Bottas dringt mit Türkei-Topleistung in Zweistelligkeit vor
Denkbar, dass Hamilton am Bosporus sein 101. Grand-Prix-Rennen gewonnen hätte, hätte er nicht eine Startplatz-Strafe von zehn Rängen kassiert. So war der WM-Titelverteidiger nur von Position elf gestartet, als Renn-Fünfter hielt er den Schaden noch in Grenzen. Verstappen war zuletzt in Russland aber von ganz hinten noch auf Platz zwei gefahren, gewann also diese Art von Duell mit dem Engländer. Und der in der Türkei zweitplatzierte Niederländer liegt nun auch in der WM-Wertung wieder voran.
Sechs Zähler trennen ihn von Hamilton, wenn es nächste Woche (24. Oktober) in Austin in Übersee weitergeht. Verstappen ist aber weit davon entfernt, diesen Punktepolster als Ruhekissen zu sehen. Im Gegenteil, sein Team Red Bull forderte er nach dem doppelten Podium des Teams mit dem Mexikaner Sergio Perez auf Rang drei zur Suche nach mehr Geschwindigkeit auf. "Wir brauchen mehr Speed, weil sechs Punkte sind gar nichts", sagte der 24-Jährige Verstappen. "Es wird hart."
Der "Oranje" sah die Mercedes an diesem Wochenende als klar schneller, auch bei nassen Bedingungen. Gemeinsam mit dem ihm zustimmenden Red-Bull-Teamchef Christian Horner hofft Verstappen, dass ihrem Auto die Strecken beim anstehenden Triple in Nordamerika und letztlich bei jenem im Mittleren Osten besser entgegenkommen. Der siebenfache Saisonsieger wolle sein Lebensglück aber nicht davon abhängig machen, ob es heuer mit dem WM-Titel für ihn klappt.
Hamilton war mit Platz fünf nicht besonders glücklich, war er doch mit Position zwei in Sichtweite schon auf Rang drei gelegen - vor dem letzten Reifenwechsel. Dass er dafür an die Box musste und letztlich zurückfiel, kritisierte der 36-Jährige danach offen. Nach Analyse der Daten beruhigte sich Hamilton aber wieder. "Ich hatte nur einen Teil der Informationen, das Team sieht auch alle anderen", räumte er ein. "Wir gewinnen und verlieren als Team."
Reifenhersteller Pirelli gab dem Team recht. Die Distanz mit einem Reifensatz durchzufahren, wäre zu riskant gewesen, meinte Pirelli-Boss Mario Isola. Genau dieses Risiko wäre Hamilton aber liebend gerne eingegangen. "Ich gehe gerne Risiken ein, ich hätte es gerne versucht." Wesentlich erfreulicher als in der Fahrerwertung sieht es für ihn, Bottas und das Team in der Konstrukteurs-WM aus, in der Red Bull 36 Siege zurückliegt. Die Chancen auf die Titelverteidigung sind demnach mehr als intakt.
Verantwortlich dafür ist natürlich auch Bottas, 32 Punkte hinter dem britischen McLaren-Pilot Lando Norris aktuell sicherer WM-Vierter. "Es fühlt sich gut an" genoss der Skandinavier den Sieg nach Pole Position und auch schnellster Runde. "Für manche mag es als ein einfacher Sieg ausgesehen haben, aber das war es bei diesen Bedingungen bei weitem nicht", bezog sich Bottas auf die feuchten Verhältnisse. Im Vorjahr hatte er in der Türkei mit sechs Drehern ein Desaster erlitten.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff gab Bottas für die Leistung bei dessen ersten Saisonsieg zehn von zehn Punkten. Der Gelobte gab zu, seit dem Fixieren seines Teamwechsels entspannter zu sein. In manchen Gazetten wurde das indirekt bestätigt. "Mercedes brauchte einen großartigen Bottas, um den Schaden durch den Motorwechsel bei Hamiltons Wagen zu begrenzen", stand in der "Gazzetta dello Sport". Und in Spaniens "Marca": "Der Finne absolvierte sein bisher bestes Rennen für Mercedes."
Zusammenfassung
- Bei einer seiner letzten Chancen in einem Mercedes hat Valtteri Bottas am Sonntag seine Siegeszahl in der Formel 1 in die Zweistelligkeit gehievt.
- Sechs Rennen sind 2021 noch zu fahren, der Zweikampf um den WM-Titel zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen prägt die WM immer mehr.
- Wesentlich erfreulicher als in der Fahrerwertung sieht es für ihn, Bottas und das Team in der Konstrukteurs-WM aus, in der Red Bull 36 Siege zurückliegt.