Erhöhung und Gewichtung der Sportförderung im Verbandsfokus
Das erwähnte Verbandsquartett präsentierte sich auch stellvertretend für viele andere kleine Verbände, keinesfalls arbeite man gegeneinander. "Die Kommunikation zwischen den Verbänden ist sehr lebendig und positiv und von Respekt und Anerkennung geprägt", sagte Golfverbandsgeneralsekretär Robert Fiegl. Die Verbände würden nicht gegeneinander um das Geld kämpfen. "Es gibt einen gemeinschaftlich getragenen Kampf, dass wir eine bessere, fairere und transparente Förderpolitik haben."
Schwimmverbandspräsident Arno Pajek betonte, dass laut Fördergesetz 2013 eine jährliche Erhöhung der Sportförderung durchzuführen sei. Dies sei aber nicht geschehen. "Wir gehen davon aus, das dem Sport seit 2013 ca. 90 bis 100 Mio. Euro dadurch entgangen sind", rechnete der OSV-Boss vor. Umso mehr würde man im Streben nach dem fix zur Verfügung stehenden Gesamtbetrag gegen andere Verbände in Konkurrenz geschickt. "Das ganze System ist perfide, denn es kann nur Gewinner und Verlierer geben."
Sportminister Werner Kogler (Grüne) und Sport-Austria-Präsident Hans Niessl bekräftigten bei einem anderen Pressetermin, dass an einer substanziellen Anhebung des Sportbudgets und der Optimierung der Förderkriterien gearbeitet werde. "Wir wollen die 80 Millionen Euro besondere Sportförderung erhöhen und müssen es auch, wenn wir weiterkommen wollen", ließ Kogler erkennen, dass er einer Erhöhung durchaus etwas abgewinnen könne. "Unser Ziel bleibt, dass es rundum besser wird."
Man bekenne sich dabei zur Leistungsorientierung der Verbandsförderung, aber es gebe noch Optimierungsmöglichkeiten. Und die sehen die kleineren, in Medaillen gemessen nicht so erfolgreichen Verbände besonders. Sie wollen, dass für Leistung auch andere Kriterien als nur Podest- und Spitzenplätze gelten. Denn sonst kommen sie a la longue immer mehr in eine Abwärtsspirale. "Ja, Leistung, dafür stehen wir. Aber Leistung ist nicht nur Goldmedaille", meinte Basketball-Präsident Gerald Martens.
Der Wiener Tennis-Präsident Christian Barkmann sieht Breiten-, Leistungs- und Spitzensport auf einer Ebene. "Der Breitensport ist das Fundament des österreichischen Sports, auch für Leistungs- und Spitzensport." Hier seien die Förderungen wesentlich massiver einzusetzen. "Wir kommen über die Breite zur Spitze und benötigen die monetäre Unterstützung, um unsere Kinder auszubilden. Es kann nicht jeder eine Medaille gewinnen, aber wir haben auch soziale und gesundheitliche Aspekte zu erfüllen."
Kogler freilich meinte, an der Leistungsorientierung - die vor allem nach den jüngsten Olympischen Winter- und Sommerspielen zu deutlichen Verschiebungen der Fördervolumen geführt hat - werde aber nicht gerüttelt. Es sei logisch, dass entsprechend erfolgreiche Verbände substanzielle Zugewinne aus dem seit längerem gleich hoch dotierten Fördertop lukriert hätten, andere deshalb eben weniger erhalten würden.
Der Minister zeigte sich zuversichtlich, dass die Budgetaufstockung bis zum Winter auf Schiene gebracht werden könne, nannte aber keine Summe. Man sei hier auf das - von Ex-ÖTV-Präsident Magnus Brunner geführte - Finanzministerium angewiesen, habe schon entsprechend positive Signale erhalten. "Wir haben den Eindruck, es sind sehr konstruktive Gespräche, wir dürfen durchaus zuversichtlich sein." Im Juni seien zudem zwei weitere Verhandlungsrunden mit zehn Fachverbänden angesetzt.
Man werde Einwände zur Mittelvergabe anhören, so Kogler, müsse aber auch die im Vorjahr gewährten 20 Mio. Euro an Zusatz-Förderungen an diverse Verbände in die Rechnung einbeziehen. Diese seien für Einzelprojekte, Infrastruktur und Großereignisse geflossen. Niessl strich eine konstruktive Gesprächsbasis mit dem Ministerium auf dem Weg zu einer Fördermittelerhöhung hervor. Das gemeinsame Ziel müsse sein, die Vielfalt des österreichischen Sports zu erhalten. "Dazu braucht man finanzielle Mittel."
Zusammenfassung
- Österreichs Sport-Fachverbände sind Ende Mai in puncto Sportförderung in die Offensive gegangen.
- Die Verbände würden nicht gegeneinander um das Geld kämpfen.