Immo-Investor verdiente an Genossenschaft Millionen
Das Areal in der Mattersburger Michael Koch-Straße sollte einst das neue Herz der Stadt werden. Der ehemalige Commerzialbank-Chef und Präsident des SV Mattersburg, Martin Pucher, hatte große Ziele: Neues Rathaus, neue Bankfiliale, zwei Gebäude zur Vermietung und eine Tiefgarage - dazu Grünflächen und ein "Wassersprüher".
30 Millionen schwer sollte die Investition werden - das abrupte Ende der Commerzialbank bedeutete auch das Aus des Prestige-Projekts. Vorerst.
Inzwischen wird das Projekt von einer gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft weitergeführt - der BWSG. Neben Rathaus und Polizeistation sollen nun auf dem Areal neben Mietwohnungen auch Gastronomie, Geschäfte und Arztpraxen ihr Zuhause finden.
Streitigkeiten gab es immer wieder - um den Bebauungsplan und die konkrete Umsetzung. Doch Recherchen der "Wiener Zeitung" und der "Tagespresse" brachten weitere Ungereimtheiten rund um das gebeutelte Entwicklungsprojekt ans Licht.
Zuschlag für die Wiese
Nach der Implosion der Commerzialbank wurde das Grundstück versteigert. 2021 kam es zur Auktion - der Hammer fiel nach dem finalen Gebot über 4,62 Millionen Euro. Immo-Unternehmer Gerhard Aigner konnte sich nun Besitzer der Wiese nennen.
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Im Mai 2021 wurde dann der Kaufvertrag unterschrieben. Für 1,23 Hektar zahlte die neu gegründete Firma von Aigner - die BUAG Immobilien GmbH & Co OG - 4,62 Millionen Euro. Machte einen Quadratmeterpreis von 375 Euro. Aigner sprach in Regionalmedien von den weiteren Planungsschritten, gegenüber dem ORF Burgenland hieß es, er habe große, namhafte Projektpartner im Hintergrund.
Jahre später erzählt ein Unternehmer der "WZ", Aigner hätte schon bei der Auktion gesagt, er hätte einen Käufer und auch noch mehr bieten können. Ihm selbst sei es aber zu teuer geworden. "Bei dem Bodenpreis hätte ich hier nichts bauen können", wird er zitiert.
Millionengewinn in drei Monaten
Lang waren Aigner und sein Geschäftspartner aber nicht Besitzer der Wiese in Mattersburger Top-Lage. Nur drei Monate nach dem Kauf übernahm die BWSG, die gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft, die in der Eisenbahnergewerkschaft ihre Wurzeln hat, den Grund.
Die BWSG ist ein großer gemeinnütziger Bauträger. Jährlich werden rund 400 Wohnungen errichtet - von 37.000 Verwaltungseinheiten ist auf der Webseite die Rede.
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Die BWSG legt für den Deal mit der BUAG nun 15,74 Millionen Euro auf den Tisch. Neben dem Areal in Mattersburg gibt es dafür noch zwei vergleichsweise günstige Liegenschaften in der Steiermark (ursprünglicher Kaufpreis: 750.000 Euro) und in Niederösterreich (knapp 250.000 Euro) dazu, wie Recherchen der "WZ" zeigen.
Die BUAG kaufte also drei Grundstücke um insgesamt 5,6 Millionen Euro und verkaufte sie um 15,7 Millionen weiter. Sie verdiente an der BWSG kräftig.
Geschäftsbeziehungen …
Warum die BSWG nicht gleich um das Grundstück mitgeboten hat, wie schon bei angrenzend Grundstücken, ist unklar. Dabei hätte man sich wohl Millionen sparen können. "Aufgrund interner Entscheidungsprozesse konnte die BWS nicht direkt an der Versteigerung teilnehmen", sagte die BWSG der "WZ".
Oder steckte doch mehr dahinter? Fest steht: Der Mittelsmann Aigner kennt den BWSG-Vorstand Mathias Moser. Denn die Sanag Sanierung GmbH von Aigner (die ursprünglich den Zuschlag für die Wiese erhielt) übernimmt Sanierungsarbeiten in Häusern der BWSG in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.
... aber "kein persönlicher Kontakt"
Doch die "Wiener Zeitung" und die "Tagespresse" decken noch eine weitere Verbindung auf. Das Projekt "Viarosa Wohnpark" in der Gemeinde Pottendorf - dort wurden 30 exklusive Doppelhaushälften aus dem Boden gestampft - wird von der Viarosa Wohnpark GmbH gebaut.
Die BWSG kaufte diese Gesellschaft im Mai 2023. Vorheriger Besitzer? Gerhard Aigner. Nun führen Moser und Aigner das Unternehmen gemeinsam.
Vor dem Mattersburg-Deal wollen die beiden aber nichts miteinander zu tun gehabt haben. "Es gab keinen persönlichen Kontakt und auch keine gemeinsame Geschäftstätigkeit", hieß es zur "WZ".
Zusammenfassung
- Ein Immobilien-Unternehmer machte mit einem Grundstücks-Deal in wenigen Monaten einen Millionengewinn.
- Darin verwickelt: Eine gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft und ein Areal im Burgenland, für das andere schon große Pläne hatten.
- Zu dem kräftigen Gewinn kommt noch eine persönliche Verstrickung zwischen Verkäufer und Käufer.