Wie der US-Sport den Globus erobert
Die NBA, NHL, NFL, MLB und die MLS zogen mehr ausländische Zuschauer und Zuschauerinnen an als je zuvor und sind bestrebt, auf diesem Siegeszug weiter zu marschieren. Im kommenden Jahr rechnen die US-Ligen trotz eines zunehmend schrumpfenden globalen Sportmarkts mit noch stärkerem Wachstum in den Übersee-Märkten.
"Wir geben keine Finanzzahlen bekannt, aber ich kann Ihnen sagen, dass wir in den letzten zehn Jahren jährlich um etwa 15 Prozent gewachsen sind und wir erwarten, dass unser internationales Geschäft im nächsten Jahr um weitere 20 Prozent wachsen wird", gewährte der stellvertretende NBA-Commissioner Mark Tatum der Nachrichtenagentur Reuters einen strategischen Einblick.
Die weltweit beste Basketball-Liga hat 2023 Partien in Abu Dhabi und Mexiko-Stadt veranstaltet und wird am 11. Jänner ein Spiel in Paris austragen. Seit 1978 fanden mehr als 210 NBA-Spiele außerhalb Nordamerikas statt, womit die Liga getrost als Vorreiter diesbezüglich bezeichnet werden kann.
Nach ersten Schritten unter dem 2020 verstorbenen Commissioner David Stern kann die NBA im voll entfalteten globalen Zeitalter mit einem praktisch unüberschaubaren TV-Markt überall auf dem Globus und jederzeit verfolgt werden.
Die NHL hat in diesem Jahr zum ersten Mal die südliche Hemisphäre besucht und im September zwei ausverkaufte Vorbereitungsspiele in Melbourne bestritten. "Es war ehrgeizig, denn es war unser erster Vorstoß in einen neuen Markt in Australien", sagte Lynn White, die für Internationales zuständige NHL-Vizepräsidenten.
Im vergangenen Monat waren unter anderem die Minnesota Wild mit dem Vorarlberger Marco Rossi im Eishockey-verrückten Stockholm zu Gast und spielten dort zwei Regular-Season-Partien. "In Schweden, das für uns ein etablierter und erfolgreicher Markt ist, ging es darum, eine höhere Größenordnung zu erreichen. Beides war in jeder Hinsicht ein Erfolg", betonte White.
In den kommenden Jahren will die Liga nach Australien und Mexiko zurückkehren. Die Liga prüft außerdem "ernsthaft" die Ausrichtung eines internationalen Turniers mit Nationalteams auf beiden Seiten des Atlantiks.
In Europa inzwischen etabliert ist auch die NFL. Im vergangenen November besuchten 100.167 Fans zwei Spiele der regulären Saison in Frankfurt. Die Begegnung Miami Dolphins gegen Kansas City Chiefs am 5. November wurde von 9,6 Millionen Menschen im Fernsehen und im Internet verfolgt und war damit das meistgesehene internationale Spiel des NFL Network.
München wird im Jahr 2024 Gastgeber der Spiele sein. "Die Zahlen sprechen für sich - die NFL ist in Deutschland angekommen", sagte Alexander Steinforth, Managing Director der NFL für Deutschland.
Eine Mehrheit der NFL-Teams hat kürzlich entschieden, dass die Football-Liga im Jahr 2025 die Rekordzahl von acht internationalen Spielen abhalten kann. Vor knapp einer Woche hat Nordamerikas populärste Liga angekündigt, 2024 das erste Spiel in Südamerika auszurichten. Ziel ist die brasilianische Metropole São Paulo. Das globale Wachstum sei weiterhin "eine wichtige strategische Priorität", hieß es.
Der größte Star der MLB, der Japaner Shohei Ohtani, wird am 20. März in Seoul sein Debüt für die Los Angeles Dodgers geben. Die Reisepläne der Baseball-Liga für 2024 umfassen zudem Mexiko-Stadt, London und Santo Domingo.
Die MLS hat ihr weltweites Profil mit der Ankunft von Fußball-Weltstar Lionel Messi bei Inter Miami geschärft. Die Berühmtheit und globale Zugkraft des Argentiniers verhalfen der Liga zu Rekordzahlen in den Stadien.
Die Verkaufszahlen der MLS-Abos auf Apple TV schossen zudem durch die Decke. "Wir sind jetzt nicht nur Teil der globalen Konversation, sondern eine der größten Geschichten im globalen Fußball", befand Commissioner Don Garber.