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Ungarn feuert Museumsdirektor wegen LGBTQI-Inhalten

Der Direktor des ungarischen Nationalmuseums in Budapest wurde am Montag entlassen. Er habe im Rahmen der "World Press Photo"-Ausstellung queere Darstellungen auch Minderjährigen zugänglich gemacht. Das verstoße gegen das umstrittene Gesetz zur Einschränkung von LGBTQI+-Inhalten für Kinder.

Rund um die internationale Ausstellung "World Press Photo", die gerade in Budapest gastiert, herrschte schon Ende Oktober Aufregung. Auf den Fotos sind queere Personen zu sehen, deshalb wurde Jugendlichen unter 18 Jahren der Zutritt zur Ausstellung untersagt.

Queerness bezeichnet allgemein Nicht-Heterosexualität. Dafür gibt es aber keine dezidierten Codes, man kann nur annehmen, dass die gezeigten Personen vielleicht nicht heterosexuell sind.

Nun ging das ungarische Kulturministerium am Montag einen Schritt weiter als das Zutrittsverbot und feuerte den Direktor des ungarischen Nationalmuseums in Budapest, Laszlo L. Simon.

Verstoß gegen "Kinderschutzgesetz"

Er hätte eigentlich noch bis 2026 Direktor bleiben sollen, nun müsse er gehen, weil er gegen das umstrittene Gesetz verstoßen habe, das Kindern den Zugang zu queeren Inhalten verbietet. Das Museum wies zwar auf seiner Website sowie am Eingang der Ausstellung darauf hin, dass nur Besucher:innen über 18 Jahre eintreten durften, doch das dürfte nicht gereicht haben. 

Auf Facebook teilte Simon mit, dass weder er noch das Museum vorsätzlich gegen das Kinderschutzgesetz verstoßen hätten. "Ich nehme die Entscheidung zur Kenntnis, kann sie aber nicht akzeptieren", schrieb er. "Als Vater vier Kindern und Opa lehne ich es entschieden ab, dass unsere Kinder vor mir oder der Institution, die ich leite, geschützt werden sollen."

In einer Erklärung schrieb das Kulturministerium, Simon sei entlassen worden, weil er sich nicht an das Gesetz gehalten und "ein Verhalten an den Tag gelegt habe, das es ihm unmöglich gemacht habe, seine Arbeit fortzusetzen".

EU-Kommission verklagte Ungarn

Konkret geht es um eine Fotoreihe der philippinischen Journalistin Hannah Reyes Morales. Sie dokumentiert eine Gemeinschaft älterer LGBTQI-Personen auf den Philippinen, die gemeinsam in einem Haus namens "Home for the Golden Gays" wohnen. Dort unterstützen sie einander im Alter.

Die EU-Kommission hatte Ungarn Ende des vergangenen Jahres wegen des "Kinderschutzgesetzes" vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. Unter anderem sieht sie die Informationsrechte von Jugendlichen eingeschränkt, was gegen EU-Grundrechte verstoßen würde.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Direktor des ungarischen Nationalmuseums in Budapest wurde am Montag entlassen.
  • Er habe im Rahmen der "World Press Photo"-Ausstellung queere Darstellungen auch Minderjährigen zugänglich gemacht.
  • Das verstoße gegen das umstrittene Gesetz zur Einschränkung von LGBTQI+-Inhalten für Kinder.
  • "Ich nehme die Entscheidung zur Kenntnis, kann sie aber nicht akzeptieren", so der Museumsdirektor.