Schöttel und Herzog favorisieren im Finale Italien
Den Engländern war das ÖFB-Team am 2. Juni in einem Test in Middlesbrough mit 0:1 unterlegen. Auch in der Gruppenphase begnügten sich die "Three Lions" mit Magerkost. "England hat bisher sehr auf Ergebnis gespielt, sehr wenig riskiert", meinte Schöttel. "Sie haben immer drei Spieler vorne - vom Rest kommt wenig. Das ist wenig spektakulär gewesen, da haben mich andere Mannschaften mehr überzeugt." Etwa Italien. "Sie sind gut gegen den Ball und mit dem Ball. Die Mannschaft hat Energie und Leidenschaft", schwärmte Schöttel.
Herzog zeigte sich von Spielwitz und Tempo begeistert. "Normal sind die Italiener eine Klasse stärker vom Spiel", meinte der neue Admira-Trainer. England hat bei der EM bisher aber erst ein Gegentor kassiert. Teamchef Gareth Southgate würde möglicherweise aufgrund seiner Vergangenheit als Verteidiger auf den einen oder anderen zusätzlichen Defensivakteur setzen, meinte Herzog. "Vorne macht (Raheem) Sterling die Tempoläufe und Tempodribblings, dann gibt es noch (Harry) Kane und einen Offensiven mehr. Der Rest ist eher für die Absicherung gegen Konter da."
Bei den Italienern dagegen würden sich auch die Außenverteidiger ins Offensivspiel einschalten. "Ich war bis jetzt nicht unbedingt ein Fan des italienischen Fußballs", gestand Herzog, der bei der WM 1998 in Paris gegen Italien (1:2) getroffen hatte. Das EM-Eröffnungsspiel gegen die Türkei (3:0) überzeugte ihn aber. Nun hält der 52-Jährige im Finale Giorgio Chiellini und Co. die Daumen.
Österreichs EM-Auftritt hat dem früheren Teamchef-Assistenten und -Kandidaten zugesagt. "Das Spiel gegen Italien war richtig stark, aber man ist halt ausgeschieden", sagte Herzog. "Aber ich denke, dass Franco Foda mit seinen Burschen das Plansoll erfüllt hat, endlich mal über eine Gruppenphase hinauszugehen." Sein ehemaliger Rapid- und Nationalteam-Kollege Schöttel sah das ÖFB-Team gegen die Italiener zwar "nicht drückend überlegen, aber auf Augenhöhe". In der zweiten Hälfte bei 0:0 hätte man das Gefühl gehabt, dass eher Österreich ein Tor schießen würden als der spätere Finalist. "Die Italiener haben geflippt."
Alle vier Halbfinalisten, auch Dänemark und Spanien, hätten ihre drei Gruppenspiele davor im eigenen Land ausgetragen, betonte Schöttel. "Sie hatten keine Reisestrapazen." Die Engländer können mit dem Finale gar sechs von sieben EM-Partien daheim in Wembley bestreiten, wo sie bei der WM 1966 auch ihre bisher letzte große Trophäe gewonnen hatten. Herzog sieht darin trotz der 67.500 zugelassenen Zuschauer nicht nur einen Vorteil. "England hat die Chance, im eigenen Land nach ewig langer Zeit wieder einen Titel zu gewinnen. Das kann beflügeln, oder aber auch hemmen."
Zusammenfassung
- Das österreichische Fußball-Nationalteam hat es im Juni mit beiden EM-Finalisten zu tun bekommen.
- Peter Schöttel hat Italien im Turnierverlauf mehr überzeugt als England.
- "Wenn man alles sieht, ist es die beste Mannschaft im Turnier", sagte der ÖFB-Sportdirektor über die Italiener, die im Achtelfinale in der Verlängerung Österreichs Auswahl eliminiert hatten (2:1).
- Auch Rekordnationalspieler Andreas Herzog favorisiert im Endspiel am Sonntag Italien.