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Chaos an der Börse

Warum ETF-Anleger jetzt nicht in Panik verfallen sollen

08. Apr. 2025 · Lesedauer 5 min

Die Aktienmärkte haben turbulente Tage hinter sich. Bei einigen macht sich schon Panik breit. Viele ETF-Anleger "profitieren" jedoch ohnehin schon von der aktuellen Lage. Wie, verrät Finanzmarktexperte Peter Brezinschek im PULS 24 Interview.

Viele rote Zahlen im eigenen Depot, eine Negativ-Schlagzeile nach der anderen: Für viele, die erst seit wenigen Jahren ihr Geld in Aktien investieren, sind die turbulenten vergangenen Wochen der erste große Rückschlag. Wenn das eigene Ersparte weniger wert wird, kann sich da schon mal Nervosität oder Panik breit machen.

Zumal der Auslöser diesmal keine Pandemie, kein Krieg und keine Banken-Pleiten sind, sondern der US-Präsident. "Die einzige Konstante an Donald Trump ist seine Unberechenbarkeit. Das wird den Finanzmärkten nicht schmecken", so Finanzexperte Peter Brezinschek. 

Doch genau in diesen Situationen ist es besonders wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren. PULS 24 hat die wichtigsten Fragen für Anleger im Überblick. 

Wie schlimm ist die Situation gerade wirklich? 

In Schlagzeilen war schon von einem "schwarzen Montag" (in Anlehnung an den Börsen-Crash 1987) oder einem "Börsen Beben" zu lesen. Unter Experten ist allerdings noch nicht einmal von einem Crash die Rede. 

Als Anleger habe man nun aber auch "einen zweijährigen massiven Aufschwung hinter sich, vergessen wir das nicht", sagte Brezinschek zu PULS 24. Nach dem durch Zinserhöhungen, Kriegsausbruch und Inflation geplagten Börsenjahr 2022 kannten die Aktienmärkte nämlich nur eine Richtung: nach oben. 

Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht das. Der wichtige US-Index S&P 500 liegt seit Jahresbeginn knapp 15 Prozent im Minus. Was sich zunächst brutal anhört und auf dem kurzfristigen Chart auch heftig anzusehen ist, lässt sich auf längere Sicht gleich besser verkraften. So tief standen die Kurse zuletzt im Mai 2024, im Vergleich zum April 2020 ist man immerhin satte 85 Prozent im Plus. 

Beim deutschen Leitindex DAX stand man zuletzt Ende November auf diesem Niveau, beim österreichischen ATX sogar Ende Dezember. Fazit: Ja, die Korrektur ist deutlich. Nein, es ist kein Grund zur Panik.

Wie geht es weiter? 

Der letzte große Crash an den Börsen war im März 2020, als Corona die Welt lahmlegte. Binnen weniger Wochen rauschten die Kurse um knapp ein Drittel in den Keller. Doch nur Monate später hatten sich die Kurse erholt. 

Ein ähnliches Szenario erwartet Brezinschek diesmal nicht. Denn durch die Zoll-Rundumschläge von Trump werden die "Rahmenbedingungen neu gesetzt. Was auch immer Trump sich in den nächsten Wochen einfallen lässt, wir kommen nicht mehr zu den Ausgangsbedingungen zurück", sagte der Finanzexperte: "Wir schreiben da neue Wirtschaftsgeschichte". 

Deshalb "wird es wahrscheinlich eine etwas längere Korrekturphase an den Aktienmärkten geben", so seine Analyse. Diese könnten durch einzelne "Hoffnungs-Phasen" unterbrochen werden. Zeithorizont? "Eventuell mehrere Monate oder das ganze Jahr".

Video: Börsen-Achterbahn wegen Trump-Zöllen

Was mache ich jetzt mit meinem ETF-Sparplan?

Für alle, die monatlich einen fixen Betrag automatisch in einen breit gestreuten ETF investieren, ist die gute Nachricht: Trading-App lassen, einfach weitermachen. "Das ist ja das Ideale an einem Sparplan: Ich kaufe regelmäßig zu einem bestimmten Betrag", erklärt Brezinschek: "Damit profitiere ich ja auch von diesen Rückschlägen."

Wer jetzt weiter um 100 Euro im Monat ETF-Anteile kauft, bekommt nun eben mehr für das gleiche Geld. "Das macht sich dann im nächsten Aufschwung bezahlt". Dieser Effekt nennt sich "Cost Averaging" und ist ein "ganz wichtiger Baustein in einem langfristigen Vermögensaufbau", so Brezinschek.

Wenn an den Aktienmärkten rauer Wind herrscht, "heißt es wirklich: Längerfristig denken". Auf lange Sicht hat die Börse (wenn man an breit gestreute Indizes denkt) noch jeden Rückschlag wieder aufgeholt. 

Soll ich jetzt verkaufen? 

Das hängt davon ab. Wer schon lange investiert und in nächster Zeit große Ausgaben plant, etwa eine Eigentumswohnung oder ein Auto – da könne es trotz der deutlichen Korrekturen sinnvoll sein, "ein bisschen was abzubauen", so Brezinschek.

Wer aber langfristig investiert und beispielsweise sagt: "Ich lege mein Geld für die Pension auf die Seite", der sollte im Moment am besten die Füße stillhalten. 

Ist jetzt der ideale Zeitpunkt, nachzukaufen?

Wenn sich der eigene Algorithmus in sozialen Netzwerken in Richtung einiger "Finance-Bros" bewegt hat, bekommt man bei jedem Kurseinbruch den gleichen Tipp: "Buy the dip!"

Ist also auch jetzt eine gute Gelegenheit, quasi im Abverkauf ein Schnäppchen zu ergattern? "Jetzt alles investieren, das wäre Harakiri", mahnt Brezinschek. Denn dann droht das berühmte "fallende Messer", wenn die Kurse weiter korrigieren. 

Wohl aber sollte man aber an seinen Sparplänen festhalten und diese eventuell sogar für die kommenden Monate erhöhen. Auch zusätzlich investieren ist "kein Problem, wenn ich auf 4, 5 oder 6-mal investiere", so der Finanzexperte. 

"Selbst wenn ich dann vielleicht nicht die Tiefstkurse erreiche, das ist in der langfristigen Sicht aber ohnehin uninteressant". Eben frei nach einer alten Börsenweisheit: Time in the market beats timing the market.

Den "besten Zeitpunkt" zum Investieren gebe es ohnehin nicht. Man müsse "nicht glauben, dass ich immer den Tiefpunkt erwische, das ist auch bei den Profis nicht der Fall", ergänzte er. 

Disclaimer: Die Informationen in diesem Artikel dienen lediglich zu Ihrer Information und stellen keine Anlageempfehlung dar. Investitionen am Kapitalmarkt sind mit Risiken verbunden.

Zusammenfassung
  • Die Aktienmärkte haben turbulente Tage hinter sich.
  • Bei einigen macht sich schon Panik breit.
  • Viele ETF-Anleger "profitieren" jedoch ohnehin schon von der aktuellen Lage.
  • Wie, verrät Finanzmarktexperte Peter Brezinschek im PULS 24 Interview.