Badelt: Man kann nicht so viel für Impfungen ausgeben, was Lockdowns kosten

Für WIFO-Chef Christoph Badelt können die Arbeitslosenzahlen erst in Jahren auf Vorkrisen-Niveau gesenkt werden – "wenn wir es überhaupt noch einmal erreichen".

Am Freitag wird eine neue Wirtschaftsprognose veröffentlicht – mit zwei Szenarien: eine ohne weiteren Lockdown, eine mit weiteren vier Wochen Lockdown, erklärt Christoph Badelt, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, im Interview bei PULS 24 Anchor Thomas Mohr. Der Unterschied liege laut Badelt "zwischen einem halben und einem ganzen Prozentpunkt, was das Wachstum angeht". Aber: "Je kleiner das Wachstum 2021, desto größer wird es 2022 sein".

Die Arbeitslosenzahlen werden nur langsam sinken, erklärt Badelt: "Es wird noch einige Jahre dauern, bis wir das Vorkrisen-Niveau erreichen – wenn wir es überhaupt noch einmal erreichen."

Kurzer, harter Lockdown besser?

Auf die Frage, ob ein kurzer dafür harter Lockdown besser wäre zeigt sich Badelt überrascht von internationalen Studien. Sein Bauchgefühl hätte gesagt "lieber kürzer dafür heftiger", aber das habe sich nicht bewahrheitet. "Das Interessante ist, ob man mal kurz und heftig oder länger und dafür nicht so heftig zusperrt", habe keinen signifikanten Einfluss auf das Wachstum gehabt. "Das hat auch uns gewundert, aber so ist es."

500 Millionen Euro pro Woche

"Eine Woche Lockdown kostet uns 500 Millionen Euro an Wert des Sozialprodukts", erklärt Badelt, "so viel können sie gar nicht fürs Impfen ausgeben, wenn sie sich dafür zwei oder drei Wochen Lockdown ersparen". Deswegen sei indirekt auch das Impftempo sehr wichtig. Wichtiger sei aber, "ob man die Wirtschaft frei arbeiten lässt oder nicht – das ist das Entscheidende".

Badelt versteht auch, warum in Vorarlberg nicht alle Gastronomen die Chance nutzen, ihr Geschäft aufzusperren. Es gebe Konstellationen, "wo das Aufsperren mehr kostet als es bringt", aber es gebe auch mittelfristige Überlegungen wie zum Beispiel Kundenbindung. Aber: "Was sich für ein Unternehmen rechnet, kann nur jedes Unternehmen für sich selbst bestimmen."

ribbon Zusammenfassung
  • Am Freitag wird eine neue Wirtschaftsprognose veröffentlicht – mit zwei Szenarien: eine ohne weiteren Lockdown, eine mit weiteren vier Wochen Lockdown, erklärt WIFO-Direktor Christoph Badelt im Interview mit PULS 24 Anchor Thomas Mohr.
  • Der Unterschied liege laut Badelt "zwischen einem halben und einem ganzen Prozentpunkt, was das Wirtschaftswachstum angeht". Aber: "Je kleiner das Wachstum 2021, desto größer wird es 2022 sein".
  • Die Arbeitslosenzahlen werden nur langsam sinken, erklärt Badelt: "Es wird noch einige Jahre dauern, bis wir das Vorkrisen-Niveau erreichen – wenn wir es überhaupt noch einmal erreichen."
  • "Das Interessante ist, ob man mal kurz und heftig oder länger und dafür nicht so heftig zusperrt", habe keinen signifikanten Einfluss auf das Wirtschaftswachstum gehabt. "Das hat auch uns gewundert, aber so ist es."
  • "Eine Woche Lockdown kostet uns 500 Millionen Euro an Wert des Sozialprodukts", erklärt Badelt, "so viel können sie gar nicht fürs Impfen ausgeben, wenn sie sich dafür zwei oder drei Wochen Lockdown ersparen".
  • Deswegen sei indirekt auch das Impftempo sehr wichtig. Wichtiger sei aber, "ob man die Wirtschaft frei arbeiten lässt oder nicht – das ist das Entscheidende".