Marta García gewinnt die F1-Academy 2023APA/AFP/Jim WATSON

Mehr als "nur" für Frauen: Was ist die F1-Academy?

Mehr Frauen im Motorsport - das ist das Ziel der F1-Academy. Diesem kommen sie mit großen Schritten näher. Managing Director Susie Wolff sieht bereits in der nahen Zukunft eine Pilotin in der Formel 1. Das ist erst der Anfang.

Nur zwei Frauen in über 70 Jahren Königsklasse des Motorsports. Trotz des langen Bestehens der Formel 1 haben es bisher nur Lella Lombardi und Maria Teresa de Filippis bei einem Grand Prix ins Cockpit geschafft. Zuletzt vor 47 Jahren die Italienerin Lombardi am heimischen Österreich-Ring. Dabei mangelt es nicht an weiblichem Talent, dafür aber an allem anderen.

F1-Akademie für mehr Frauen

Um nach knapp einem halben Jahrhundert wieder eine Frau in der Formel 1 zu sehen, wurde mit der Rennsaison 2023 die F1-Academy ins Leben gerufen. Diese rein-weibliche Kategorie soll "die Entwicklung und Vorbereitung junger Fahrerinnen auf höhere Wettbewerbsstufen - einschließlich Formel 3, Formel 2 und Formel 1 - fördern".

Die Academy ist somit eine offizielle Zuführungsserie der Formel 1 und Teil der Entwicklungspyramide. Die jungen weiblichen Talente kommen aus dem Kartsport oder anderen Nachwuchskategorien.

Fünfzehn Fahrerinnen traten in der diesjährig ersten Saison in insgesamt 21 Rennen gegeneinander an. Titelträgerin ist die 23-jährige Marta García

Marta García ist bis 2022 in der ebenfalls rein weiblichen Rennkategorie "W Series"  gestartet. Die Rennserie war allerdings nicht Teil der F1-Nachwuchspyramide und wurde von der F1-Academy in der Saison 2023 ersetzt.APA/AFP/Jim WATSON

Marta García ist bis 2022 in der ebenfalls rein weiblichen Rennkategorie "W Series"  gestartet. Die Rennserie war allerdings nicht Teil der F1-Nachwuchspyramide und wurde von der F1-Academy in der Saison 2023 ersetzt.

Geleitet wird die Serie von einer der wenigen Frauen, die selbst Erfahrung in einem F1-Boliden sammeln durfte. Susie Wolff wurde Anfang des Jahres als Managing Director der F1-Academy berufen und stellt fest: "Es gibt noch viel zu tun, aber es gibt auch eine klare Entschlossenheit es richtig zu machen."

Bis die erste Frau in der F1-Startaufstellung zu sehen sein wird, dürfte es noch acht bis zehn Jahre dauern, erklärt Wolff gegenüber "The Guardian". Aber was sind schon zehn gegenüber 47 Jahren.

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Neuerungen für 2024 

Die Rennserie der F1-Academy besteht derzeit aus fünf Teams: ART Grand Prix, Campos Racing, MP Motorsport, PREMA Racing und Rodin Carlin, die mit jeweils drei Autos und drei Pilotinnen in der Serie vertreten sind.

Ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung wurde Ende Juli bekanntgegeben: Ab 2024 werden zehn der insgesamt 15 Fahrerinnen von den Formel-1-Rennställen nominiert und mit der jeweiligen Team-Lackierung versehen.

Zusätzlich unterstützt die Formel 1 den Nachwuchs auch mit der Vermarktung als Zusatzrennserie:  

Im Jahr 2024 wird die F1-Academy in unseren Rennkalender aufgenommen, was den Bekanntheitsgrad und das Profil der Rennserie weltweit erhöht, und die F1-Lackierung in der Startaufstellung ist etwas ganz Besonderes.

Stefano Domenicali, Präsident und CEO der Formel 1

Startschwierigkeiten

Eines der größten Hindernisse im Rennsport ist die Finanzierung. Die Nachwuchsrennserien kosten den Fahrer:innen zwischen ein bis drei Millionen Euro. Aufbringen müssen sie dieses Kapital zumeist selbst. Die F1-Academy will einen verhältnismäßig günstigen Einstieg in die Single-Seater ermöglichen.

Deswegen wird jedes Auto von der Formel 1 mit einem Budget von 150.000 Euro subventioniert. Die Fahrerinnen müssen den gleichen Betrag aufbringen, während der Rest des Budgets von den Teams gezahlt wird. Mit der kommenden Saison wird der Selbsterhaltungsbetrag für die Fahrerinnen immerhin auf 100.00 Euro heruntergesetzt, um den Einstieg zu erleichtern. 

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Probleme und Lösungen: Gender Participation und Progression Gap

Während die finanziellen Hindernisse für alle bestehen, wiegen sie für Frauen wesentlich schwerer. Dabei hat eine Studie zum Thema "Frauen und Mädchen im Motorsport" gezeigt, dass Fahrerinnen ihren männlichen Konkurrenten physisch nicht unterlegen wären.  

Die Studie fasst die elementaren Schwierigkeiten hiermit zusammen: 

  • Der Stereotyp, dass Frauen nicht schnell fahren können, hält sich hartnäckig.
  • Zu wenige Investoren und Sponsoren sind bereit, weiblichen Fahrerinnen zu Beginn ihrer Karriere zu unterstützen.
  • Es mangelt an speziellen technischen physischen, psychologischen und taktischen Trainings, welche auf Frauen ausgerichtet sind.
  • Fehlende weibliche Vorbilder im Motorsport. 


"Über alle Wettbewerbskategorien hinweg liegt der Frauenanteil derzeit im Durchschnitt bei etwa 10 Prozent", immerhin 13 Prozent sind es noch in der Karting-Kategorie. Wenn man zukünftig ein 50:50-Geschlechterverhältnis in der Formel 1 erreichen wolle, müssten Frauen laut der Studie 84 Prozent der Rennsportpopulation ausmachen. Die Drop-out-Rate ist aufgrund mannigfaltiger Hindernisse bei ihnen nämlich größer. 

Die F1-Academy versucht diesen Herausforderung entgegenzuwirken und das Bewusstsein für den Motorsport unter jungen Mädchen zu schärfen. Unter anderem auch mit dem "Discover Your Drive"-Programm. Eine Aktionssäule darin ist etwa die Identifizierung von jungen weiblichen Talenten auf Kartbahnen und deren Unterstützung.

Doch selbst mit der Unterstützung der Formel 1 konnte die Academy in ihrer ersten Saison keinen Broadcasting-Partner finden, um die Rennen im Fernsehen live zu übertragen.  Die "Inside-Track"-Studie unterstreicht unterdessen die potenzielle Profitabilität der Serie. 45 Prozent der weiblichen Fans setzen sich eher mit Motorsport auseinander, wenn Frauen kompetitiv vertreten sind.

Mit 2024 sollen laut "autosport.com" viele der großen F1-Übertragungspartner schließlich alle F1-Academy-Rennen live zeigen. Susie Wolff erklärt beim "Financial Times Business of F1 Forum" in Monaco, dass es dabei um mehr als "nur" eine Frau in der Formel 1 geht und entgegnet auch der Kritik gegenüber rein weiblicher Nachwuchsserien: "Es geht nicht nur darum, ein Quotensystem einzuführen, damit mehr Frauen im Sport vertreten sind. Es geht darum zu erkennen, dass wir die Beteiligung der talentiertesten Sportler erhöhen müssen, damit sie an die Spitze kommen."

ribbon Zusammenfassung
  • Die F1-Academy ist eine rein-weibliche Nachwuchskategorie und soll "die Entwicklung und Vorbereitung junger Fahrerinnen auf höhere Wettbewerbsstufen - einschließlich Formel 3, Formel 2 und Formel 1 - fördern".
  • Frauen sind im Motorsport mit einer Vielzahl an Hindernissen konfrontiert. Darunter: fehlendes Investment, hartnäckige Stereotypisierung und mangelnde an Frauen angepasste Trainingsausrichtung.
  • 2023 hat die Serie ihre Eröffnungssaison mit Erfolg feiern können. Marta García ist die erstmalige Titelträgerin.
  • 2024 steigen auch die zehn bestehenden F1-Teams ein und unterstützen jeweils eine Pilotin.
  • Nach spatanischer Übertragung der Rennserie im ersten Jahr sollen einige F1-Übertragungspartner die Rennserie in der kommenden Saison live übertragen.
  • Susie Wolff, Managing Director der F1-Academy, glaubt, dass in acht bis zehn Jahren wieder eine Frau bei einem F1-Grand-Prix an den Start gehen kann.