"X-odus": Abwanderungswelle von X in Europa und USA
King ist nicht der einzige Promi, der X den Rücken kehrt: Unter den X-Abtrünnigen befinden sich auch Schauspielerin Jamie Lee Curtis, Hollywoodstar Jim Carrey oder Musiker Moby. Auch der US-Fernsehjournalist Don Lemon gab bekannt, dass er die Plattform verlassen wolle und sagte, er habe das Gefühl, dass X nicht länger ein Ort für "ehrliche Debatten und Diskussionen" sei.
Jamie Lee Curtis postete auf Instagram einen Screenshot ihrer Kontolöschung bei X und schrieb dazu: "Gott, gib mir die Gelassenheit, die Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann. Mut, Dinge zu ändern, die ich kann. Und die Weisheit, den Unterschied zu erkennen." Und während viele Medien weiter Links zu ihren Beiträgen bei X veröffentlichen, ging die britische Zeitung "Guardian" von Bord.
Social-Media-Berater Martin Fuchs beobachtet, dass das ehemalige Twitter seit dem Einstieg von Elon Musk kontinuierlich in Deutschland an Relevanz, Reichweite und an relevanten Stimmen verloren habe. Unter den Aussteigern sind wichtige Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Politikerinnen und Politiker - aber auch Journalistinnen und Journalisten. "Nichtsdestotrotz bleibt X - Stand heute - der wichtigste Ort der Meinungseliten für politischen Echtzeit-Diskurs in Deutschland", so Fuchs. Das sei auch der Grund, warum etwa die SPD und auch der deutsche Grünen-Politiker Robert Habeck zu X zurückgekehrt seien.
Auch in Österreich verlassen zu Zeit zahlreiche Prominente, Experten und Medienschaffende die Plattform. So hat etwa ORF-Anchorman Armin Wolf seinen Account stillgelegt und das mit der Entwicklung von X unter Musk begründet. Weniger Moderation, ein zunehmend aus dem Ruder laufender Diskurs sowie Verschwörungs- und Propagandaposts führt er dabei ins Treffen.
Ebenso argumentieren auf X seit Jahren höchst aktive Kolleginnen und Kollegen wie "Falter"-Herausgeber Florian Klenk, Puls24-Infochefin Corinna Milborn oder Medienexpertin und Autorin Ingrid Brodnig. Viele wechselten zu der Plattform Bluesky.
Als Trend Nummer 1 identifiziert X diese Tage selbst den Hashtag #eXit.. Simon Hurtz, Experte vom Social Media Watchblog, sagte, niemand könne seriös vorhersagen, wie nachhaltig der "X-odus" am Ende sein werde. "Aber klar ist: Je größer der Account, desto wichtiger das Signal." Wenn Politikerinnen und Politiker, Prominente oder Behörden ihre X-Konten stilllegten, löse das mediale Debatten aus und habe womöglich Vorbildcharakter. "Eine Plattform wächst mit der Relevanz, die ihr die Nutzer zusprechen."
Unklar bleibt aber nicht nur die Weiterentwicklung von X, sondern auch, wer die enttäuschten X-Userinnen und User mehrheitlich einsammeln kann. Stephen King verabschiedete sich von X in Richtung Threads, der Alternativ-Plattform des Facebook-Konzerns Meta. Der Dienst, der zunächst auf Instagram aufsetzte, bewegt sich auf die Marke von 300 Millionen Nutzern zu. Meta-Chef Mark Zuckerberg will die Gunst der Stunde nutzen und stellte die Möglichkeit in Aussicht, gesonderte Feeds für bestimmte Themen oder Profile zu erstellen. Andere bevorzugen die quelloffene, nichtkommerzielle Plattform Mastodon oder Bluesky.
Bluesky verzeichnet inzwischen rund 20 Millionen Nutzer. Im Vergleich zu X und Threads ist der Dienst noch relativ klein, wächst aber schnell. Im September hatte das Start-up insgesamt nur zehn Millionen Nutzer. Eine Woche nach der Wahl war Bluesky die bestplatzierte kostenlose App im App-Store von Apple - zumindest in den USA. Aber auch in Deutschland steht Bluesky im Segment "Soziale Netzwerke" aktuell auf Platz 2 - hinter Threads von Meta, aber vor Telegram, WhatsApp, Facebook, Discord und Signal.
Martin Fehrensen, Gründer des Social Media Watchblog, weist darauf hin, dass es bereits direkt nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk eine Vielzahl von sogenannten Early Adoptern (Früh-Anwendern) gegeben habe, die bei Bluesky eine neue digitale Heimat gesucht hätten.
Die aktuelle Dynamik sei allerdings nicht mehr mit der Situation vor einem Jahr zu vergleichen, so Fehrensen. "Glich Bluesky vor einem Jahr noch der größten WhatsApp-Gruppe Deutschlands, könnte sich Bluesky nun tatsächlich zur neuen digitalen Heimat vieler "Twitter-Fans" entwickeln."
Zusammenfassung
- Stephen King und andere Prominente wie Jamie Lee Curtis und Jim Carrey verlassen die Plattform X aufgrund einer zunehmend giftigen Atmosphäre und wechseln zu Alternativen wie Threads und Bluesky.
- In Österreich kehren ebenfalls viele prominente Persönlichkeiten X den Rücken, darunter ORF-Anchorman Armin Wolf, der die Entwicklung unter Elon Musk kritisiert.
- Bluesky und Threads gewinnen an Popularität, wobei Threads auf 300 Millionen Nutzer zusteuert und Bluesky sich bereits auf 20 Millionen Nutzer verdoppelt hat.