"Jesus live gekreuzigt": Die F1-Tragödie von Ayrton Senna
Beim Grand Prix in Imola raste am 30. April 1994 erst der Österreicher Roland Ratzenberger und einen Tag später die brasilianische Ikone Ayrton Senna in den Unfalltod. Am 1. Mai, dem Todestag von Senna, erreicht das Gedenken zu Ehren der beiden im Autodrome Enzo e Dino Ferrari seinen Höhepunkt.
In der Tamburello-Kurve wird es um 14.17 Uhr, dem genauen Zeitpunkt des Unfalls, ein Gedenk-Event geben. "Es war, als hätte man Jesus live gekreuzigt", sagte der damalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone über die Tragödie, die den Motorsport nachhaltig verändert hat.
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Horror-Crashes mit Hochgeschwindkeiten
Ratzenberger verunglückte nach einem Bruch des Frontflügels an seinem Simtek-Ford bei über 300 km/h. Tod durch Schädelbasisbruch beim frontalen Einschlag in die Betonbegrenzung - der 33-jährige Salzburger hatte keine Chance.
Senna prallte am Tag darauf mit etwa 220 km/h in eine Betonmauer. Der dreifache Weltmeister wurde mit schweren Kopfverletzungen in ein Spital nach Bologna geflogen, wo sein Tod festgestellt wurde. Trümmer der Vorderradaufhängung hatten den Helm durchbohrt, außerdem war er vom rechten Vorderrad getroffen worden. Vermutlich war auch er kurz nach dem Einschlag bereits tot.
"Roland Ratzenberger und Ayrton Senna haben nicht umsonst das Leben verloren, die Formel 1 hat nach ihrem Tod reagiert und vieles in Sachen Sicherheitsmaßnahmen unternommen", betonte Stefano Domenicali, der aktuelle CEO der Motorsport-Königsklasse.
Mehr Fokus auf Safety-Maßnahmen
Im Nachgang von Imola wurden die Crash-Tests verschärft und die Rennstrecken mit größeren Auslaufzonen versehen. Die Betonmauern verschwanden. Die Cockpits bekamen höhere Seitenwände, später verbesserte sich dank des HANS-Systems auch der direkte Schutz von Kopf und Nacken. Für Senna und Ratzenberger kam all das zu spät - doch die Erinnerung an die beiden ist nicht verloschen.
"30 Jahre sind eine lange Zeit. In all diesen Jahren wurde uns durch unzählige Kontakte, Briefe, Mails, Ehrungen in Imola bewiesen, dass Roland nicht vergessen ist. Allen Freunden, Bekannten und Fans unseren herzlichen Dank", sagte Vater Rudolf Ratzenberger am Beginn der mehrteiligen YouTube-Doku von Peter Levay über seinen Sohn.
Rudolf und auch Mutter Margit werden bei den Gedenk-Events vor Ort sein, ebenso wie Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP). Ratzenberger kam nicht aus einer Motorsportfamilie, in der dem Fortkommen des Filius alles untergeordnet wurde.
Erinnerungen an Roland Ratzenberger
"Wir hatten beide kein Geld, aber die große Vision, dass wir Rennen fahren wollen. Irgendwie haben wir das immer wieder hinbekommen", sagte Franz Tost, langjähriger Formel-1-Teamchef und Wegbegleiter des Verunglückten. "Ich habe mit ihm immer sehr gerne zusammengearbeitet. Vom technischen Wissen hat er alles mitgebracht."
Senna hingegen drehte damals als größter Star der Formel 1 seine Runden. Beim seinerzeitigen Top-Team Williams hoffte er auf seinen vierten Titel. Auch heute noch fasziniert der Vollblut-Rennfahrer aus São Paulo Millionen von Menschen - in und außerhalb des Motorsports.
Legenden-Status von Senna
Es gibt eine eigene Merchandising-Linie, ein Senna-Musical, mehrere Filme und eine Comicbuch-Reihe, die Senna noch zu Lebzeiten initiierte, um mit den Einnahmen Straßenkindern eine Ausbildung zu finanzieren. "Wenn er nicht umgekommen wäre, wäre er heute vielleicht Präsident Brasiliens", meinte der damalige Williams-Designer Adrian Newey.
Weniger bekannt ist, dass der 34-jährige Senna vor dem Rennen in Imola eine böse Vorahnung hatte und sogar überlegte, auf einen Start zu verzichten. In einem Beitrag für die deutsche Zeitung "Welt am Sonntag" gestand er Probleme mit der Abstimmung seines Williams in Imola und gab auch zu, dass der Tod Ratzenbergers seine Bedenken wegen des wachsenden Risikos verstärkt habe.
Er werde im Rennen trotzdem "alles geben, einen spannenden Kampf zu inszenieren", beendete Senna die Kolumne. Zu lesen war sie an jenem Sonntag, der sein Todestag war.
Zusammenfassung
- Am 1. Mai jährt sich der tragische Tod von Ayrton Senna zum 30. Mal, der zusammen mit Roland Ratzenberger innerhalb von 24 Stunden 1994 in Imola verstarb.
- Der Formel-1-Chef Bernie Ecclestone beschrieb Sennas Tod als "hätte man Jesus live gekreuzigt", was die tiefe emotionale Wirkung des Ereignisses verdeutlicht.
- Nach den tödlichen Unfällen wurden umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen in der Formel 1 eingeführt, darunter verschärfte Crash-Tests und verbesserte Cockpits.
- Senna, der bei Williams fuhr und auf seinen vierten Titel hoffte, hatte eine böse Vorahnung vor dem Rennen und überlegte, nicht zu starten.
- Die Erinnerung an Senna lebt weiter durch eine Merchandising-Linie, ein Musical und mehrere Filme, die er initiierte, um Straßenkindern zu helfen.