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20 Prozent für EU

104 Prozent für China: Stufe 2 von Trump-Zollpaket in Kraft

09. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Die zweite Stufe des Zollpakets von US-Präsident Donald Trump ist in Kraft getreten. Für die gesamte EU gelten nun 20 Prozent, China trifft es mit insgesamt 104 Prozent Sonderzöllen besonders hart.

Um Mitternacht amerikanischer Zeit (6.01 Uhr MESZ) war es soweit: Die angekündigte zweite Phase von Donald Trumps Zollpaket trat offiziell in Kraft. Für die gesamte Europäische Union gelten 20 Prozent, China trifft es besonders hart.

Die USA haben am Mittwoch zusätzliche Zölle von 84 Prozent auf alle chinesischen Importe verhängt. Damit werden künftig alle chinesischen Waren mit einem Zollsatz von mindestens 104 Prozent belegt.

Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, hatte die besonders harten Zölle gegen China am Dienstag gegenüber US-Medien mitgeteilt.

Erste Maßnahmen bereits seit Samstag

Mit der zweiten Phase des Zollpakets hagelte es für zahlreiche Länder deutlich höhere Abgaben – vor allem für jene, mit denen die USA nach Regierungsangaben ein besonders hohes Handelsdefizit haben.

Für jedes betroffene Land wurde ein Zollsatz festgelegt, der neben klassischen Einfuhrabgaben auch andere Handelshemmnisse abbilden soll.

Daraus würde sich der entsprechende US-Zoll auf Importe aus diesen Ländern ableiten. Ökonomen haben jedoch starke Zweifel an der Berechnungsgrundlage für die Länderliste. Diese beruhe zumindest in Teilen auf fehlerhaften Annahmen.

Phase 1 läuft seit Samstag

Bereits am Samstag war der erste Schritt des Maßnahmenpakets in Kraft getreten: pauschale Importzölle von zehn Prozent auf Waren aus allen Ländern. Bestimmte Waren sind von den Zöllen ausgenommen - etwa solche, für die bereits spezifische Zollregelungen gelten, wie Stahl- und Aluminiumprodukte sowie Autos und Autoteile.

Außerdem sind einige weitere Produkte wie Kupfer, Arzneimittel, Halbleiter, Holzprodukte oder bestimmte kritische Mineralien ausgenommen. Das Weiße Haus machte allerdings deutlich, dass Trump für diese Warengruppen schon bald Sonderzölle verhängen könnte.

Der US-Präsident hatte sein neues, gewaltiges Zollpaket bei einer Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses präsentiert - unter dem Titel "Tag der Befreiung". Danach kündigten mehrere Länder Gegenmaßnahmen an. Andere setzen auf Verhandlungen. Trumps Sprecherin Karoline Leavitt sagte in Washington, bisher hätten sich fast 70 Länder an die US-Regierung gewandt - das Telefon klingle "ununterbrochen". Einige Staatsoberhäupter wollten demnach sofort "ins Flugzeug steigen", um die Verhandlungen aufzunehmen.

Video: Trump-Zölle setzen EU unter Druck

Zusätzliche Zölle gegen China

Mit dem Paket sagt Trump zwar Handelspartnern in aller Welt den Kampf an. Einen besonderen Groll hegt er aber gegenüber China. Er bezeichnet das Land als "größten Übeltäter". Nachdem Peking auf Trumps Ankündigung mit Gegenzöllen in Höhe von 34 Prozent reagiert hatte, erhöhte Washington die Abgaben auf chinesische Produkte nochmals deutlich: auf insgesamt 104 Prozent. Am Dienstag (Ortszeit) unterzeichnete der US-Präsident ein entsprechendes Dekret.

Daneben ordnete Trump in dem Dekret zusätzlich Zölle von 90 Prozent auf geringwertige Waren aus China an - eine Verdreifachung der bisher vorgesehenen Abgaben für diese Artikel. Ursprünglich wollte Trump Waren mit einem Wert von unter 800 Dollar (rund 724 Euro) ab dem 2. Mai mit einem Zoll von 30 Prozent belegen. Bisher waren solche Güter von Zöllen ausgenommen. Dank dieser Regel lieferten chinesische Online-Händler wie Temu und Shein in großem Stil ihre Produkte in die USA.

Trump zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass China verhandlungsbereit bleibe - das Land wolle unbedingt ein Abkommen schließen, wisse aber nicht, wie es dies in die Wege leiten könne, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social. "Wir warten auf ihren Anruf. Es wird geschehen!", erklärte Trump.

Auch das Handelsverhältnis mit der EU ist Trump ein Dorn im Auge. Ein Angebot aus Brüssel, sämtliche Zölle auf Industriegüter beiderseits abzuschaffen, schlug Trump aus. Stattdessen forderte er, die EU solle als Ausgleich mehr amerikanische Energie importieren.

Video: Reaktion auf Trump: EU erhebt Gegenzölle

EU plant Gegenzölle

Für den Nachmittag wird erwartet, dass sich die EU auf erste Gegenmaßnahmen zu den US-Stahl- und Aluminiumzöllen einigt, die bereits vor Trumps großem Maßnahmenpaket in Kraft getreten waren. Dabei werden entgegen ursprünglicher Planungen voraussichtlich keine Zusatzzölle auf amerikanischen Whiskey erhoben.

Konkret stehen nach Angaben aus EU-Kreisen etwa 25 Prozent auf Sojabohnen, Kleidungsstücke sowie Eisen-, Stahl- und Aluminiumwaren zur Abstimmung. Für andere Waren sollen zehn Prozent fällig werden. Insgesamt soll die Liste 66 Seiten umfassen.

Zusammenfassung
  • Die zweite Stufe des Zollpakets von US-Präsident Donald Trump ist in Kraft getreten.
  • Für die gesamte EU gelten nun 20 Prozent, China trifft es mit insgesamt 104 Prozent Sonderzöllen besonders hart.