"Lange, schwere Zeit" - Bilyk greift bei EM wieder an
Die Schlusssekunden des letzten Spiels bei der Heim-EM 2020 waren emblematisch. Der Kapitän schoss seine Truppe mit dem Tor zum 36:36-Endstand gegen Weißrussland zum historischen Platz acht und unterstrich seine große Bedeutung für Österreichs Team zum bisher letzten Mal bei einem Turnier, in dem er den großen Erwartungen mehr als gerecht wurde. Mit 46 Toren belegte er Platz drei der Turnierrangliste.
Auch zwei Jahre später ruhen die Hoffnungen nicht zuletzt auf dem Legionär des vielfachen deutschen Meisters THW Kiel. Doch Bilyk ist von seiner Topform wohl noch etwas entfernt. "Ich kann ehrlich sagen, dass ich noch nicht zu hundert Prozent da bin, wo ich war", gestand der Wiener, der nach einem Kreuzbandriss im August 2020 eine ganze Saison pausieren musste. Bei der WM 2021 wurde sein Fehlen deutlich, die auch durch Corona verkorkste Endrunde endete mit Platz 26. "Es war eine lange, schwere Zeit", erinnerte sich Bilyk an die Arbeit am Comeback.
Eine Zeit, in der ihm auch die Religion Kraft gab. "Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, das war immer Teil meines Lebens", meinte Bilyk, der aber auch an die eigene Stärke glaubt. "Ich habe volles Vertrauen ins Knie", befand der 1,98-Meter-Mann, "es war eine Kopfsache und ein ständiges Überwinden meiner Zweifel." In Kiel sammelte er im Herbst in rund 30 Bewerbsspielen wieder Spielpraxis, die EM gibt dazu weitere Möglichkeit: "Durch Momente wie hier beim Nationalteam, wo ich viel Verantwortung tragen darf, kommt viel Selbstvertrauen zurück."
In der ÖHB-Auswahl werden seine Dienste im Gegensatz zu Kiel fast ständig gefragt sein, bei der EM 2020 spielte Bilyk quasi durch. Weil Teamchef Ales Pajovic diesmal einen kompletten Kader zur Verfügung hat, könnte er im Fall der Fälle auch Bilyk die eine oder andere zusätzliche Pause verschaffen. "Klar ist das ein Vorteil, aber ich gehe rein, als müsste ich 60 Minuten spielen", sagte ein hörbar motivierter Bilyk vor Turnierstart.
In den Spielen gegen Polen, Deutschland (Sonntag) und Belarus (Dienstag) soll der Sprung zumindest unter die Top-Zwei gelingen. Er brächte den anvisierten Aufstieg in die Hauptrunde der besten Zwölf - und damit die Chance, das Ergebnis von 2020 zu übertrumpfen. Punkte aus der Vorrunde mitzunehmen, wäre auf dem Weg dorthin Gold wert. Deutschland sei in Gruppe D sicher zu favorisieren, aber: "Wenn alles supertoll läuft, kannst du auch Erster werden", meinte Bilyk angesichts einer verjüngten deutschen Equipe, die nur als Medaillen-Außenseiter gehandelt wird.
Gerade aber in den Schnittpartien gegen Polen und Belarus müsse man voll da sein - und das ohne Testspiele in der direkten Vorbereitung. Eine Entscheidung, die der ÖHB aufrund des großen Corona-Risikos traf - bisher mit Erfolg. "Es wäre nicht schlecht gewesen, zumindest ein Spiel zu haben, aber ich kann natürlich verstehen, dass das in dieser Situation schwer ist. Ich hoffe, es bleibt so", sagte Bilyk.
Während ihn die allgemeine Personalsituation mit viel Optimismus ins Turnier starten lässt und er sich um die Offensive "weniger Sorgen" macht, ist es einmal mehr die Defensive, die zur Achillesferse werden könnte. "Da waren wir schon bei der EM 2020 nicht überragend, nicht einmal gut. Das ist sicher unsere Baustelle, daran müssen wir arbeiten", gab Bilyk an. "Da sollten wir alles reinhauen, jeder einzelne muss hundert Prozent geben."
Zusammenfassung
- Bei der WM 2021 wurde er schmerzlich vermisst, bei der EM ist Österreichs Handballstar Nikola Bilyk zurück.
- Das will der Kapitän schon am Freitag im Auftaktspiel gegen Polen beweisen.
- Bei der WM 2021 wurde sein Fehlen deutlich, die auch durch Corona verkorkste Endrunde endete mit Platz 26. "Es war eine lange, schwere Zeit", erinnerte sich Bilyk an die Arbeit am Comeback.
- Eine Zeit, in der ihm auch die Religion Kraft gab.