Handyfreie Zone
Wien setzt Handyverbot im Klassenzimmer um
Der entsprechende Erlass soll in den nächsten Tagen kommen, hieß es auf Nachfrage der APA aus dem Büro des Vizebürgermeisters. Zwar gebe es an "manchen Schulen" bereits Regelungen, die am Standort gut funktionieren und von allen Teilen der Schulgemeinschaft mitgetragen würden, hieß es in einer Aussendung.
"Viele berichten jedoch von zunehmenden Problemen und wünschen sich einen gemeinsamen Rahmen, der die Handhabung an Schulen erleichtert." Wiederkehr lud daher zu einem Rat aus Expert:innen, um gemeinsam Lösungen im Umgang mit Smartphones oder Smartwatches im Schulalltag zu erarbeiten.
Konsequenzen bei Regelverstoß
"Das Handy ist ein echter Konzentrationskiller im Klassenzimmer", wurde Wiederkehr zitiert. Im Expertenrat habe es einen breiten Konsens für handyfreie Unterrichtszeit und Pausen gegeben. Die Nutzung der Geräte für Unterrichtszwecke soll freilich weiterhin möglich sein.
Bei Regelverstößen empfiehlt der Expertenrat eine Verwarnung, Mitteilung an die Eltern oder einen Eintrag ins Klassenbuch. Bei der Umsetzung wird es laut Wiederkehr essenziell sein, Kinder und Jugendliche, ihre Eltern und die Pädagoginnen und Pädagogen aufzuklären und mitzunehmen.
Regelungen zur Handynutzung gibt es laut einer aktuellen Umfrage von Bundesverlag Schulbuch (öbv) und Uni Linz bereits jetzt fast flächendeckend. Darin haben 53 Prozent der befragten knapp 1.000 Lehrpersonen von einem Handyverbot im Unterricht an ihrer Schule berichtet, weitere 40 Prozent von Regeln zur Handynutzung. Drei Viertel sprachen sich für ein generelles Handyverbot an der Schule aus.
ÖVP sieht "Ablenkungsmanöver", Grüne: "Wahlkampf-PR"
Die ÖVP kritisierte Wiederkehrs Vorstoß am Mittwoch als Themenverfehlung. "Das Thema Deutschförderung muss oberste Priorität haben und keine Ablenkungsmanöver mit Handyverboten", hieß es in einer Aussendung. Immerhin beherrsche in Wien die Hälfte der Schulanfängerinnen und -anfänger nicht gut genug Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können. Für die Grünen gehören Handys zwar ebenfalls aus den Schulklassen verbannt, dafür brauche es aber keine neue Verordnung.
"Angesichts der Wiener Bildungskrise wäre Wiederkehr gut beraten, sich endlich um Lösungen zu kümmern, als Wahlkampf-PR zu betreiben". In Wien finden am 27. April vorgezogene Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen statt.
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Zusammenfassung
- Wien plant, Volks- und Mittelschulen zu handyfreien Zonen zu erklären, um die Konzentration im Unterricht zu verbessern. Ein Erlass wird in den nächsten Tagen erwartet.
- Laut einer Umfrage gibt es bereits an vielen Schulen Regelungen zur Handynutzung: 53 Prozent der Lehrpersonen berichten von einem Handyverbot, 40 Prozent von speziellen Regeln.
- Die ÖVP kritisiert den Vorstoß als Ablenkung von der Deutschförderung, während die Grünen ein Handyverbot unterstützen, jedoch keine neue Verordnung für nötig halten.