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Deutscher Bundestag streicht Sitzungswoche Ende November

Wegen des Bruchs der Ampel-Koalition in Deutschland hat der Bundestag seine nächste Sitzungswoche abgesagt. Ein entsprechender Antrag wurde am Freitag mit den Stimmen von SPD, Union (CDU/CSU), Grünen und FDP beschlossen. Für die Woche ab 25. November waren Plenarsitzungen mit Debatten und Abstimmungen zum Budget 2025 geplant. Wegen des Bruchs der Koalition gibt es aber keinen mehrheitsfähigen Haushaltsentwurf, so hielt eine Abgeordnetenmehrheit die Sitzungen für überflüssig.

Scharfe Kritik an der Absage kam von der AfD (Alternative für Deutschland), der Linken und dem BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht). "Ohne Haushalt braucht es auch keine Haushaltswoche, so einfach ist das", sagte FDP-Parlamentsgeschäftsführer Johannes Vogel in der Plenardebatte. Seine SPD-Kollegin Katja Mast sprach von einer "besonderen Situation" nach dem Verlust der Regierungsmehrheit. "SPD, Grüne, FDP und Union sind sich einig: Diese Haushaltswoche ist nicht erforderlich", sagte Mast. Für Dezember seien noch zwei volle Sitzungswochen angesetzt, in denen der Bundestag anstehende Entscheidungen treffen könne.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sprach sich dafür aus, auch den Sitzungskalender des Deutschen Bundestags im Jänner und Februar - also vor der vorgezogenen Wahl am 23. Februar - auszudünnen. Bisher sind für die beiden Monate vier Sitzungswochen vorgesehen. Dobrindt schlug vor, nur eine Sitzungswoche im Jänner anzusetzen und im Februar vor der Bundestagswahl eine zweitägige Generaldebatte im Plenum abzuhalten. Für eine derartige Änderung des Sitzungskalenders wird eine weitere Abstimmung im Bundestag erforderlich sein.

AfD-Parlamentsgeschäftsführer Bernd Baumann übte scharfe Kritik an der Absage der Haushaltswoche und sprach von einem Versuch, "das Parlament auszuschalten". An SPD, Union, Grüne und FDP gerichtet sagte er: "Auf diese Weise reduzieren Sie und kastrieren Sie die Parlamentsarbeit." Der Linken-Abgeordnete Christian Görke sprach von einer "großen Koalition der Verantwortungslosigkeit".

Unterdessen hat die CDU/CSU-Opposition empört auf einen Gesetzesvorstoß einer Abgeordnetengruppe zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten drei Monaten reagiert. Unionsfraktionschef Friedrich Merz griff vor allem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) deswegen scharf an. Er hat den Gesetzentwurf als SPD-Abgeordneter mitunterzeichnet. Mit dem Vorstoß solle versucht werden, "den Paragrafen 218 jetzt noch im Schnellverfahren zum Ende der Wahlperiode abzuschaffen", sagte Merz. "Das ist skandalös, was der Bundeskanzler da macht." Es handle sich um ein Thema, "das wie kein zweites das Land polarisiert, das wie kein zweites geeignet ist, einen völlig unnötigen weiteren gesellschaftspolitischen Großkonflikt in Deutschland auszulösen".

Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland derzeit laut Paragraf 218 des Strafgesetzbuches rechtswidrig. Tatsächlich bleiben sie in den ersten zwölf Wochen aber straffrei, wenn die Frau sich zuvor beraten lässt. Ohne Strafe bleibt ein Abbruch zudem, wenn medizinische Gründe vorliegen oder wenn er wegen einer Vergewaltigung vorgenommen wird. Über die Abschaffung des Paragrafen 218 wird seit Jahren gestritten. Nach dem Vorschlag der Abgeordneten sollen Abtreibungen bis zur 12. Woche rechtmäßig werden. Die Pflicht zur Beratung bliebe bestehen, allerdings ohne die derzeit geltende Wartepflicht von drei Tagen zwischen Beratung und Abtreibung. Wenn eine Abtreibung ohne Beratungsbescheinigung vorgenommen wird, soll sich künftig nur der Arzt oder die Ärztin strafbar machen. Die Frau bliebe straffrei.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Deutsche Bundestag hat die Sitzungswoche ab dem 25. November abgesagt, da es wegen des Bruchs der Ampel-Koalition keinen mehrheitsfähigen Haushaltsentwurf gibt.
  • Im Dezember sind noch zwei volle Sitzungswochen geplant, um anstehende Entscheidungen zu treffen, während die CSU vorschlägt, den Sitzungskalender im Januar und Februar zu reduzieren.
  • Ein Vorstoß zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten drei Monaten hat zu scharfer Kritik innerhalb der CDU/CSU geführt, insbesondere von Unionsfraktionschef Friedrich Merz.