Freisprüche für Blatter und Platini in Prozess um Zahlungen
Das Verfahren gegen die ehemaligen Präsidenten von FIFA und UEFA ist in Bezug auf die ungetreue Geschäftsführung eingestellt. Dieses Urteil verkündete das Gericht am Freitag in Bellinzona.
20.000 Franken für Blatter
Das Gericht hat Blatter eine Genugtuung von 20.000 Franken (20.189,78 Euro) zugesprochen. Platini hat auf eine solche verzichtet. Er erhält wieder Zugriff auf die rund 2 Millionen Franken (heute rund 2,02 Millionen Euro), die von der Bundesanwaltschaft eingefroren wurden. Die Bundesanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer bedingte Freiheitsstrafen von je 20 Monaten gefordert.
"Was ich hier erwarte, ist nichts anderes als einen Freispruch", sagte der 86-jährige Blatter am Freitag vor dem Urteil. Der Schweizer war bis 2016 Präsident der FIFA, der Franzose Platini (67) Präsident der Europäischen Fußball-Union. Nach ihrer Darstellung handelte es sich bei der Millionenüberweisung im Jahr 2011 um eine Nachzahlung für Beratertätigkeiten, die Platini von 1998 bis 2002 für die FIFA geleistet hatte.
FIFA: Nicht genug Geld, um Platini zu bezahlen
Die FIFA habe um die Jahrtausendwende nicht genügend Geld gehabt, um Platini voll zu bezahlen. Es habe sich um ein "Gentleman's Agreement" gehandelt, wie Blatter sagte. Dagegen wurde damals in Medien spekuliert, dass Blatter sich mit dieser Zahlung von Platini Unterstützung bei der Wiederwahl zu einer neuen Amtszeit 2011 gegen einen Herausforderer sichern wollte. Im Gegenzug soll er laut Spekulationen Platini versprochen haben, ihn für 2015 als seinen Nachfolger aufzubauen.
Die Schweizer Bundesanwaltschaft sah jedenfalls keine rechtliche Grundlage für die Millionenzahlung. Sie erhob Anklage gegen Blatter und Platini und forderte für beide eine Freiheitsstrafe von jeweils einem Jahr und acht Monaten. Die Ethikkommission der FIFA hatte die beiden Funktionäre für mehrere Jahre gesperrt. Eine Sperre bedeutet, dass sie keine Fußballaktivitäten wahrnehmen können.
Platini: Wahrheit ist ans Licht gekommen
Platini freute sich in einem Statement darüber, dass die Wahrheit ans Licht gekommen sei. "Ich habe es immer wieder gesagt: Mein Kampf ist ein Kampf gegen die Ungerechtigkeit. Ich habe ein erstes Spiel gewonnen", wurde der Franzose zitiert. Er "werde nicht lockerlassen und auf der Suche nach der Wahrheit bis zum Ende gehen." Weiters meinte Platini: "In diesem schrecklichen Fall gibt es Schuldige, die in diesem Prozess nicht aufgetreten sind. Ich garantiere ihnen: Wir werden uns wiedersehen."
Platini und sein Anwalt versuchten in dem Prozess, von den Umständen der eigentlichen Zahlung abzulenken. Ihnen ging es vielmehr darum, ein angebliches Komplott zu belegen. Die Zahlung habe in der FIFA jahrelang niemand beanstandet, argumentierten sie - bis 2015, just in dem Jahr, als Platini sich um die Nachfolge Blatters bewerben wollte. Statt Platini trat der damalige UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino die Nachfolge von Blatter an. Er ist bis heute im Amt.
Die Ethikkommission der FIFA hatte die beiden Funktionäre für mehrere Jahre gesperrt. Eine Sperre bedeutet, dass sie keine Fußballaktivitäten wahrnehmen können. Die FIFA war in dem Verfahren als Nebenklägerin aufgetreten und hatte die Rückzahlung des Betrags und der darauf gezahlten Sozialleistungen verlangt.
Zusammenfassung
- Die früheren Fußballfunktionäre Blatter und Platini sind im Prozess um eine dubiose Millionenzahlung vom Schweizer Bundesstrafgericht freigesprochen worden.
- Das Verfahren gegen die ehemaligen Präsidenten von FIFA und UEFA ist in Bezug auf die ungetreue Geschäftsführung eingestellt.
- Dieses Urteil verkündete das Gericht am Freitag in Bellinzona.