Schüsse in MünchenAPA/dpa/Matthias Balk

Einzeltäter

Österreicher schoss in München - antiisraelischer Terror

Heute, 15:09 · Lesedauer 3 min

Am 5. September 2024 gab ein 18-jähriger Österreicher aus Neumarkt am Wallersee in München Schüsse auf das israelische Generalkonsulat ab. Die Polizei erschoss den jungen Mann damals. Am Freitag wurden die Ermittlungsergebnisse präsentiert: Die Tat wird als antiisraelischer Terror eingestuft. Islamistische Motive dürften eine untergeordnete Rolle gespielt haben.

Sechs Monate ermittelten rund 100 Beamte in der nach dem Tatort benannten Sonderkommission "Karolinenplatz". Dort gab am 5. September 2024 ein 18-jähriger Österreicher mit bosnischer Migrationsgeschichte aus Neumarkt am Wallersee in Salzburg mehrere Schüsse auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum ab. Er wurde von der Polizei erschossen. 

Am Freitag präsentierten Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt in München ihre Ergebnisse: Demnach werde die Tat als antiisraelischer Terroranschlag gewertet. Islamistische Motive hätten nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Waffe und Aussehen des Täters wären für einen Islamisten auch untypisch gewesen. 

Hinweise auf Anstifter, Unterstützer oder Mitwisser des Angreifers gebe es nicht. Der 18-Jährige war laut Ermittlern ein sozial isolierter Einzelgänger mit einer "unreifen Persönlichkeit", der sich online radikalisiert habe.

Der spätere Schütze sei Muslim gewesen, habe sich im Internet viele Inhalte angeschaut, die sich mit einer Benachteiligung von Muslimen befassten. Der Gazakonflikt sei ein "Katalysator" für seine Radikalisierung gewesen. Er kommentierte einschlägige Beiträge im Netz antisemitisch und bezeichnete andere als "Ungläubige". Er habe auch "ungewöhnliche religiöse Verhaltensweisen in Form eines Wasch- und Gebetszwangs" gezeigt.

Hohe Waffenaffinität

Er habe schon im Jahr 2021 Symbole der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) in einem Computerspiel verwendet. Die HTS hat nun nach dem Sturz von Langzeitdiktator Baschar al-Assad in Syrien das Sagen und ist nicht für Anschläge in Europa bekannt. Wegen der Symbole wurde damals eigentlich ein Waffenverbot in Österreich verhängt.

Die Ermittler in München sprachen dennoch von einer hohen Waffenaffinität. Als Tatwaffe benutzte der Täter laut den Ermittlern ein Repetiergewehr aus dem Jahr 1936 aus ehemaligen Schweizer Armee-Beständen. Diese Waffe war mit einem Bajonett versehen. Er hat die Waffe einen Tag vor der Tat in Salzburg gekauft. 

In Österreich dürfen solche Gewehre ab 18 Jahren gekauft werden. Er hätte sie erst später anmelden müssen, erst dann wäre das Waffenverbot aufgefallen. 

"Orientierungsschwierigkeiten"

Dass der 18-Jährige nach seiner Fahrt nach München nicht nur auf das Konsulat schoss, sondern auch auf andere Gebäude wie das NS-Dokumentationszentrum, führen die Ermittler auf "Orientierungsschwierigkeiten" zurück. Es scheint den Ermittlern gesichert, dass er das Generalkonsulat als Ziel ausgewählt hatte.

Dass er mit dem Angriff auf das Konsulat keinen Erfolg hatte, lag auch daran, dass die Einrichtung wegen eines Gedenkens zum Jahrestag des Olympiaattentats 1972 geschlossen war.

Video: Kein "klassischer Islamist"

Zusammenfassung
  • Am 5. September 2024 gab ein 18-jähriger Österreicher aus Neumarkt am Wallersee in München Schüsse auf das israelische Generalkonsulat ab.
  • Die Polizei erschoss den jungen Mann damals. Am Freitag wurden die Ermittlungsergebnisse präsentiert: Die Tat wird als antiisraelischer Terror eingestuft.
  • Islamistische Motive dürften eine untergeordnete Rolle gespielt haben.