Brad Binder in Brünn mit erstem KTM-Sieg in MotoGP
Im vierten vollen Jahr in der MotoGP hat es für den oberösterreichischen Motorrad-Hersteller KTM am Sonntag sensationell zum ersten Grand-Prix-Sieg gereicht. Brad Binder übernahm neun Runden vor Schluss die Führung, gab diese nicht mehr ab und siegte beim Tschechien-Grand-Prix souverän mit 5,266 Sekunden vor dem italienischen Honda-Fahrer Franco Morbidelli. Johann Zarco (FRA/Ducati) wurde Dritter.
Das Werk aus Mattighofen hatte 2016 seine ersten Anläufe auf die MotoGP genommen und 2017 seine erste volle Saison in der "Königsklasse" des Motorradsports absolviert. Am Ende eines Dreijahresplans war das Ziel gestanden, einen Rennsieg zu landen. Zieht man die Corona-Pause ab, hat das nun fast punktgenau gepasst. Schließlich wurde in Brünn das erst dritte Saisonrennen in der MotoGP gefahren, nachdem der Auftakt mit einem Doppel in Jerez in Spanien erfolgt war.
Der Ausgang des Trainings und das Qualifying hatten schon vermuten lassen, dass die KTM-Piloten um die Podestplätze mitfahren könnten. Die überaus überzeugende Vorstellung Binders war dann aber doch unerwartet. Sein Markenkollege Pol Espargaro hatte das Zeug, einen Doppelsieg zu fixieren, der Spanier wurde aber in Positionskämpfen von Zarco abgeschossen. Dass der danach dafür bestraft wurde, war für Espargaro wenig Trost.
Die Freude bei den "Masterminds" der orangen Rennmaschinen trübte der Ausfall des Iberers aber nur leicht. "Mir fehlen einfach die Worte. Wir haben so sehr dafür gekämpft", sagte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer im Interview auf ServusTV. "Auf dem Podium zu stehen, war das Ziel. Jetzt der Sieg, das ist der absolute Wahnsinn. Das Motorrad war besser, die Fahrer sind gut drauf. Aber bisher hat es nicht gepasst." Und über Binder: "Er ist so ein cooler Hund. Er macht das so locker und mit Spaß."
Team-Manager Mike Leitner erinnerte sich an vergangene Mühen: "Ich bin sprachlos. Wir haben in den letzten vier Jahren so viel Energie da reingesteckt. Ein Sieg - das ist noch nicht real." Für Binder war es sein erst drittes MotoGP-Rennen. Der noch bis Dienstag 24-Jährige ist der erste südafrikanische MotoGP-Fahrer und damit auch -Sieger. "Ich wünschte, meine Eltern wären hier", sagte Binder. "Ich kann nicht genug danken, die (KTM, Anm.) haben mir ein wahnsinnig gutes Motorrad zur Verfügung gestellt."
In Abwesenheit des weiter verletzten spanischen WM-Titelverteidigers Marquez war auch die Vergabe der anderen Podestplätze nicht unbedingt so erwartet worden, wogegen Jerez-Doppelsieger Fabio Quartararo nur Siebenter wurde. Der französische Yamaha-Pilot führt die WM-Wertung nach drei Rennen mit 59 Punkten trotzdem weiter klar an, da Verfolger und Markenkollege Maverick Vinales (ESP/42) nur 14. wurde. Binder arbeitete sich hinter Morbidelli (31) auf Rang vier vor (28).
Für KTM kommt der Triumph unmittelbar vor den Grands Prix in Spielberg von Österreich und der Steiermark natürlich gerade recht. Groß ist die Vorfreude auf die Heimrennen auch bei Maximilian Kofler. Der Oberösterreicher kam in der Moto3 zu Sturz, es war sein überhaupt erster Ausfall in einem WM-Rennen. "Ich habe überbremst am Vorderrad, dann bin ich weggerutscht", sagte der 19-Jährige. Moto3-Sieger wurde Dennis Foggia (ITA/Honda), die Moto2 gewann Enea Bastianini (Kalex).
Im Vorfeld des Rennens war der erste Coronavirus-Fall seit Wiederaufnahme des Rennbetriebs vor drei Wochen in Jerez bekannt geworden. Betroffen ist ein Mitarbeiter des Promoters Dorna, die Person zeige keine Symptome. Alle Kontaktpersonen des Infizierten seien in Isolation. Die Kontaktpersonen der Kategorie zwei seien auch getestet worden, alle seien negativ. Seit dem Jerez-Doppel waren im Umfeld der Motorrad-WM mehr als 5.500 Tests genommen worden.
Zusammenfassung
- Im vierten vollen Jahr in der MotoGP hat es für den oberösterreichischen Motorrad-Hersteller KTM am Sonntag sensationell zum ersten Grand-Prix-Sieg gereicht.
- Brad Binder übernahm neun Runden vor Schluss die Führung, gab diese nicht mehr ab und siegte beim Tschechien-Grand-Prix souverän mit 5,266 Sekunden vor dem italienischen Honda-Fahrer Franco Morbidelli.
- Am Ende eines Dreijahresplans war das Ziel gestanden, einen Rennsieg zu landen.