Janik zum ungeimpften Djokovic: Seine Chancen sind "geringer geworden"
Der Fall Novak Djokovic geht in die nächste Runde. Nach dem angekündigten Einspruch seiner Anwälte gegen die erneute Annullierung seines Visums für Australien soll nun eine Anhörung vor dem Bundesgericht am Sonntag Klarheit über eine Teilnahme des Serben bei den am Montag beginnenden Australian Open bringen. Bis dahin darf Djokovic nicht abgeschoben werden und muss auch nicht in Abschiebehaft.
Ungeimpfter Djokovic: Visum erneut entzogen
Das Visum des ungeimpften Djokovic war zuvor in einer persönlichen Entscheidung von Einwanderungsminister Alex Hawke ein zweites Mal für ungültig erklärt worden. Dies sei gut begründet und "im öffentlichen Interesse", hatte der Minister mitgeteilt. Djokovic ist nicht gegen das Coronavirus geimpft und deswegen eine umstrittene Person in dem Land, das seit Beginn der Pandemie harte Regeln aufgestellt hat.
Keine Sonderbehandlung
Dass Djokovic im Land bleiben darf, bis entschieden wurde, sei keine Sonderbehandlung, sagt Ralph Janik, Experte für Menschenrechte und Völkerrecht. Das sei der Situation geschuldet und gilt für die Verfahrensdauer. Wenn der Tennisspieler das Land verlassen müsste und dann würde entschieden werden, dass er wieder kommen dürfe, wäre das "eine Tortur".
Jetzt müsse der serbische Tennisspieler erst einmal abwarten, was der Richter sagt - es soll sich um den selben wie beim ersten Mal handeln. Nun habe Djokovic die Möglichkeit, seinen Standpunkt darzulegen, Verfahrensmängel dürften kein Problem mehr sein, so Janik.
Ob Djokovics Argumentation mit den Gesundheitsrisiken durch die Impfung hält, sei fraglich. Laut Janik seien die Chance des weltbesten Tennisspielers "durchaus geringer geworden". Wie das alles ausgeht, könne man aber nur schwer einschätzen. Sollte er erneut scheitern, könnte Djokovic noch den Gerichtsweg wählen, bis dahin seien die Australian Open aber vorbei, so Janik.
Diplomatische Spannungen
Für Aufregung sorgte außerdem, dass Djokovic über einen Diplomatenpass verfügt. Den habe er, weil er ein serbischer Nationalheld sei, so Janik. Er bringe ihm Visumerleichterung und eine bessere Behandlung am Flughafen, rechtlich sei der Pass aber wertlos. Djokovic sei kein Diplomat. Was der Fall aber laut Janik zeige: Das australische Migrationsrecht ist streng und kann auch willkürlich sein.
Ungeachtet dessen sorgt der Fall Djokovic weltweit für Diskussionen und sogar auch für diplomatische Spannungen zwischen Australien und Serbien. Zudem nahm die weltweite Debatte über Rechte für Ungeimpfte an Fahrt auf.
Die ersten Reaktionen von serbischen Medien spiegeln die aufgeheizte Stimmung wider. "Unglaublich, was der (australische) Minister als Begründung angibt: die öffentliche Gesundheit und das Gemeinwohl. Und das in einem Land, das täglich 150.000 Neuinfektionen hat!", schrieb "telegraf.rs" und befand: "Das ist verrückt!". "Die Verfolgung des Novak", schrieb "blic.rs."und "informer.rs" sah in einer Karikatur einer australischen Zeitung gar als Beleg für "Lynchstimmung".
Zusammenfassung
- Ralph Janik, Experte für Menschenrechte und Völkerrecht, spricht im PULS 24 Interview über die Causa Novak Djokovic und darüber, welche rechtlichen Möglichkeiten der serbische Tennis-Star in Australien jetzt noch hat.
- Dass Djokovic im Land bleiben darf, bis entschieden wurde, sei keine Sonderbehandlung, sagt Ralph Janik, Experte für Menschenrechte und Völkerrecht. Das sei der Situation geschuldet und gilt für die Verfahrensdauer.
- Jetzt müsse der serbische Tennisspieler erst einmal abwarten, was der Richter sagt - es soll sich um den selben wie beim ersten Mal handeln.
- Nun habe Djokovic die Möglichkeit, seinen Standpunkt darzulegen, Verfahrensmängel dürften kein Problem mehr sein, so Janik.
- Ob Djokovics Argumentation mit den Gesundheitsrisiken durch die Impfung hält, sei fraglich. Laut Janik seien die Chance des weltbesten Tennisspielers "durchaus geringer geworden".
- Wie das alles ausgeht, könne man aber nur schwer einschätzen. Sollte er erneut scheitern, könnte Djokovic noch den Gerichtsweg wählen, bis dahin seien die Australian Open aber vorbei, so Janik.