Wien-Marathon an Äthiopier Abadi und Kenianerin Chepkemoi
Gestartet wurde um neun Uhr früh bei zwei Grad plus (der Minusrekord liegt bei -0,1 im Jahr 1986), was sich wegen des Eiswindes aber wie deutliche Minusgrade anfühlte. Der Temperatursturz nach warmen Tagen hielt die favorisierte männliche Elite trotzdem nicht davon ab, in kurzen Hosen von der Reichsbrücke weg loszujagen, die besten Frauen griffen zumindest zu Stirnbändern und Ärmlingen.
Bei den Männern bildeten die als Podestplatzanwärter gehandelten Kenianer mit einigen Äthiopiern wie erwartet eine größere Gruppe, die nach zehn Kilometern bereits erstmals zerfiel. Überraschend konnten nach und nach die Läufer aus Kenia nicht mehr mithalten, die Äthiopier Abadi und Mogos Tuemay blieben übrig und matchten sich kurz an der Spitze, Abadi setzte sich aber bald ab. Der 21-Jährige lief erst seinen zweiten Marathon und verbesserte seine Bestmarke von 2:10:33 auf 2:08:28 Stunden. Zweiter wurde der Kenianer Mica Cheserek (2:10:23), Dritter der äthiopische Debütant Tuemay (2:10:33).
Abadi hatte übrigens sehr wohl auf Kopfbedeckung in Form von auffallenden riesigen Ohrschützern, langen Ärmeln und Handschuhen gesetzt. Er ist nun der jüngste Sieger in der Geschichte des VCM. "Es war sehr windig und kalt. Die Zeit ist nicht gut, aber ich habe gewonnen und eine neue Bestzeit, daher bin ich glücklich", sagte Abadi, der eigentlich eine 2:05 angepeilt hatte. "Gegen das Wetter kann man nichts machen. Es war eine Herausforderung." Der topfavorisierte Justus Kangogo wurde Siebenter.
Frauensiegerin hatte ihre favorisierten Landsfrauen im Griff
Auch dessen Schwägerin Vibian Chepkirui, zweifache Wien-Siegerin und Streckenrekordlerin, erwischte nicht den besten Tag. Ihr passierte anfangs ein Missgeschick, sie verfehlte ihre Trinkflasche, musste zurücklaufen und sich wieder an das Topfeld herankämpfen. Ein zweites Mal fiel sie bei Kilometer 17 zurück, dieses Mal schaffte sie den Anschluss nicht mehr und stieg vor dem Halbmarathon aus.
Vor eben jener Marke hatte sich das Spitzenfeld auf ein Trio reduziert, ab Kilometer 36 wurde es ein Sololauf von Chepkemoi. Die seit Donnerstag 25-Jährige siegte vor den Landsfrauen Rebbeca Tanui (2:25:18) und Catherine Cherotich (2:25:45). "Ich bin das erste Mal in Wien, es ist mein zweiter Marathon. Ich habe mit dem Sieg nicht gerechnet. Es war sehr, sehr kalt und windig", sagte die in eine dicke Winterjacke gehüllte Chepkemoi im Ziel im Interview.
Vojta als Neunter bester Europäer
Für Vojta ging Platz neun angesichts der äußeren Umstände in Ordnung. "Auch wenn die Zeit nicht überragend ist. Aber bei den Bedingungen rundherum kann ich glücklich nach Hause gehen. Ich muss mitnehmen, dass ich gescheit gelaufen und im Feld gut platziert bin. Jetzt werde ich mir ein bissl Speed holen auf der Unterdistanz und für den Herbst planen." Lemawork Ketema kam bei seinem Comeback nach einer Oberschenkelband-Operation nicht ins Ziel. Wutti hatte sich wegen des Wetters nicht viel erwartet, "die Freude über die Zeit ist umso größer".
Den Halbmarathon gewann Thomas Messner in 1:04:22 Stunden. "Es war sehr windig und schwierige Bedingungen. Aber die Temperaturen waren in Ordnung", sagte der Steirer, der vor einer Woche auch den Staatsmeistertitel über 21,097 km geholt hatte. Mit der Halbmarathonspitze hatten übrigens einige Marathonläufer falsch abgebogen, sie wurden kurz vor dem Ziel auf die große Schleife zurückgeschickt.
Zusammenfassung
- Haftamu Abadi aus Äthiopien gewann den 42. Vienna City Marathon in 2:08:28 Stunden, während Betty Chepkemoi aus Kenia mit 2:24:14 Stunden bei den Frauen siegte. Beide liefen erst ihren zweiten Marathon.
- Die kalten Temperaturen von 2 Grad und der starke Wind beeinflussten die Leistungen der Favoriten. Andreas Vojta erreichte als bester Europäer Platz neun in 2:15:01 Stunden.
- Vibian Chepkirui, zweifache Wien-Siegerin, musste wegen eines Missgeschicks und der Kälte aussteigen. Der Halbmarathon wurde von Thomas Messner in 1:04:22 Stunden gewonnen.