Sturm greift im Titelduell mit Salzburg nach Tabellenführung
Nur noch zwei Punkte Rückstand hat Sturm Graz vor dem Kracher gegen Salzburg und könnte mit einem Heimsieg das Momentum sechs Runden vor Meisterschaftsende auf seine Seite ziehen. Den Bullen würde dann gar eine titellose Saison drohen, im Cup sind sie im Gegensatz zu Sturm bereits ausgeschieden.. Die Salzburger haben ihren zehnten Meisterteller in Folge allerdings noch lange nicht aus den Augen verloren. "Sturm hat das klare Ziel, Meister werden zu wollen, wir aber auch", betonte Salzburg-Trainer Matthias Jaissle.
Der Deutsche fehlte wegen einer schweren Verkühlung den Großteil der Woche beim Training. In Graz soll er an der Seitenlinie stehen. Jaissle: "Wir erwarten ein extrem intensives Spiel mit vielen Zweikämpfen. Das müssen wir annehmen. Dann bin ich mir sicher, dass wir gute Chancen haben, die Partie für uns zu entscheiden."
Der Titelverteidiger kann auf eine Serie von 23 Ligaspielen ohne Niederlage verweisen - die zweitlängste der Clubgeschichte. Dazu haben die Salzburger elf von zwölf Bundesliga-Auswärtspartien in dieser Saison gewonnen. Mit dem zwölften Auswärtssieg in Serie würden sie einen Ligarekord egalisieren. Andererseits haben sie von den jüngsten vier Partien nur eine gewonnen und die einzige Saisonpleite setzte es in Runde zwei in Graz (1:2). Sturm hat vier Pflichtspiele in Folge nicht gegen Salzburg verloren, darunter das Cup-Viertelfinale Anfang Februar (1:1, 5:4 i.E.).
Mit dem nach seinem Mittelfußbruch bereits operierten Noah Okafor fehlt neben Maurits Kjaergaard, Luka Sucic und Fernando ein weiterer offensiver Hochkaräter. Kapitän Andreas Ulmer laboriert ebenso wie Mittelfeldmann Lucas Gourna-Douath an Oberschenkelproblemen. Bei beiden ist ein Einsatz fraglich.
Jaissle könnte im Grazer Hexenkessel - die Merkur Arena ist mit 15.600 Zuschauern seit Tagen ausverkauft - auf weniger erprobte Kräfte wie Amankwah Forson zurückgreifen müssen. "Unsere Verletztenliste ist schon außergewöhnlich lang. Aber wir werden nicht jammern, sondern Lösungen finden und eine gute Mannschaft auf den Platz bringen", versicherte der Coach. "Wir vertrauen jedem unserer Spieler zu 100 Prozent."
Sturm will die Gunst der Stunde nutzen. "Ich erwarte ein Spiel auf Messers Schneide mit unglaublichem Tempo", sagte Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker. "Es ist schön, dass die Fans richtig an uns glauben." Druck spüre und sehe er nicht bei seiner Mannschaft. Die Grazer können erstmals seit Sommer 2019 - damals nach der ersten Runde - die Bundesliga-Führung übernehmen.
"Wir können es nicht kleinreden: Es ist ein großes Spiel, ein besonderes Spiel", erklärte Sturm-Trainer Christian Ilzer im Vorfeld. Die jüngsten Duelle hätten gezeigt, dass man auf Augenhöhe sein könne. Die Ausfälle beim Gegner wollte Ilzer nicht überbewerten. "Salzburg ist nach wie vor Salzburg. Sie haben einen Marktwert wie alle anderen Mannschaften der Bundesliga zusammen", erinnerte der Sturm-Coach. "Wir müssen wissen, was uns erwartet." Im Gegensatz zu Jaissle kann er fast aus dem Vollen schöpfen. Sturms Abwehrchef Gregory Wüthrich dürfte sein Comeback in der Startformation geben.
Fast in den Hintergrund rückt dabei ein Klassiker, der ansonsten immer für einen Aufreger gut ist. Mit einem Heimsieg über Rapid könnte der LASK Platz drei in der Fußball-Bundesliga absichern. Rapid, aktuell vier Punkte hinter den Linzern, muss den Ausfall mehrerer Stammspieler kompensieren, bei einer Niederlage wären die Wiener bereits sieben Punkte zurück. Für Grün-Weiß ist der erste Auftritt im neuen LASK-Stadion, zudem der Auftakt zu einem wahren Härte-Triple innerhalb von acht Tagen: Am Mittwoch kommt Salzburg, am Sonntag darauf steigt das Cupfinale gegen Sturm Graz.
"In jedem dieser Spiele werden wir über unsere Grenzen gehen müssen, physisch und mental", sagte Rapid-Coach Zoran Barisic, dessen Truppe gegen die Wiener Austria zuletzt in Unterzahl ein 3:3 holte. Die disziplinären Nachwehen des Derby werden auch in Linz zu spüren sein. Der vom Platz gestellte Denso Kasius fehlt ebenso gesperrt wie Thorsten Schick und Goalgetter Guido Burgstaller, dazu kommen verletzungsbedingte Ausfälle der Verteidiger Leopold Querfeld, Maximilian Hofmann und Christopher Dibon.
LASK-Trainer Dietmar Kühbauer will auf die Personalsituation beim Gegner gar nicht schauen. "Das hat uns nicht zu interessieren. Wir nehmen sie genauso ernst, wie wenn sie in Bestbesetzung spielen", sagte der ehemalige Rapid-Coach, der seinerseits wieder auf den zuletzt gesperrten Außenverteidiger und ebenfalls Ex-Rapidler Filip Stojkovic zurückgreifen kann. Die Chance, sich etwas abzusetzen, sieht auch Kühbauer. "Es liegt nur an uns zu entscheiden, wo die Reise hingeht. Wir können rechnen und uns in eine bessere Position bringen."
Im "kleinen Finale" um einen internationalen Startplatz wollen die Wiener Austria (19 Punkte) und Schlusslicht Austria Klagenfurt (15) einen richtungsweisenden Sieg feiern. Am Sonntag peilen die "Veilchen" um Trainer Michael Wimmer nach drei spektakulären Unentschieden in der Meistergruppe die Rückkehr auf die Siegerstraße an, für die Kärntner um Coach Peter Pacult geht es im Duell der Tabellennachbarn noch um die kleine Chance auf einen Top-5-Platz.
Die finanziell angeschlagene Wiener Austria kämpft hingegen an zwei Fronten. Einerseits geht es um die Lizenz für die kommende Saison, bis zum 27. April wird das Protestkomitee eine Entscheidung treffen. "Wie die Mannschaft das wegsteckt, ein Riesen-Kompliment", lobte Trainer Michael Wimmer. Auf dem Rasen geht es andererseits um einen millionenschweren Startplatz für Europa. Das weiß auch Namensvetter Nicolas Wimmer, Verteidiger der Klagenfurter: "Wenn man auf die Tabelle schaut, kann man schon sagen, dass die Partie für uns ein kleines Finale ist".
Zusammenfassung
- Herausforderer Sturm Graz kann Serienmeister Red Bull Salzburg am Sonntag mit einem Heimsieg von der Tabellenspitze stoßen.
- Salzburg plagen vor dem Meistergruppen-Spitzenspiel in der 26. Bundesliga-Runde Personalsorgen.
- Nur noch zwei Punkte Rückstand hat Sturm Graz vor dem Kracher gegen Salzburg und könnte mit einem Heimsieg das Momentum sechs Runden vor Meisterschaftsende auf seine Seite ziehen.
- Sturm will die Gunst der Stunde nutzen.