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Selenskyj wirft Kreml Desinteresse an Frieden vor

30. März 2025 · Lesedauer 4 min

Angesichts fortgesetzter russischer Angriffe gegen ukrainische Städte und Frontabschnitte hat Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj Russlands Staatschef Wladimir Putin fehlendes Interesse an einer friedlichen Beilegung des Kriegs vorgeworfen. "Die Grausamkeit der russischen Angriffe, die nicht nur gelegentlich, sondern buchstäblich jeden Tag und jede Nacht erfolgen, zeigen, wie wenig Putin sich um Diplomatie schert", so Selenskyj am Sonntag in seiner abendlichen Videorede.

Selenskyj erinnerte an den US-Vorschlag für eine 30-tägige Feuerpause. "Und als Antwort auf diesen Vorschlag haben wir jeden Tag russische Drohnen, russische Bomben, Artilleriebeschuss, ballistische Raketen", sagte der ukrainische Präsident. Seiner Meinung nach müsse Russland weiter unter Druck gesetzt werden. Nur harte Maßnahmen könnten ein System brechen, "das nichts anderes als Krieg will".

Russland suche gegenwärtig Ausreden, um den Krieg weiter in die Länge zu ziehen. "Putin spielt dasselbe Spiel, das er schon seit 2014 spielt", schrieb Selenskyj auf der Plattform X mit einem Rückblick auf die völkerrechtswidrige Besetzung und spätere Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim. Dieses Spiel sei für jedermann gefährlich, und sollte entsprechend von den USA, Europa und allen anderen Partner der Ukraine, die nach Frieden streben, beantwortet werden.

Weiter schwere Kämpfe im Osten der Ukraine

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Am Sonntag wurden die Frontlinien im Osten des Landes einmal mehr von schweren Kämpfen erschüttert . Insgesamt seien im Tagesverlauf 104 Gefechte infolge russischer Vorstöße registriert worden, teilte der Generalstab in Kiew am späten Sonntagnachmittag auf Facebook mit. Eine Vielzahl der russischen Angriffe sei mit Unterstützung ihrer Artillerie erfolgt.

Die meisten Kampfhandlungen erfolgten rund um die Stadt Pokrowsk am Rande des Donbass. Aus diesem Gebiet seien 43 russische Vorstöße gemeldet worden, teilte die Generalität in Kiew mit. Die Angriffe der russischen Streitkräfte seien abgewehrt worden. Eine unabhängige Überprüfung der Darstellung war nicht möglich.

Kiew: Tote und Verletzte bei Angriffen auf Charkiw

Zuvor hatten lokale Behörden und das ukrainischen Militär vermeldet, russische Drohnen hätten am späten Samstagabend in der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw ein Militärkrankenhaus, ein Einkaufszentrum, Wohnblocks und andere Ziele angegriffen. Dabei seien zwei Menschen getötet und mindestens 35 verletzt worden, unter ihnen fünf Kinder, teilte Militärgouverneur Oleh Synjehubow auf Telegram mit.

Der Generalstab des ukrainischen Militärs verurteilte den "vorsätzlichen, gezielten Beschuss" der Einrichtungen ebenfalls auf Telegram. Demnach wurde ein Krankenhaus getroffen, in dem verwundete Soldaten behandelt werden. Der "feige Schlag" sei ein Verstoß gegen internationales humanitäres Recht, solche Ziele anzugreifen. Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, sagte, einer der Toten sei unter den Trümmern hervorgeholt worden.

Ukrainische Flugabwehr: 65 russische Drohnen abgeschossen

Nach Angaben der ukrainischen Flugabwehr gab es insgesamt 111 Angriffe mit unbemannten Flugkörpern und auch Drohnen-Attrappen ohne Sprengstoff. 65 Drohnen seien im Norden, Süden und Osten des Landes abgeschossen worden, 35 weitere gingen demnach verloren. Schäden gab es nach Militärangaben zudem in den Gebieten Sumy, Odessa und Donezk.

Nach den russischen Drohnenangriffen auf die Großstadt Dnipro am Vortag erhöhte sich die Zahl der Verletzten dort auf 28. Zuvor war von 24 Verletzten die Rede gewesen. Weil auch vier Menschen starben, setzte die Stadt einen Tag der Trauer am Sonntag an. Mehrere Schwerverletzte mussten weiter im Krankenhaus behandelt werden.

Russland meldet Einnahme von Ort in Donezk

Russland meldete indes die Einnahme des Ortes Saporischschja in der Region Donezk. Die Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau können zunächst nicht überprüft werden, eine Stellungnahme der Ukraine lag zunächst nicht vor. Der Ort ist nicht mit der gleichnamigen Stadt und dem dort nahe gelegenen Kernkraftwerk zu verwechseln.

Zusammenfassung
  • Ukraines Präsident Selenskyj wirft Russland mangelndes Interesse an Frieden vor, da tägliche russische Angriffe anhalten und der US-Vorschlag für eine Feuerpause ignoriert wird.
  • Im Osten der Ukraine wurden am Sonntag 104 Gefechte registriert, mit 43 russischen Vorstößen rund um Pokrowsk, die alle abgewehrt wurden.
  • Russische Drohnenangriffe auf Charkiw führten zu 2 Toten und mindestens 35 Verletzten, während die ukrainische Flugabwehr 65 Drohnen abschoss.