Salzburg beim Remis-König Lok Moskau in CL unter Siegzwang
"Wir müssen gewinnen", ließ Jesse Marsch wenig Zweifel an der Ausgangslage. Der Salzburg-Trainer hoffte auf die notwendige Balance zwischen Angriff und Verteidigung. "Wir müssen unser aggressives Spiel spielen und dann auch hinten sicher sein. Wir können immer ein Tor schießen, aber weniger Gegentore sind immer wichtig."
Den zwei Punkte voran liegenden Gegner, der beim ersten Vergleich ein 2:2 aus Salzburg entführt hat, bezeichnete Marsch erneut als "sehr routiniert, sehr clever". "Eine Mannschaft, die unglaublich verteidigt, sie machen alles, um das Tor zu schützen." Drei Remis - darunter in beiden Spielen gegen Atletico Madrid (1:1, 0:0) - und insgesamt nur fünf Gegentore in vier Spielen sind den Salzburgern, die ihrerseits 14 Gegentore kassiert haben, Warnung genug. Während der "Bullen"-Express beim 8:2 in der Liga über St. Pölten hinwegbrauste, tuckerte Lok bei seiner Generalprobe in Grosny schon zum vierten 0:0 dieser Pflichtspiel-Saison.
Für das Erreichen des Achtelfinales sind die bei einem Punkt haltenden Salzburger zudem darauf angewiesen, dass der dafür bereits qualifizierte Tabellenführer Bayern München (12 Punkte) in Madrid nicht unterliegt. Nur dann wäre der Aufstieg vor dem Heimspiel gegen Atletico (5) zum Gruppenabschluss noch möglich. Verliert Österreichs Primus in Moskau, ist das internationale Ausscheiden vor dem Frühjahr fix.
Zunächst aber bestiegen die Salzburger am Montagvormittag das Flugzeug gen Moskau, mit Optimismus und einem Passagier an Bord, den sie kurzzeitig schon bis ins neue Jahr hinein abgeschrieben hatten: Patson Daka (22), seit dem Abgang von Erling Haaland Salzburgs torgefährlichster Stürmer, kehrt nach einer Muskelverletzung im Oberschenkel nach ziemlich genau einem Monat in den Kader zurück. "Patson ist für Dienstag bereit, wir wissen derzeit aber noch nicht, für wie viele Minuten", sagte Marsch.
Der zwölffache Saisontorschütze würde sein Comeback vor Zuschauern geben, die in Russland nach wie vor erlaubt sind. Entsprechend der Corona-Richtlinien der UEFA darf das Stadion bis zu einem Drittel - das wären in der RZD-Arena etwa 8.000 Plätze - gefüllt werden, zum letzten Heimspiel gegen Atletico kamen 5.500 Zuschauer. "Ich weiß gar nicht mehr, wann wir vor einer größeren Menschenmenge spielen durften", bekannte Verteidiger Rasmus Kristensen. "Aber ich freue mich schon sehr darauf, wieder einmal so etwas wie echte Stadionatmosphäre erleben zu können."
Lok- Trainer Marko Nikolic sprach auf der Pressekonferenz vom "wichtigsten Saisonspiel". Der Serbe deutete an, dem Gegner nicht ins offene Messer laufen zu wollen. "Wir brauchen gegen diese schnelle und aggressive Mannschaft morgen unsere beste Leistung. Aber wir wissen, was wir tun müssen: Wir werden über 90 Minuten diszipliniert sein und große Aufmerksamkeit auf die Defensive legen." Fehlen wird den Moskowitern der an der Hüfte verletzte Stürmer Fjodor Smolow. Auch ein Einsatz von Mittelfeld-Mann Anton Mirantschuk ist fraglich, der russische Teamspieler ist erkältet.
Bei Salzburg steht Zlatko Junuzovic vor seinem 50. Europacup-Einsatz. Nur Walke (50), Ramalho (60) und Ulmer (110) haben vom aktuellen Kader mehr internationale Clubspiele absolviert. Karim Adeyemi, der seinen Einsatz gegen St. Pölten mit vier Scorerpunkten rechtfertigte, meinte: "Wir riechen es in der Luft, dass wir so richtig Lust auf die Champions League haben. Das werden wir auch zeigen." Die Angelegenheit dürfte erstmals in diesem Jahr recht frisch werden. Temperaturen um den Gefrierpunkt sind angesagt.
Zusammenfassung
- Fußball-Meister Salzburg will in seinem vorletzten Gruppenspiel der Fußball-Champions-League die minimalen Chancen auf den Achtelfinal-Einzug wahren.
- Mit einem Sieg bei Lok Moskau am Dienstag können die "Bullen" zudem im Rennen um den wichtigen dritten Platz vorbeiziehen.
- In der russischen Hauptstadt erwartet die Salzburger ein gefährliches Vabanquespiel gegen einen Remis-König, der bisher kaum zu bezwingen war.