Gibt Sturm im Cup erneut den Salzburg-Schreck?
Salzburg hat nach dem verlorenen Endspiel 2018 und zwei Liga-Niederlagen in dieser Saison noch eine Rechnung mit Sturm offen. Doch die Grazer haben gegen einen verwundbar scheinenden Dominator Blut geleckt. "Der Bulle wird sicher 'on fire' sein, aber wir genauso. Es ist für uns ein Riesen-Spiel, wir wollen unbedingt ins Finale", erklärte Sturm-Trainer Christian Ilzer. "Wenn du in Österreich einen Titel holen willst, dann musst du früher oder später über die Hürde Salzburg drüber."
Drei Tage nach ihrem 2:1-Sieg trachten die Steirer danach, den RB-Code zum dritten Mal in dieser Saison zu knacken. "Wir wissen Spiele gegen Salzburg irgendwie zu gewinnen - das ist ein gutes Gefühl", erklärte Sturm-Kapitän Stefan Hierländer. Der Goldtorschütze (112. Minute) vom Cupsieg 2018 (1:0 n. V.) versprach einen mutigen Auftritt mit "brutalem Glauben" an die eigenen Stärken. "Wir wollen in das Finale, egal wie - wir werden das irgendwie hinkriegen."
Salzburg hat etwas dagegen. Nachdem es mit Rotation wiederholt schiefging, packt der Favorit im Cup den "ersten Anzug" aus. "Wir haben gesehen, dass Sturm eine gute Mannschaft hat. Wir haben die zwei Spiele nicht gut genug gespielt", blickte Jesse Marsch zurück, um sogleich zu betonten: "Morgen spielen wir mit unserer besten Mannschaft. Das soll keine Ausrede sein, aber wir bringen morgen unsere Besten und gehen rein mit allem, was wir haben." Nachsatz: "Wir sind bereit, die Jungs sind bereit, wir verstehen die Situation genau."
Der US-Amerikaner versuchte die beiden Niederlagen umzudeuten und meinte mit einem Grinsen: "Es kann ein Vorteil sein, dass wir den Gegner nicht unterschätzen." Sturm werde sicher wieder sehr direkt nach vorne spielen, mutmaßte Marsch. "Ich denke, sie werden wieder einen ähnlichen Matchplan gegen uns benutzen." Er versprach bei Einwürfen und Standards wach zu sein. "Wir sind sicher online morgen bei diesen Bewegungen."
Salzburgs Favoritenrolle ist festgezurrt. 45 der 46 jüngsten Cupspiele wurden gewonnen. Seit dem 2018er-Makel sind sie 16 K.o.-Spiele unbesiegt. Mit St. Pölten (3:0), Rapid (6:2) und Austria (2:0) mussten auf dem Weg zum möglichen siebenten Cupsieg in den jüngsten acht Jahren auch drei Bundesliga-Konkurrenten überwunden werden. Der fünffache Cupsieger Sturm hingegen trifft heuer erstmals auf ein Team aus dem Oberhaus. Der Finalgegner wird zuvor zwischen dem WAC und LASK ermittelt.
Sturm fehlt weiter die Kreativität von Otar Kiteishvili (Muskelbündelriss), sonst sind alle Leistungsträger einsatzbereit. Der zuletzt in der Liga gesperrte Jörg Siebenhandl kehrt zurück ins Tor. Salzburg kann auf seine Stamm-Paarung in der Innenverteidigung Andre Ramalho/Maximilian Wöber bauen. Letzterer meinte: "Wir wissen, dass wir noch eine offene Rechnung haben mit Sturm Graz. Zweimal in der Liga verloren, das wollen wir auf alle Fälle ausbessern."
Schon das Sonntag-Duell war wegen unzureichender Rasenqualität der Grazer Merkur Arena in Klagenfurt ausgetragen worden. Dass nun auch das Cupspiel dort steigt, kann - zumindest der Statistik nach - den "Hausherren" nur recht sein. In der "Heimfestung" am Wörthersee ist Sturm mit neun Siegen in 13 Auftritten schwer zu knacken.
Traurig ist der Höhepunkt vor allem aus Fan-Sicht, denn gemäß der Covid-19-Verordnung ist Publikum nicht erlaubt. Der Außenseiter muss ein weiteres "TV-Spiel" ohne die vermeintlich stärksten Verbündeten bestreiten. Beim Cupsieg 2018 waren 27.100 Zuschauer nach Klagenfurt gepilgert. "Das Besondere fehlt leider mit den Zuschauern und der Emotion", meinte Jakob Jantscher. "Aber es ist ein Spiel, das über das Weiterkommen ins Finale entscheidet und das macht es dann doch irgendwie besonders."
Zusammenfassung
- Für Sturm Graz geht es im Spiel des Jahres um die reellste Titelchance der Saison, für Fußball-Meister Salzburg um einen Schritt zum möglichen Double: Vor leeren Rängen im Klagenfurter Wörthersee Stadion trifft im ÖFB-Cup-Halbfinale am Mittwoch (21.05 Uhr/live ORF1) der Cupsieger 2018 auf den Gewinner der beiden Folgejahre.