Pioneers-Kapitän Pallestrang: "Es werden harte Zeiten kommen"
Manchmal kann es nur aufwärts gehen. Die erste Spielzeit der Pioneers in der ICE-Liga war alles andere als ein Blumenfest. Elf Siege in 48 Spielen und ein Punkteschnitt von 0,69 bedeuteten den abgeschlagenen letzten Platz. Doch für dieses Jahr "sieht's eigentlich ganz gut aus", hofft Alexander Pallestrang, der die Feldkircher erneut als Kapitän anführt.
Weniger gut scheint es jedoch um die Zukunft der Pioneers zu stehen. Wie die "NEUE Vorarlberger Tageszeitung" vor wenigen Tagen berichtete, könnte der Verein im Frühjahr 2024 ohne ihren Hauptsponsor BEMER dastehen. Eine weitere Zusammenarbeit über diesen Zeitraum hinaus sei "aktuell nicht geplant", hieß es vom Liechtensteiner Medizintechnikunternehmen.
"Mediale Attacken"
Für Pioneers-Präsident Pit Gleim, gegen den gemeinsam mit Geschäftsführer Christian Groß und Sportdirektor Michael Lampert aus ihrer Zeit bei der VEU Feldkirch wegen des Verdachts der systematischen Abgabenhinterziehung ermittelt wird, sei man "Zielscheiben von medialen Attacken", wie es in den "Vorarlberger Nachrichten" daraufhin hieß.
Im Interview mit PULS 24 spricht Kapitän Pallestrang, selbst ein gebürtiger Vorarlberger, wie er von der Hiobsbotschaft in puncto Sponsoring erfahren hat, seine "ehrenvolle" Rolle als Kapitän und das anstehende Match am Sonntag (17:05 Uhr/PULS 24 & Joyn) gegen das Team, bei dem er zuvor 12 Jahre lang gespielt hat, den EC Red Bull Salzburg.
PULS 24: Nach einer schwierigen Spielzeit 2022/23 gelang bereits am Sonntag gegen Asiago der erste Saisonsieg. Wie wichtig war dieses erste Erfolgserlebnis?
Alexander Pallestrang: In der Vorbereitung haben wir uns ziemlich schwergetan. Neue Mannschaft, neues System. Deswegen sind wir umso glücklicher, dass es gleich im zweiten Spiel mit dem Sieg geklappt hat. Wobei wir auch schon zum Auftakt in Pustertal nur knapp verloren haben. Heuer sind wir nicht weit weg, glaube ich. Wir haben einen tieferen Kader. Eigentlich sieht's ganz gut aus.
Gibt es ein konkretes Motto, mit dem die Mannschaft in dieser Saison erfolgreicher sein möchte?
Hart arbeiten. Das wird unsere wichtigste Komponente sein - anders werden wir schwierig zu Siegen kommen. Vom Ziel her haben wir dasselbe wie im vergangenen Jahr: das Pre-Play-off. Natürlich wird es nicht einfach werden. Es werden harte Zeiten kommen. Verletzungen können immer eine Rolle spielen. Solange wir gesund sind, können wir das heuer aber schaffen.
Für Sie ist es das zweite Jahr in der Rolle des Kapitäns. Was bedeutet es Ihnen, mit dem großen C auf der Brust aufzulaufen?
Das ist schon eine riesige Herausforderung, gemeinsam mit Headcoach Dylan Stanley rund 25 Leute unter Kontrolle zu haben. Ich fühle mich aber geehrt und möchte den Jungen weiterhelfen. Schon im Alter von 15 bis 18 Jahren habe ich in Feldkirch gespielt. Wir gewannen damals die U17-Meisterschaft. Da war ich auch Kapitän, also so schließt sich der Kreis.
Schließen könnte sich auch ein anderes Kapitel: Die Zukunft der Pioneers scheint ungewiss zu sein. Wie haben Sie davon erfahren?
Das war am vergangenen Sonntag vor unserem ersten Heimspiel. Ich habe gerade - wie immer vor meinen Partien - ein Nap gemacht. Danach hatte ich am Handy plötzlich sechs oder sieben Anrufe in Abwesenheit. Zuerst kannte ich mich nicht aus, deswegen habe ich Patrick Spannring (Teamkollege, Anm.) angerufen. Der hat mir gleich erklärt, dass es mit dem Sponsor nicht gut ausschaut.
Wie war's dann in der Halle?
Vor dem Spiel hatten wir ein Meeting mit dem Vorstand. Die haben klargestellt, dass alles im Grünen ist und wir uns aufs Sportliche konzentrieren sollen. Das haben wir mit dem Sieg dann gut geschafft. Das ist das Einzige, auf das wir schauen können: Auf dem Eis performen und so viele Spiele wie möglich gewinnen.
Wird in der Kabine noch darüber gesprochen oder wie ist die Stimmung der Mannschaft gerade?
Nach dem Spiel war das Thema für uns gegessen. Das soll der Präsident regeln. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen.
Solche Neuigkeiten als Eishockey-Fan zu lesen ist die eine Sache, für Sie ist dieser Sport aber der Beruf. Wie geht es Ihnen persönlich mit der aktuellen Lage?
Nicht gut, es betrifft uns natürlich auch als Spieler. Wenn ein Redakteur vor dem ersten Heimspiel der Saison so einen Bericht raushaut, finde ich das für das Vorarlberger Eishockey einfach brutal schade.
Am Sonntag steht das Spiel gegen Ihren Ex-Klub aus Salzburg an. Gibt's einen Moment aus den zwölf Jahren im "Bullen"-Dress, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Da gibt es sehr viele Momente, die ich nie vergessen werde. Besonders die Zeit mit der Mannschaft in der Kabine und wie sehr wir gefightet haben, um so viel wie möglich zu gewinnen, das schweißt einen extrem zusammen. Es war eine unglaubliche Zeit, die möchte ich nicht missen.
Und so ein Spiel gegen den Ex-Verein bringt auch sicher einiges an Extra-Motivation mit sich, oder?
Auf jeden Fall. Nach zwölf Jahren kenne ich dort jeden Winkel des Eises. Einige Teamkollegen von früher sind immer noch bei Salzburg aktiv. Denen möchte ich natürlich zeigen, dass wir als Mannschaft mithalten und vielleicht auch gewinnen können.
Zur Person: Alexander Pallestrang (33) stammt aus Bregenz. Nach ersten Karrierestationen in Feldkirch und Linz spielte der Verteidiger zwölf Jahre lang bei Salzburg und gewann vier Meisterschaften. Vor der Saison 2022/23 wurde Pallestrang zum ersten Kapitän der Pioneers Vorarlberg gewählt. In der Vorsaison kam er in 39 Spielen auf drei Tore und zehn Assists.
Die win2day ICE Hockey League im Free-TV: PULS 24 und Joyn übertragen am Sonntag, den 24. September, live ab 17:05 Uhr das Spiel zwischen dem EC Red Bull Salzburg und den BEMER Pioneers Vorarlberg.
Zusammenfassung
- Nach einer stürmischen Debütsaison in der ICE-Liga sehnen sich die Pioneers Vorarlberg nach etwas Ruhe.
- Einziger Haken: Die Zukunft des Vereins scheint ungewiss zu sein.
- Kapitän Alexander Pallestrang spricht im Interview mit PULS 24 über seine Sicht der Dinge und das Sonntagsspiel gegen seinen Ex-Verein aus Salzburg.