Carmelo Anthony: Zwischen Rekordzahlen und Meisterfluch
"Die Zeit ist gekommen, mich zu verabschieden." Mit diesen Worten gab Carmelo Anthony am Montag sein Karriereende bekannt. 19 Jahre lang spielte er in der besten Basketballliga der Welt, der nordamerikanischen National Basketball Association (NBA) - und sorgte mit atemberaubenden Offensivleistungen für Begeisterung. Das Erbe von "Melo" ist jedoch um einiges komplizierter, als es sein sollte.
https://twitter.com/carmeloanthony/status/1660639136242343936
Goldener Jahrgang
2003 wurde Anthony von den Denver Nuggets gedraftet, nachdem er zuvor Syracuse zur College-Meisterschaft geführt hatte. Mit Ausnahmespielern wie LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh zählt der 2003er-Jahrgang zu den erfolgreichsten in der 77 Jahre alten Geschichte der NBA.
Anthony entwickelte sich in Colorado schnell zu einem der explosivsten Offensivspieler der Liga. Bereits als 19-Jähriger erzielte "Melo" 21 Punkte pro Spiel, in seiner dritten Saison wurde der Small Forward erstmals in eines der prestigeträchtigen All-NBA-Teams gewählt.
Seinen größten Erfolg in Denver feierte Anthony 2009 mit dem Einzug ins Western-Conference-Finale. Dort scheiterten die Nuggets an den Los Angeles Lakers rund um Kobe Bryant. Das ganz große Abenteuer sollte dem Basketballer aber erst bevorstehen.
https://twitter.com/NBA/status/1661077033475252229
Punkte-Show im "Big Apple"
2011 wurde Anthony nach Absprache mit Denver zu den New York Knicks transferiert. Damit ging für den in New York geborenen Profi ein Kindheitstraum in Erfüllung. Knicks-Legende Bernhard King war eines seiner großen Vorbilder.
Angeführt von "Melo" entwickelten sich die Knicks - seit 1973 ohne Meistertitel - wieder zu einem der besten Teams in der Eastern Conference. Für mehr als den Einzug in die zweite Playoff-Runde (2013) sollte es aber nicht reichen.
Schuld trifft dabei auch Anthony selbst: Anstatt 2011 noch ein halbes Jahr zu warten und vertragsfrei nach New York wechseln zu können, forcierte der Basketballer den Trade, in dem die Knicks wertvolle Puzzleteile ihres Kaders abgeben mussten.
Nichtsdestotrotz sorgte Anthony insbesondere mit Einzelleistungen für große Begeisterung bei Knicks-Fans. Mit 62 erzielten Punkten in einem Spiel hält der US-Amerikaner immer noch den Rekord für die beste Scoring-Performance im legendären Madison Square Garden.
Elefant im Raum
Nach knapp sieben Jahren in New York versuchte sich Anthony abschließend noch bei vier weiteren Teams. Im Dress der Portland Trail Blazers erreichte er Platz neun der besten Werfer in der NBA-Geschichte.
Mit seinen insgesamt 28.289 erzielten Punkten steht Anthony in der Bestenliste nur einen Platz hinter Lakers-Legende Shaquille O'Neal und vor prominenten Namen wie Hakeem Olajuwon und Tim Duncan.
Der große Unterschied zwischen Anthony und den anderen Erwähnten: Für einen NBA-Titel sollte es für "Melo" nie reichen. Nicht umsonst taucht bei einer Google-Suche nach Carmelo Anthony als erstes "rings" auf. Die Gewinner bekommen in der NBA einen Championship-Ring.
Den Respekt seiner Wegbegleiter hat Anthony aber trotzdem. "Du bist einer der besten Spieler, die ich je gesehen habe", sagte LeBron James in einem Video der Lakers, für die Anthony zum Schluss noch eine Saison absolvierte.
https://twitter.com/Lakers/status/1660760948779646978
Der "Melo"-Einfluss
Neben den Punkterekorden entwickelte sich Anthony im Laufe seiner Karriere auch Abseits des Basketballfeldes zu einer prägenden Persönlichkeit. 2020 war er einer der führenden NBA-Stars, die sich zum Zuge der "Black Lives Matter"-Proteste im Kampf gegen Rassismus und Polizeigewalt einsetzten.
Auf einem Spezial-Cover des US-Magazins "SLAM" zeigte sich der als Gast-Chefredakteur agierende Anthony gemeinsam mit Kiyan Anthony, seinem Sohn. Die Zukunft von Kiyan, ebenfalls ein vielversprechendes Basketballtalent, sei nun auch der Fokus von "Melo".
Schon bald könnte also der nächste Anthony für Furore in der NBA sorgen - und jenen Meistertitel gewinnen, der seinem Vater seine ganze Karriere verwehrt blieb.
Zusammenfassung
- Basketball-Star Carmelo Anthony gab am Montag sein Karriereende bekannt.
- Der zehnfache All-Star sollte NBA-Fans als Offensivwunder und Menschenrechtsaktivisten in Erinnerung bleiben - wenn da nicht die Sache mit dem Meistertitel wäre.