020: 59 Millionen Euro; 2019: 169 Millionen Euro).

Das "respektable Ergebnis" sei auch verkehrspolitischer Unterstützung durch den Staat zu verdanken, sagte ÖBB-Finanzchef Arnold Schiefer. Denn beim Ergebnis mitgeholfen haben 150 Millionen Euro an verschiedenen Hilfen - ein Paket für den Personen- und Güterverkehr - wegen der Coronapandemie, hieß es auf Nachfrage bei der Bilanzpressekonferenz am Freitag. Im Jahr davor waren es noch 200 Millionen Euro gewesen. Heuer rechnet der Konzern mit einem weiteren ausgleiten der Hilfen.

Corona-Hilfen ohne Gewinneffekt

Auch andere Verkehrsbetriebe erhielten Coronahilfen. Beispielsweise sei das Schienenbenützungsentgelt abgesenkt worden, wodurch eine Verlagerung von Gütertransporten auf die Straße verhindert worden sei. Auch eine "Notvergabe" habe es gegeben, so Schiefer mit Blick auf die Weststrecke. Diese sei aber "nur eine Kostenerstattung", habe keinen Gewinneffekt im Konzern. Notvergaben erhielten ÖBB und Westbahn um trotz Corona den Takt aufrechterhalten.

Die Gesamterträge im Teilkonzern Personenverkehr stiegen um 22 Prozent auf 2,66 Milliarden Euro, die Aufwände sanken gleichzeitig um 18 Prozent auf minus 2,53 Milliarden Euro. Das EBT stieg von 6,3 Millionen Euro auf 89,3 Millionen Euro.

Der Güterverkehr lag mit 94,1 Millionen Nettotonnen Transportleistung um mehr als 10 Millionen Nettotonnen unter 2019 (105,3 Millionen Nettotonnen). Gegenüber 2020 sank die Transportleistung um 1 Prozent.

Rail Cargo mit Rückgang

Im Güter-Teilkonzern Rail Cargo Austria gab es bei den Gesamterträgen einen rechnerischen Rückgang um 15 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro. Dieser Wert ist aufgrund des ÖBB-internen Verkaufs von 26 Prozent der Anteile an den ÖBB-Technische Services-GmbH an die ÖBB-Personenverkehr AG und des damit zusammenhängenden Wechsels vom Vollkonsolidierungskreis des Rail Cargo Austria in den Vollkonsolidierungskreis der ÖBB-Personenverkehr AG nicht direkt vergleichbar. 67 Millionen Euro kamen aus dem Coronahilfspaket des Staates.

Bereinigt um den Einmaleffekt dieser Anteilstransaktion sind die Gesamterträge mit Bahnlogistikgeschäften um 10 Prozent oder 174 Millionen Euro gestiegen und liegen knapp 50 Millonen Euro über den bereinigten Gesamterträgen in 2019. Das sei vor allem auf das Wachstum bei Intermodal-, Stahl-, Baustoff- und Abfallverkehren zurückzuführen. Die Gesamtaufwendungen stiegen bereinigt um 8 Prozent auf 1,88 Milliarden Euro.

Das Rail-Cargo-EBT stieg vor allem aufgrund des Verkaufs der Anteile an der Wartungstochter deutlich auf 121,6 Millionen Euro (2020: 7,6 Millionen Euro). Hier schlägt der Einmaleffekt aus der Anteilstransaktion mit 86,4 Millionen Euro besonders stark zu Buche.

Insgesamt wurden 2021 94,1 Millionen Nettotonnen Güter mit eigenen Lokomotiven und Personal befördert, um etwa 1 Prozent weniger als 2020. Vor der Pandemie, im Jahr 2019, waren es noch 105,3 Millionen Nettotonnen.

42.000 Mitarbeiter

Die Gesamterträge des Teilkonzerns ÖBB Infrastruktur beliefen sich 2021 auf 3,32 Milliarden Euro (2020: 3,33 Milliarden Euro). Die Gesamtaufwendungen verzeichneten wiederum einen Anstieg um 3 Prozent auf 2,92 Milliarden Euro. Das EBT lag bei 10,9 Millionen Euro, um 7 Prozent höher als 2020. Dabei haben sich die Hauptproduktionsmengen (Zug- und Bruttotonnenkilometer) gegenüber dem Vorjahr mengenmäßig deutlich erholt und lagen 2021 wieder auf Vorkrisenniveau. Die Zugkilometerleistung erreichte 156,6 Millionen (2019: 156,4 Millionen), die Bruttotonnenkilometer beliefen sich auf 78.682 Millionen (2019: 78.698).

Im Gesamtkonzern stiegen die Gesamterträge auf 6,98 Milliarden Euro (2020: 6,72 Milliarden Euro). Die Aufwendungen stiegen 2021 auf 6,36 Milliarden Euro (2020: 6,1 Milliarden Euro). Das Finanzergebnis fiel voriges Jahr mit minus 458,7 Millionen Euro etwas weniger tiefrot als im Jahr davor mit 566 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) stieg auf 628,7 Millionen Euro (2020: 624,6 Millionen Euro).

Zum Ende des Vorjahres haben fast 42.000 Menschen bei den ÖBB gearbeitet. Dazu kamen noch knapp 1.800 Lehrlinge. Beide Zahlen sind stabil gegenüber 2020 geblieben. Im laufenden Generationenwechsel bei der Staatsbahn wurden voriges Jahr aber ganze 3.764 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu aufgenommen. "Wir sind mittendrin im Generationenwandel, wir verjüngen uns stark", sagte Matthä.

Die ÖBB-Vorstände haben laut Schiefer wie schon 2020 auf ein Monatsgehalt verzichtet. Das sagte er, nachdem die Frage aufgetaucht war, ob das ÖBB-Management dank des Gewinns auch aufgrund von Staatshilfen Boni bekommen habe.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben im zweiten Coronajahr 2021 zwar wieder mehr Fahrgäste transportiert als 2020.
  • An die Zahlen von 2019 (477 Millionen. Fahrgäste im Nah-, Fern- und Busverkehr) kam man mit insgesamt 323 Millionen Passagieren, die ÖBB-Dienste nutzten, aber bei weitem noch nicht heran.
  • Das operative Ergebnis (EBT) erreichte 170 Millionen Euro und überstieg auch den Wert von 2019, nicht nur jenen von 2020 (2020: 59 Millionen Euro; 2019: 169 Millionen Euro).