Macron beendete den Traum von der Tour de France im Juni
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron höchstpersönlich hat auch das letzte Fünkchen Hoffnung der Radsportfans auf einen Start der Tour de France am 27. Juni erlöschen lassen. Das Vorhaben der Veranstalter, die Tour wie geplant bis zum großen Finale in Paris am 19. Juli trotz aller Widrigkeiten mit Fans an der Strecke stattfinden zu lassen, ist somit hinfällig geworden.
Am Ostermontag in seiner dritten TV-Ansprache an die Nation sagte Macron, dass wegen der Coronavirus-Pandemie "Veranstaltungen mit großem Publikum frühestens Mitte Juli abgehalten werden" könnten. Tags darauf teilten die Organisatoren des Radklassikers auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass ein Start am 27. Juni nicht mehr möglich sei. Nun arbeiten die Männer um Veranstalterchef Christian Prudhomme an der Verschiebung der 107. Frankreich-Rundfahrt.
Das Pochen Prudhommes und großer Teile der Radsport-Szene auf eine planmäßige Austragung der Tour hatte längst wie ein Zeitspiel ohne reelle Siegchance gewirkt. Schon im März hatte der frühere Fernseh-Kommentator Prudhomme aufhorchen lassen, als er selbstbewusst mitteilte: "Für die Tour de France kann ich sagen: Nur zwei Weltkriege haben die Tour stoppen können." Während der Druck auf das Internationale Olympische Komitee IOC und den Europäische Fußballverband UEFA schon zu Beginn der Corona-Krise stetig stieg, hält sich die Kritik an den Pedaleuren in Grenzen. Doch Gedanken an eine Tour mit Publikum, mit wie üblich Hunderttausenden Zuschauern entlang den Straßen, schien gleichsam illusorisch.
Nachdem bereits alle Frühjahrsklassiker sowie der Giro d'Italia verschoben werden mussten, beginnt nun das Ringen um Termine im restlichen Jahr. Es gilt die Tour, den Giro, die Spanien-Rundfahrt und fünf große Klassiker im Kalender unterzubringen, was aber sehr schwierig wird. Das größte Ziel der Beteiligten ist, die Tour in diesem Jahr irgendwie zu retten. Nicht nur aus Gründen des Prestige und der Historie, sondern um die wichtige TV-Übertragung zu garantieren und das Sponsorengeld zu sichern.
Zahlreiche Verantwortliche und auch Fahrer haben schon signalisiert, dass der Termin eine nachrangige Rolle spielt. Findet 2020 eine große Rundfahrt statt, wird sie fast sicher durch Frankreich führen. "Sofern die Tour de France stattfindet, kommen wir mit einem blauen Auge davon. Die Tour ist das wichtigste Event im Jahr, nicht nur für uns, auch für unsere Sponsoren. Wenn das stattfindet, kann man über alles andere großzügig hinwegschauen", sagte Ralph Denk, der Teamchef des deutschen WorldTour-Rennstalls Bora-hansgrohe. Bei diesem Team sind die fünf österreichischen Profis Patrick Konrad, Lukas Pöstlberger, Gregor Mühlberger, Felix Großschartner und Patrick Gamper engagiert.
"Im Namen Tour de France ist das wichtigste Wort Frankreich", hatte der 59-jährige Prudhomme jüngst einem Internet-Portal gesagt. "Die Gesundheitssituation im Land ist das, was zählt." Finde die Tour nicht statt, "bedeutet es, dass das Land in einer katastrophalen Situation ist". Frankreich ist von der Pandemie hart getroffen, es wurde spät reagiert, bis 14. März wurde noch die Fernfahrt Paris-Nizza gefahren. Bis Montag zählte das Land fast 15.000 Todesfälle. Ein Argument, das nun auch Prudhomme überzeugt haben sollte.
Zusammenfassung
- Frankreichs Präsident Emmanuel Macron höchstpersönlich hat auch das letzte Fünkchen Hoffnung der Radsportfans auf einen Start der Tour de France am 27. Juni erlöschen lassen.
- Das Vorhaben der Veranstalter, die Tour wie geplant bis zum großen Finale in Paris am 19. Juli trotz aller Widrigkeiten mit Fans an der Strecke stattfinden zu lassen, ist somit hinfällig geworden.
- "Die Gesundheitssituation im Land ist das, was zählt."